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Die gefangene Braut

Die gefangene Braut

Titel: Die gefangene Braut
Autoren: Johanna Lindsey
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merken müssen, aber ich war zu sehr von meinen eigenen Gefühlen besessen. Als Caxton hier aufgetaucht ist, habe ich in ihm nur einen Rivalen gesehen. Aber jetzt weiß ich, daß du nie für mich zu haben warst -du warst immer nur für ihn da. Sag ihm, daß mir dieser Vorfall außerordentlich leid tut. Er schläft noch, denn sonst würde ich versuchen, es ihm selbst zu sagen.«
    »Du kannst es ihm später sagen.«
    »Nein, dann bin ich nicht mehr hier. Ich reise heute noch ab.«
    »Wohin gehst du?«
    «Ich habe mich entschlossen, zum Militär zu gehen, wie John es auch getan hat«, sagte Tommy hilflos.
    »Aber was ist mit deinen Ländereien? Dein Vater braucht dich«, sagte Christina. Aber dann merkte sie, daß Tommys Entschluß längst feststand.
    »Mein Vater ist noch ein junger Mann. Ich habe hier nichts zu suchen. Mir geht es so, wie es dir gegangen ist, Crissy. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht. Es ist an der Zeit, daß ich mir die Welt ansehe.« Er küßte sie flüchtig auf die Wange, und in seinen braunen Augen stand herzliche Freundschaft. »Jemanden wie dich werde ich nie mehr finden, aber vielleicht gibt es doch noch eine andere Frau, die mir gefällt.«
    »Ich hoffe es, Tommy, ich hoffe es wirklich für dich. Und ich wünsche dir alles Glück auf Erden.«
    Christina blieb noch lange mitten im Zimmer stehen, nachdem Tommy gegangen war. Sie war traurig und fühlte sich so einsam, als sei ein kleines Stückchen ihres Herzens einfach abgeschnitten worden. Der Tommy, mit dem sie eben gesprochen hatte, war der alte Tommy, den sie wie einen Bruder geliebt hatte, und sie würde ihn sehr vermissen.

35

    Philip erwachte mit einem bohrenden Kopfschmerz. Die Sonne, die in sein Zimmer strömte, trug auch nicht gerade zu einer Besserung bei. Er preßte sich die Hände gegen die Schläfen, damit der Schmerz nachließ, aber auch das half nichts. Dann blickte er an seinem vollständig bekleideten Körper hinunter, dem nur ein Schuh fehlte, und er stöhnte.
    John hatte ihm am späten Abend mitgeteilt, Christina sei endlich wieder zu sich gekommen. Oder hatte er das alles nur geträumt? Das ließ sich herausfinden. Er" stand auf. Wieder zuckte ein stechender Schmerz durch seinen Kopf, und er gelobte sich, lange Zeit keinen Whiskey mehr anzurühren. Er spritzte sich reichlich Wasser ins Gesicht und hielt sich dann an der Kommode fest, bis der Schmerz ein wenig nachließ.
    Nach einer Weile war er soweit, daß er sich rasieren und umziehen konnte. Er fühlte sich fast wieder wie ein Mensch, und er beschloß, es sei ein guter Zeitpunkt, um nach Christina zu sehen.
    Unangekündigt betrat er ihr Zimmer. Sie saß aufrecht im Bett und trug über einem weißen Spitzennachthemd ausgerechnet den Kaftan aus schwarzem Samt. Ihr langes Haar umrahmte ihr Gesicht mit einem goldenen Heiligenschein.
    »Kannst du denn nicht anklopfen?« fragte sie barsch.
    »Du würdest ja doch nur ›herein‹ sagen, und warum soll ich unser beider Zeit vergeuden?« Philip setzte sich. »Du bist also endlich wieder zu dir gekommen. Was zum Teufel soll das heißen – einfach drei Tage durchzuschlafen und meinen Sohn einer Amme anzuvertrauen?«
    Christina konnte aus seinem Tonfall nicht erkennen, ob Philip sie necken wollte oder ob er es ernst meinte. Sie entschied sich für letzteres und wurde böse.
    »Es tut mir leid, daß mein verspätetes Erwachen dich aus der Fassung gebracht hat, aber ich habe meinen Sohn heute morgen schon gesehen. Wie wärest du eigentlich mit Ammen zurechtgekommen, wenn du sie so sehr ablehnst?«
    »Verdammt noch mal, Frau!« brüllte er, doch dann stöhnte er über den Klang seiner eigenen Stimme.
    Christina wurde klar, was mit ihm los war, und sie fing an zu kichern.
    »Was zum Teufel ist hier so verdammt komisch?« Er sah sie durch seine roten Augen finster an.
    »Du«, sagte Christina, und sie unterdrückte ihr Lachen.
    »Was kann bloß in dich gefahren sein, dich drei Nächte hintereinander im Alkohol zu ertränken? Ich weiß, daß du außer dir warst, weil du Philip junior fast verloren hättest, aber ist das ein Grund, dich krank zu trinken? Ihm ist nichts zugestoßen.«
    »Du liegst bewußtlos im Bett, und ich weiß nicht, ob du leben oder sterben wirst – und du fragst mich, was in mich gefahren ist, mich zu betrinken?«
    »Was für eine Rolle spielt es, ob ich lebe oder sterbe? Ich bin sicher, daß John dir Philip junior gegeben hätte, wenn ich nicht durchgekommen wäre. Die Vorstellung, zu bekommen, was du
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