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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr
Autoren: Vince Flynn
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für den Islam, in Afghanistan gegen die gottlosen Sowjets. Für al-Yamani gab es keine größere Sache auf der Welt, für die ein Mensch hätte kämpfen können, als den Islam.
    Al-Yamani ging in eine sitzende Position und legte die Hände auf die Schenkel. »Allahu akbar« , flüsterte er, Gott ist groß . Er wiederholte die Worte noch zweimal und erhob sich schließlich. Es war Zeit. Er ging zum Bett hinüber, das sich vorne am Bug des Bootes befand, und zog etwas aus einer Seitentasche seines Seesacks hervor. Al-Yamani hob sein Hemd hoch und steckte den Gegenstand in seinen Hosenbund. Mit seinem geblümten Hemd, seiner Khakihose und seinen Sandalen sah er ganz wie ein reicher Urlauber aus. Er trug sogar einen Ehering und eine falsche Rolex. Besonders schwer aber war ihm gefallen, dass er sich zum ersten Mal seit seiner Jugend den Bart hatte abrasieren müssen.
    Al-Yamani blickte noch ein letztes Mal in den Spiegel, um sicherzugehen, dass sein Anblick kein Misstrauen beim Kapitän hervorrufen würde. Er atmete tief durch, straffte die Schultern und ging zur Kabinentür. Er wollte es rasch hinter sich bringen. Keine Spielchen. Der Kapitän war schließlich ein Ungläubiger. Al-Yamani sperrte die kleine Tür auf und öffnete sie, worauf ihm das strahlend helle Tageslicht der Karibik entgegenflutete.
    Er hielt einen Augenblick inne, schirmte die Augen mit der linken Hand vor der Sonne ab und fragte sich, ob er sich etwas Zeit lassen sollte, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Er entschied sich dafür, die Sache schnell zu erledigen, und stieg rasch die drei Stufen hinauf. Vorne am Ruder sah er bereits den Kapitän stehen.
    Al-Yamani hörte den Mann mit sich selbst sprechen, konnte aber nicht verstehen, was er sagte. Sie waren viel schneller unterwegs, als er gedacht hatte, und der Wind heulte über den Bug herein. Al-Yamani bemühte sich gar nicht erst, den Kapitän zu verstehen. Er würde den Überraschungseffekt nützen und das Ganze innerhalb von Sekunden hinter sich bringen. Mit wenigen Schritten war er beim Kapitän und ließ die rechte Hand unter sein Hemd wandern, während er die linke dem Mann auf die Schulter legte. Er beugte sich zu ihm, als wolle er ihn etwas fragen, doch im nächsten Augenblick riss er das Messer hoch, das er in der Hand hielt, und stieß es dem Kapitän in den Rücken.
    Thomas Scott krümmte sich vor Schmerz und klammerte sich ans Steuerruder, während er verzweifelt zu verstehen versuchte, was geschehen war. Plötzlich wurde er vom Steuerstand weggerissen und quer über das Deck gewirbelt. Er bekam noch mit, wie er über Bord ging; zuerst sah er nichts als blauen Himmel, ehe er ins Wasser stürzte.
    Al-Yamani sah zu, wie der britische Seemann im schäumenden Kielwasser des Bootes verschwand, und lief rasch zum Ruder. Er blickte auf das Hightech-Armaturenbrett mit den digitalen Anzeigen, um Geschwindigkeit, Kurs und GPS-Anzeige abzulesen. Nachdem er sich eine Woche mit der Steuerung des Bootes beschäftigt hatte, wusste er, was er zu tun hatte. Er blickte kurz zum Horizont hinaus und drehte dann das Steuerrad langsam herum, um das Boot auf Nordkurs zu bringen.
    Als die Jacht in der richtigen Richtung unterwegs war, entspannte sich al-Yamani ein wenig. Er drehte sich um und hielt nach irgendeinem Anzeichen des Mannes Ausschau, den er soeben über Bord geschickt hatte. Einen Moment lang dachte er, etwas gesehen zu haben, doch dann war es wieder verschwunden. Al-Yamani machte sich keine Sorgen. Sie waren dreißig Meilen von der nächstgelegenen Küste entfernt, und er hatte den Mann ins Herz getroffen; falls er durch ein Wunder noch nicht tot sein sollte, so würde er es in Kürze sein.
    Al-Yamani richtete seinen Blick wieder voller Zuversicht nach vorne. Er hatte sein ganzes Leben lang auf diese Gelegenheit gewartet. Es war sein Schicksal, nach Amerika zu kommen und im Namen Allahs zuzuschlagen. Al-Yamani war jedoch nicht allein; es gab noch andere, die in diesem Augenblick aus allen Himmelsrichtungen nach Amerika kamen. Noch bevor diese Woche zu Ende ging, würden sie diesen arroganten, geilen Amerikanern einen vernichtenden Schlag versetzen.

0 2
    WASHINGTON D.C.
    Das neue Joint Counterterrorism Center (JCTC) befand sich in der Nähe von Tyson’s Corner westlich des Stadtzentrums von Washington. In diesen Gebäuden waren das Counterterrorism Center der CIA, die Counterterrorism Division des FBI und das neu geschaffene Terrorist Threat Integration Center (TTIC) untergebracht.
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