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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr
Autoren: Vince Flynn
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bin kein Sympathisant der Taliban oder von Al Kaida. Ich habe nur deshalb mit ihnen zu tun, weil es meine Aufgabe ist, sie zu überwachen.«
    »Sie wissen, dass General Musharraf klar und deutlich gesagt hat, dass wir die Taliban und Al Kaida nicht länger unterstützen dürfen.« Akram hatte den Gefangenen von Anfang an glauben lassen, dass er ein Landsmann von ihm sei.
    »Ich sage es noch einmal«, erwiderte Haq nachdrücklich. »Ich treffe mich nur deshalb noch mit meinen Kontaktpersonen, weil ich sie zu überwachen habe.«
    »Und Sie sympathisieren immer noch mit ihren Anliegen, nicht wahr?«
    »Ja, ich … ich meine, nein! Ich sympathisiere nicht mit ihnen.«
    Akram lächelte. »Ich bin ein gläubiger Moslem«, sagte er, »und ich sympathisiere sehr wohl mit ihren Anliegen.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Sind Sie denn kein gläubiger Moslem?«
    Die Frage war für den Geheimdienstoffizier ein Schlag ins Gesicht. »Natürlich bin ich ein gläubiger Moslem«, platzte er ungeduldig heraus, »aber ich bin … ich bin Offizier in der ISI. Ich weiß, wem meine Loyalität gebührt.«
    »Oh, davon bin ich überzeugt«, sagte Akram skeptisch. »Das Problem ist nur, dass ich nicht weiß, wem Ihre Loyalität gebührt, und ich verliere langsam die Geduld«, fügte er in bedauerndem Ton hinzu.
    Der Mann barg das Gesicht in beiden Händen und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin nicht so, wie Sie denken.« Er hob den Kopf und sah den Mann, der ihn verhörte, mit glasigen, fast flehenden Augen an. »Fragen Sie meine Vorgesetzten. Fragen Sie General Sharif. Er wird Ihnen bestätigen, dass ich nur meine Befehle ausgeführt habe.«
    Akram schüttelte den Kopf. »Ihre Vorgesetzten haben Sie längst fallen lassen. Sie sind ihnen nur noch eine Last. Diese Leute sagen, sie hätten keine Ahnung, was Sie für Ziele verfolgen.«
    »Sie sind ein Lügner«, stieß Haq wütend hervor.
    Genau das war es, was Akram mit seinem Verhör bezweckte. Er wollte den Mann dazu bringen, dass er die Kontrolle über sich verlor und auch Wut und Verzweiflung zeigte. Akram hob resignierend die Hände, so als könne er nun nichts mehr tun. »Ich war sehr geduldig mit Ihnen, und alles, was ich von Ihnen dafür bekomme, sind Lügen und Beleidigungen.«
    »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt!«, erwiderte Haq beharrlich.
    Akram sah ihn mit fast väterlicher Strenge an. »Habe ich Sie etwa nicht gut behandelt?«
    Der Schlafmangel und die Drogen ließen Haq erneut die Beherrschung verlieren. Er breitete die Arme aus und sah sich im Raum um. »Ihre Gastfreundschaft lässt einiges zu wünschen übrig. Ich will General Sharif sprechen, und zwar sofort!«, fügte er mit Nachdruck hinzu.
    »Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, Masud. Wie behandeln Sie Ihre Gefangenen?«
    Der Offizier des pakistanischen Geheimdienstes senkte den Blick und ging nicht auf die Frage ein.
    »Habe ich Ihnen auch nur ein Haar gekrümmt, seit Sie hier sind?«
    Haq schüttelte widerstrebend den Kopf.
    »Nun … das wird sich jetzt ändern.« Es war das erste Mal, dass ihm Akram indirekt oder direkt drohte. In ihren Gesprächen hatte Haq ihm bisher nur von seinen Kontaktpersonen berichtet und ihm immer die gleiche einstudierte Geschichte erzählt. Hin und wieder hatte der Mann sich verhaspelt, doch im Großen und Ganzen hatte er seine Linie durchgehalten.
    Akram sah den Gefangenen eindringlich an. »Es ist jemand hier, der gerne mit Ihnen sprechen möchte«, sagte er schließlich.
    Haq blickte auf, und in seinen Augen blitzte eine neue Hoffnung.
    »Nein«, sagte Akram kopfschüttelnd und lachte Unheil verkündend. »Ich glaube nicht, dass Sie diesem Mann gerne begegnen möchten. Ja, ich glaube fast«, fügte Akram hinzu und stand auf, »er ist so ungefähr der Letzte, den Sie jetzt sehen möchten. Er ist jemand, auf den ich keinen Einfluss habe, jemand, der genau weiß, dass Sie ein Lügner sind.«
    »Ich sage die Wahrheit«, kreischte Haq verzweifelt und griff nach Akrams Arm.
    Akram packte sein Handgelenk und drehte es fest genug herum, um dem Mann zu signalisieren, dass er es nicht noch einmal wagen solle, ihn anzurühren. »Sie hatten Gelegenheit genug, die Wahrheit zu sagen, aber Sie wollten ja nicht. Jetzt kann ich nichts mehr für Sie tun«, sagte Akram, ließ die Hand des Mannes los und ging hinaus.
     
    Rapp trat nicht sofort ein. Akram sagte ihm, dass es besser wäre, die Spannung noch etwas ansteigen zu lassen. Sie beobachteten durch das Fenster,
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