Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
sagte Akram, zu Rapp gewandt.
    »Das will ich hoffen«, brummte Rapp, der nicht unbedingt der Geduldigste war.
    Akram lächelte. Er hatte großen Respekt vor dem trotz seiner jungen Jahre bereits legendären CIA-Spezialisten. Sie standen beide an vorderster Front im Kampf gegen den Terrorismus. Für Rapp ging es vor allem darum, unschuldige Menschen vor einer wachsenden Bedrohung zu schützen. Für Akram hingegen stand im Vordergrund, seine geliebte Religion vor einer Gruppe von Fanatikern zu schützen, die die Worte des Propheten so verdrehten, dass sie damit Hass und Angst schüren konnten.
    Akram blickte auf die Uhr. »Bist du so weit?«, fragte er.
    Rapp nickte und blickte wieder zu dem erschöpften Mann auf dem Stuhl hinüber. Wenn herauskam, was hier vorging, dann würden ihn auch seine Verdienste und seine Verbindungen nicht mehr retten können. Er wusste, dass er sich auf verbotenes Terrain vorwagte, doch er brauchte dringend Informationen. Wenn er die Sache über die üblichen Kanäle in Angriff genommen hätte, so wäre er mit seinen Bemühungen unweigerlich im Morast von Politik und Diplomatie stecken geblieben.
    Es stand einfach zu viel auf dem Spiel, und wenn zu viele eingeweiht waren, konnte es allzu leicht passieren, dass etwas nach außen drang. Der Mann, der gefesselt und mit Drogen vollgepumpt im Zimmer nebenan saß, war Oberst Masud Haq vom gefürchteten pakistanischen Geheimdienst ISI. Ohne einen Menschen in Langley zu informieren, hatte Rapp den Mann entführen lassen – ein Einsatz, mit dem er eine Handvoll Männer betraut hatte, auf die er sich verlassen konnte. Die brutale Ermordung von zwei CIA-Agenten sowie die wachsende Angst, dass Al Kaida wieder aktiv wurde, hatte Rapp bewogen, die Initiative zu ergreifen und nicht erst um Erlaubnis zu fragen.
    Akram zeigte auf den Gefangenen, der gerade im Begriff war, einzunicken. »Er muss jeden Moment zusammenbrechen. Willst du mit deinem Plan nicht noch ein wenig warten? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn in spätestens zwei Tagen zum Reden bringen werde.«
    Rapp schüttelte energisch den Kopf. »Ich bin mit meiner Geduld am Ende. Wenn du ihn nicht zum Reden bringst, dann mache ich es.«
    Akram nickte nachdenklich. Er war nicht grundsätzlich gegen die klassische Methode, einen »guten« und einen »bösen« Cop zur Vernehmung einzusetzen. Damit ließen sich bisweilen sehr gute Ergebnisse erzielen. Akram selbst wandte niemals Gewalt an; das überließ er stets anderen.
    »Also gut, ich rede noch einmal mit ihm. Wenn ich aufstehe und gehe, dann bist du an der Reihe.«
    Rapp akzeptierte diesen Plan und beobachtete den Gefangenen, während Akram hinausging. Der Mann auf dem Stuhl hatte keine Ahnung, wie lange er sich schon in den Händen seiner Entführer befand oder wer diese überhaupt waren. Er wusste auch nicht, in welchem Land, und nicht einmal, auf welchem Kontinent er sich befand. Er hatte nur einen einzigen Menschen sprechen hören – und das war Akram, der so wie er selbst in Pakistan geboren war.
    Der Mann glaubte aller Wahrscheinlichkeit nach, er werde im eigenen Land festgehalten, wahrscheinlich vom Inlandsgeheimdienst IB, dem Hauptkonkurrenten der ISI – und deshalb würde er wohl so lange wie möglich durchhalten wollen, in der Hoffnung, bald befreit zu werden. Er stand unter Drogen und war jeglichen Zeitgefühls beraubt worden. Der Mann war völlig erschöpft und kurz vor dem Aufgeben, und wenn es so weit kommen sollte, dass Rapp ihn sich vorknöpfte, dann würden all seine Hoffnungen sich in nichts auflösen.
    Wie Akram vorhergesehen hatte, verlor der Mann im Schlaf schließlich das Gleichgewicht und fiel vom Stuhl. Er schlug hart am Boden auf, machte aber keinen Versuch, wieder aufzustehen. Nachdem ihm das seit dem Beginn seiner Gefangenschaft schon mehrere Male passiert war, wusste er, dass es aussichtslos war.
    Akram trat mit zwei Assistenten in den Raum. Während die beiden Männer den Gefangenen aufrichteten, nahm sich Akram einen Stuhl und wies seine Assistenten an, den Mann von seinen Fesseln zu befreien. Als der Gefangene seine Arme und Beine bewegen konnte, reichte ihm Akram ein Glas Wasser. Die beiden Assistenten zogen sich zurück und warteten bei der Tür – für den Fall, dass sie gebraucht wurden.
    »Also, Masud«, sagte Akram in der Muttersprache des Mannes, »möchten Sie mir jetzt nicht endlich die Wahrheit sagen?«
    Der Mann sah Akram mit blutunterlaufenen Augen an. »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher