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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten
Autoren: Andrea Schacht
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war schon schlimm genug, noch entsetz­licher war es, dass er ganz offensichtlich von dem Buch wusste, es vermutlich sogar in seinem Besitz hatte. Der Bastard würde all seine Pläne zunichtemachen!
    Doch dann war eine völlig unerwartete Wendung eingetreten, und nun schöpfte er wieder Hoffnung.
    Soeben hatte der junge Erzbischof Dietrich von Moers sein Gemach verlassen. Gunnar hätte sich beinahe die Hände gerieben. Er hatte sich in dem Ehrgeizling doch nicht getäuscht. Auch wenn der Junge einige Zeit gebraucht hatte, um die Zeichen der Zeit zu erkennen.
    Schön und gut, er war ein Taktiker und musste erst die leidigen Auseinandersetzungen mit denen von Berg beenden, und es war sicher ein kluger Schachzug Dietrichs, Adolph von Berg mit seiner Nichte Adelheid zu verheiraten. Aber nun standen weiteren Vorhaben keine Hindernisse mehr im Weg. Daher hatte er wohl über den nächsten Schritt nach­gedacht und war zu dem richtigen Schluss gelangt.
    Gunnars eigenem.
    Dietrich hatte sich, wenn auch vorsichtig, bei ihm nach den Aussichten erkundigt, wie man die Lage in Konstanz zu seinem Nutzen gestalten konnte. Und als guter Berater hatte Gunnar ihm verschiedene Szenarien dargelegt, wenn auch natürlich nicht alle seine Karten aufgedeckt. Das würde er zu gegebener Zeit tun. Er musste nur genau über­legen, wie und wann er Dietrich über sein Faustpfand berichtete. Immerhin, der Mann war klug und würde augenblicklich die Möglichkeiten erkennen, die in der so sorg­fältig eingefädelten Mär um den Leib Christi steckten. Hatte er erst den Erzbischof für seine Vorgehensweise eingespannt, würden weder dessen Vetter Hagan noch das geheime Buch eine Rolle spielen. Schon einmal hatte Dietrich sich bereit­gefunden, dessen Tod in Kauf zu nehmen.
    Er konnte ihn beispielsweise ganz offiziell wegen Ketzerei anklagen.
    Ja, das war ein guter Gedanke. Beim nächsten Gespräch würde er das einfließen lassen.
    Die Tür zu seinem Gemach öffnete sich, und schon wollte Gunnar den unbefugt eintretenden Besucher harsch anfahren.
    Doch die vier Wachen kamen mit energischen Schritten auf ihn zu.
    Er wollte zum Nebenausgang fliehen.
    Ein Halseisen schloss sich um seinen Nacken.
    »Verrat!«, keuchte er.
    »So lautet ein Punkt der Anklage«, beschied man ihn.
    Und der weißgewandete Dominikaner trat vor und verkündete: »Doch schwerer wiegt, dass Ihr ein Ketzer seid.«

44. Schmerzensmutter
    Schaudernd sehen Tod und Leben
    Sich die Kreatur erheben,
    Rechenschaft dem Herrn zu geben.
    Dies irae
    Ein Bote war eingetroffen. Hagan, der sich um die Pferde gekümmert hatte, die hinter dem Gasthaus auf der Weide standen, hörte sich seine Meldung gelassen an. Dietrich hatte schnell gehandelt. Gunnar war im Kerker der erzbischöf­lichen Burg angekettet und harrte der Befragung durch den Inquisitor. Sie würde gründlich sein. Es hatten sich schon Zeugen gefunden, Männer, die nur darauf gewartet hatten, dass der Berater des Erzbischofs strauchelte, um von Repressalien und Missbrauch zu sprechen. Die beiden Priester – Lambertus und Tilmanus – waren ebenfalls festgenommen worden, Pater Rikluf jedoch verschwunden, wie viele andere auch. Nun wollte Dietrich sich den Konvent der verschleierten Damen vornehmen. Ob Hagan gewillt sei, sich an seiner Stelle mit seinen Mannen dorthin zu begeben?
    Er verstand das Ansinnen und erklärte sich einverstanden.
    Dem Erzbischof von Köln war es nur auf Einladung des Rates erlaubt, die Stadt zu betreten, und das hätte ein viel zu großes Aufsehen erregt.
    Piet und der Hauptmann waren sofort bereit, Hagan zu begleiten.
    Laure war nicht glücklich darüber, dass er noch einmal in das Haus des Schreckens zurückkehren wollte, aber er versuchte, sie zu beruhigen.
    »Sie hat einen Teil ihrer Ritter bereits verloren. Wir kommen unerwartet und mit bewaffneten Männern. Unser Ziel ist es, die Mater Dolorosa gefangen zu nehmen und auf die Godesburg zu schaffen. Dort wird sich die Inquisition ihrer annehmen.«
    »Frau Laure, seid getrost, wir wissen, wie man so etwas angeht«, sagte auch Upladhin. »Sie wird Hagan kein Härchen mehr krümmen. Ich verspreche es Euch.«
    »Ich nehme Euch beim Wort, Hauptmann. Und Ihr könnt sicher sein, dass ich Euch unter jedem gekrümmten Härchen leiden lassen werde.«
    Hagan grinste. Noch hatte er ihr nichts von seinen Plänen erzählt, das würde er erst tun, wenn auch diese letzte Vergeltung geübt worden war. Upladhin allerdings wusste bereits davon und hatte die Änderung der
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