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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten
Autoren: Andrea Schacht
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bist.«
    »Und du glaubst, ich hätte die beiden dafür bezahlt, dich aus dem Weg zu räumen?«
    »Schien mir einleuchtend.«
    »Du bist ein Idiot.«
    »Glaube ich nicht. Ich war eine Bedrohung für dich, Dietrich. Oder nicht? Mein Vater hätte mich als seinen legitimen Sohn zum Nachfolger ernennen können.«
    Dietrich blieb stehen und packte Hagan bei den Ober­armen.
    »Hältst du mich für einen solch schlaffen Tropf, dass ich Handlanger anheuern muss, wenn ich einen Freund umbringen will? Ich hätte, verdammt noch mal, weiß Gott genug Gelegenheiten gehabt, dir im Schlaf die Kehle durchzuschneiden.«
    »Da ist was dran. Weshalb ich ja vorhin nicht zugestoßen habe.«
    »Aber du hast mich verdächtigt.«
    »Wenn ich dir mehr berichte, wirst du das vielleicht verstehen. Es geht hier um Intrigen.«
    »Das scheint mir auch so. Aber jetzt schweig, bis wir in meinen Räumen sind. Hier lauschen zu viele Ohren.«
    Er war in die Gemächer seines Vaters gezogen, und Hagan gab es einen leisen Stich, sie wieder zu betreten. Ein Diener brachte die Karaffe mit goldenem Wein und schenkte ihn in silberne Pokale. Dietrich setzte sich in einen Sessel und streckte die langen Beine aus. Hagan tat es ihm gleich. Als der Diener die Tür hinter sich zugezogen hatte, fragte Dietrich: »Und?«
    »Hast du Lust, Papst zu werden?«
    »Was? Ich? Um Gottes willen, nein. Der Stuhl Petri ist viel zu morsch, und die Kardinäle sind viel zu schnell mit dem Giftbecher zur Stelle. Wie kommst du auf so eine blödsinnige Idee?«
    Hagan erklärte es ihm, und sein Vetter lauschte mit einer Miene, die immer grimmiger wurde. »Ich kann es kaum glauben, Hagan. Gut, Gunnar von Erpelenz ist ein machtgieriger Mensch, aber er leistet mir gute Dienste. Geld konnte er schon immer auftreiben. Auch für deinen Vater.«
    »Was wohl der Grund dafür war, dass er ihn trotz seiner unangenehmen Seiten als Ratgeber behalten hat. Und die Stellenschiebereien duldete.«
    »Macht doch jeder, Hagan. Auch zu deiner Speyrer Pfründe bist du nicht anders gekommen.«
    »Immerhin bin ich kein exkommunizierter Priester, der ein Hurenhaus führt.«
    »Das schädigt zwar das Ansehen dieser Priester, aber – Gott, Hurenhäuser brauchen wir nun mal.«
    »Spitzeldienst auch, ich weiß. Und Reliquienschwindel betreiben auch viele.«
    Dietrich rieb sich die Nasenwurzel.
    »Was bezweckt er damit?«
    »Macht. Er wäre der Mann hinter dem Papst. Und du wärst ihm zu Dankbarkeit verpflichtet.«
    Wieder schüttelte Dietrich den Kopf.
    »Ich kann mir eine derartige Vermessenheit nicht vorstellen, Hagan.«
    »Das dachte ich mir. Darum haben meine Freunde sich ja die Mühe gemacht, dieses Dokument seinem Kurier aus der Tasche zu ziehen.«
    Hagan reichte ihm das Pergament. Der sah sich das Siegel an und schüttelte den Kopf.
    »Mein Siegel?«
    »Sicher.«
    Er rollte das Schriftstück auf und las.
    »Das habe ich nie geschrieben!«, fauchte er.
    »Ich weiß. Du hast Magister Lambertus sicher nicht beauftragt, dem Camerlengo das wundertätige Leichentuch Christi anzubieten und ihm eine noch weit kostbarere Reliquie – gewichtiger als die Drei Könige – in Aussicht zu stellen, wenn er gelegentlich deinen Namen an der richtigen Stelle fallen ließe.«
    »Ich kenne keinen Magister Lambertus. Und – verdammt noch mal – ich will nicht, dass mein Name mit derartigen Machenschaften in Verbindung gebracht wird.« Er sprang auf. »Gunnar ist hier, ich werde ihn zur Rede stellen.«
    Dietrich wollte zur Glocke greifen, aber Hagan legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Langsam. Glaubst du, er wird freimütig seine Pläne offen­­legen?«
    »Nein, wird er nicht. Also in den Kerker mit ihm.«
    »Später. Denk nach, Dietrich.«
    »Ach, du bist lästig, Hagan.«
    »Für mich hängt noch ein bisschen mehr an dieser Sache als für dich.«
    Sein Vetter hielt tatsächlich inne, überlegte kurz und nickte dann.
    »Richtig. Also, was schlägst du vor?«
    »Er arbeitet mit Tricks und Gaukelspiel, tu du es auch. Deute an, dass du über die künftige Sedisvakanz nach­gedacht hast, frage ihn nach seinen Beziehungen nach Konstanz. Deute an, dass du über die Möglichkeiten nachgedacht hast, die sich dir jetzt bieten würden, hättest du nur genügend Geld oder etwas anderes von Wert in der Hand, mit dem du Einfluss nehmen könntest. Und höre dann gut zu.«
    »Er wird sich verraten. Du hast recht. Und dann in den Kerker mit ihm!«
    »Wie’s beliebt. Aber wichtiger, Dietrich, ist noch, dass diese Geschichte mit
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