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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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verstand er allerdings nicht.
    Als Durin Gas gab, stoben die Tauben davon.
    »Du hast sie vertrieben«, meinte Avi.
    »Nein«, widersprach Durin. »Habe ich nicht.«
    Wieder ein Poltern auf dem Dach, diesmal so laut, dass Avi ohne Sicherheitsgurt vermutlich vor Schreck aufgesprungen wäre. Die Stoßdämpfer des Taxis wippten.
    »Was war das?«, fragte er entsetzt.
    Durin trat aufs Gas. Mit quietschenden Reifen machte das Taxi einen Satz auf die stehende Limousine zu. Dann riss er das Steuer scharf nach links herum und lenkte auf die Gegenfahrbahn. Avi starrte aus dem Heckfenster und wartete darauf, dass vom Dach etwas herunterfiel. Aber nichts geschah. Stattdessen ertönte ein erneutes Gepolter, diesmal noch viel lauter.
    Das Taxi raste durch den Tunnel und in die Nacht hinaus. Hier waren die Straßen nahezu verlassen. Der Wagen beschleunigte, bis der Zeiger am Armaturenbrett neunzig anzeigte. Avi war nicht sicher, was das zu bedeuten hatte, jedenfalls fühlte es sich sehr schnell an.
    Das Gepolter auf dem Dach ging weiter.
    »Festhalten«, befahl Durin und bog nach links in eine breite, leere Straße ein. Durch das Manöver wurde Avi zur Seite geschleudert. Das Mädchen kippte so heftig um, dass es sich den Kopf an der Scheibe anschlug. Es rührte sich immer noch nicht.
    Im Autodach entstand eine Reihe von Einbuchtungen, als hätte jemand eine gewaltige Gabel hineingestoßen. Avi duckte sich instinktiv. Plötzlich verstummte das Poltern, wurde jedoch von einem schauerlichen Kreischen abgelöst, als kratzten tausend Fingernägel über eine Schultafel.
    Durin riss das Steuer erst nach rechts und dann nach links herum, um den Feind auf dem Dach abzuwerfen. Als blaues Licht durchs Fenster hereinfiel, musste er sofort an Kellen und die Flammen denken, die aus seinen Händen schossen, doch es war nur ein Streifenwagen, der, das Blaulicht mitten im Einsatz erstarrt, halb auf dem Gehweg parkte. Durin lenkte daran vorbei und bog in eine lange, gewundene Straße ein, die von hell erleuchteten Theatern gesäumt wurde.
    Ein gewaltiger Stoß erschütterte das Taxi. Die Dellen im Dach verwandelten sich in schartige Löcher. Im nächsten Moment bog jemand das gesamte Dach weg wie den Deckel von einer Konservendose. Avi kauerte sich auf seinem Sitz zusammen, als das Metall abgerissen wurde. Das Dach rollte sich ein, klappte zurück, trennte sich schließlich vom restlichen Taxi und fiel wie ein riesiges schwarzes Blatt polternd auf die Straße.
    Die Gestalt, die breitbeinig und angestrahlt von der glitzernden Theaterbeleuchtung auf dem Loch oben im Taxi stand, war Kellen.
    Das Taxi bog um eine weitere Kurve und machte einen Satz, als eines der Räder über die Bordsteinkante holperte. Jeder normale Mensch wäre davon heruntergeschleudert worden, aber Kellen hielt sich fest. Offenbar konnte er sich mit den Füßen ebenso gut an das scharfkantige Metall klammern wie mit den Händen. Er knurrte – ein Geräusch, so grollend wie bei einem Löwen – und beugte sich tief ins Taxi hinein. Der Wind umtoste ihn. Sein Gewand erinnerte an eine aufgebauschte graue Wolke.
    »Ein kleiner Meisterausbrecher, was?«, sagte er.
    Verzweifelt blickte Avi sich im Wageninneren um. Es musste doch etwas zu finden sein, das er als Waffe benutzen konnte, aber er entdeckte nur eine rosafarbene Handtasche, die zwischen den Füßen des Mädchens stand. Und heraus lugte eine Flasche Haarspray.
    »Durin!«, überbrüllte Kellen das Heulen des Windes. »Halte sofort diesen Wagen an!«
    Durins Gesicht war reglos wie Stein. Die Nadel auf dem Armaturenbrett näherte sich hundert Stundenkilometern. Als er am Lenkrad drehte, begann das Auto zu schwanken und geriet ins Schleudern. Schwarzer Qualm wehte an Kellen vorbei. Der Geruch von brennendem Gummi stieg Avi in die Nase. Auch Kellens riesige Nasenlöcher zuckten, und ein raubtierhaftes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Offenbar gefiel ihm der Gestank.
    Das Taxi raste an einer kunstvoll gestalteten Statue vorbei, die eine Putte mit Pfeil und Bogen darstellte, und arbeitete sich durch ein Gewirr von Straßen zu einem großen Platz vor, dessen vier Ecken von Löwen aus Granit bewacht wurden. Durin riss das Steuer hin und her, um Kellen vom Wagen zu werfen. Bei jedem Ruck verzerrte Kellen die Lippen und stieß einen Schwall von Beschimpfungen aus, aber er ließ nicht locker.
    Avi löste seinen Sicherheitsgurt und ließ sich zu Boden fallen. Genau in diesem Moment sauste etwas nur einen Zentimeter von seinem
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