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Die gefangene Braut

Die gefangene Braut

Titel: Die gefangene Braut
Autoren: Johanna Lindsey
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Eßzimmer, und Kareen und Johnsy folgten dicht hinter ihm.
    »Tommy!« schrie John. Er hielt ihn an der Tür an. Tommy drehte sich langsam um, und beim Anblick der beiden Pistolen, die er in seinen Händen hielt, erbleichte John. »Mein Gott! Was hast du getan?«
    Tommy ließ augenblicklich die Waffen fallen, als habe er sich die Hände verbrannt. Doch eine der Pistolen war noch geladen und ging mit einem gräßlichen Geräusch los, als sie auf den Boden fiel. Von oben ertönte ein gequälter Aufschrei. Tommy sank auf seine Knie, und Tränen strömten über seine Wangen.
    »Sie verfolgt mich jetzt schon als ein Spuk!« schrie Tommy. »O Gott, Crissy, ich wollte dir nichts tun. Ich habe dich geliebt!«
    »Bleib, wo du bist, Tommy«, ordnete John mit erstickter Stimme an, ehe er die Treppe hinaufsprang. Die Frauen folgten dicht auf seinen Fersen.
    »Wohin mit mir?« murmelte Tommy vor sich hin. Er war allein in der Eingangshalle. »Warum verfolgt mich Caxton nicht? Gerechtigkeit muß geübt werden! O Gott, wie konnte ich bloß so blind sein, nicht zu erkennen, wie sehr sie ihn geliebt hat – so sehr, daß sie mir in die Schußlinie läuft, um ihn zu schützen? Mit dem, was ich angerichtet habe, kann ich nicht leben – ich will sterben!«

34

    »Verdammt noch mal Doktor, warum kommt sie nicht zu sich? Jetzt sind es schon drei Tage, und Sie haben gesagt, es sei nur eine leichte Verletzung – die nicht einmal verbunden werden muß!« John ging in Christinas Schlafzimmer auf und ab, während der alte Dr. Willis seine Tasche schloß.
    »Nach allem, was mir Mr. Caxton erzählt hat, fürchte ich, daß Christinas Verfassung seelisch bedingt ist, nicht körperlich. Als sie aus ihrer ersten Ohnmacht erwachte und dann den zweiten Schuß hörte, ging sie sofort davon aus, daß jetzt ihr Sohn tot sei. Sie sieht absolut keinen Grund, zu sich zu kommen – sie will es einfach nicht.« »Aber sie hat allen Grund, weiterzuleben!« »Wir wissen das, aber sie weiß es nicht. Ich kann Ihnen nur vorschlagen, hier sitzenzubleiben und mit ihr zu sprechen. Sie müssen versuchen, ihr das, was sie glaubt, auszureden. Und machen Sie nicht ein solches Getue, John. In all den Jahren meiner Praxis habe ich noch nie einen Patienten verloren, der an reiner Hartnäckigkeit gestorben ist. Wenn man von Ihrer Mutter einmal absieht. Aber sie war bei vollem Bewußtsein, und sie hat sich durch reine Willenskraft dazu gebracht zu sterben. Reden Sie mit Christina. Sagen Sie ihr, daß ihr Junge sie braucht – sagen Sie ihr, was sie wollen, damit sie sich nur aus diesem Zustand aufrütteln läßt. Wenn sie erst die Augen aufschlägt, ist alles gut.«
    Nachdem Doktor Willis gegangen war, kam Philip ins Zimmer und blieb am Bett stehen.
    »Was hatte Willis zu ihrem Zustand zu sagen?« fragte Philip sachlich.
    »Daß sie keinen Grund hat, nicht zu sich zu kommen, es nur einfach nicht will!« erwiderte John erhitzt. »Verdammt noch mal! Sie versucht, aus reiner Willenskraft heraus an ihrem Kummer zu sterben, genauso wie unsere Mutter es getan hat.«
    John redete den ganzen Tag auf Christina ein, und am späten Abend schlug sie die Augen auf.
    Sie sah John an, der auf einem Stuhl neben ihrem Bett saß, und sie fragte sich, warum er hier war. Dann fiel ihr wieder ein, was passiert war.
    »O Gott, nein – nein!« schrie sie hysterisch.
    »Es ist alles in Ordnung, Crissy – Philip junior geht es gut. Er ist am Leben, das schwöre ich dir!« sagte John eilig.
    »Du – du darfst mich nicht belügen, John«, flehte Christina ihn zwischen zwei Schluchzlauten an.
    »Ich schwöre es dir Crissy, deinem Sohn ist nichts zugestoßen. Er liegt im Nebenzimmer und schläft.«
    Sie konnte nicht aufhören zu weinen. »Ich habe den Schuß gehört. Ich habe ihn selbst gehört!«
    »Der Schuß, den du gehört hast, ist aus dem unteren Stockwerk gekommen, Crissy. Er hat sich gelöst, als Tommy die Pistolen fallen gelassen hat. Niemand ist durch diesen Schuß verletzt worden – Philip junior geht es gut.«
    Christina schlug ihre Decke zurück und wollte aufstehen. Aber ein stechender Schmerz schoß durch ihren Kopf, und ihr wurde schwarz vor Augen. Sie fiel auf das Kissen zurück. »Ich muß es mit eigenen Augen sehen.«
    »Gut, Crissy, wenn du mir nicht glaubst, kannst du ihn sehen. Aber setz dich diesmal langsam auf. Du liegst seit drei Tagen im Bett.«
    John blieb nichts anderes übrig, als Christina in das Kinderzimmer zu tragen. Er stellte sie sachte neben der Wiege ab und
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