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Die Galerie der Nachtigallen

Die Galerie der Nachtigallen

Titel: Die Galerie der Nachtigallen
Autoren: Paul Harding
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vorüber.« Er wandte sich an den Coroner.
»Was meint Ihr, Sir John?«
    Cranston grinste und
zuckte die Achseln. »Als Priester«, witzelte er,
»ist er besser denn als Schreiber des Coroners. Ich halte es
für das beste, wenn er
zurückkehrt.«      
    Er sah Athelstan nicht
an.
    Der Prior nickte,
stand auf und legte Athelstan die Hand auf die Schulter.
    »Ich muß
weiter«, sagte er. »Sir John hat sich freundlicherweise
bereit erklärt, mich zu begleiten. Es ist nicht weit; in einer
Stunde sind wir zurück und erwarten deine Antwort.« Er
verließ die Kirche, und sein schwarz-weißer Umhang
blähte sich hinter ihm. Cranston würdigte Athelstan
keines weiteren Blickes, als er hinauswatschelte. Einen Augenblick
später hörte Athelstan, wie er draußen Cecily
anbrüllte, egal, wie hübsch ihr Arsch sei - sie solle ihn
aus seinem Sattel heben! Das Gefolge des Priors konnte es nicht
erwarten, weiterzukommen, und brauchte keine zweite Aufforderung.
Athelstan hörte ihre Pferde davontrappeln, und er befahl
Watkin, die Kirchtür zu bewachen und ihn allein zu lassen.
»Werdet Ihr uns verlassen, Pater?« fragte der Mann
besorgt. Athelstan konnte nicht antworten. Er schloß die
Tür, verriegelte sie und setzte sich auf die Altarstufen. Was
sollte er tun? Einerseits war er froh, daß Pater Prior
gekommen war, ihn zurückzuholen, aber andererseits - was
sollte aus seiner Gemeinde werden? Aus Watkins Kinderschar? Der
Jüngste, Edmund, schien ein kluges Kind zu sein; mit einer
richtigen Ausbildung könnte er Schreiber werden. Und Cecily,
die Hure? Was
würde mit ihr geschehen, wenn er ihr keine Pennies für
das Putzen in der Kirche gäbe? Und Benedicta? Er schloß
die Augen und versuchte, ihr Antlitz aus seinem Geist zu
löschen. Er betete um ein Zeichen. Der Herr im Himmel
würde ihn leiten. Er öffnete die Augen, stand auf, und
sein Blick fiel auf die Kerze, die Benedicta immer vor der Madonna
anzündete. Athelstan ging hin und schaute sie an. Erst da sah
er sie, die Rose, eine kleine, weiße, die zu Füßen
der Statue lag. Er hatte seine Antwort.
    *
    Athelstan erwartete
den Pater Prior schon, als dieser mit seiner Schar den Weg
heraufkam und vor der Kirche hielt. Athelstan nahm das Pferd seines
Oberen beim Zügel und schaute hinauf in das gütige
Gesicht. Cranstons Gefunkel ignorierte er.
    »Habe ich deine
Antwort, Bruder Athelstan?«
    »Ja, Pater
Prior«, antwortete er. »Ich möchte gern
hierbleiben, bis ich zum Schreiber des Coroners ebenso gut tauge
wie zum Priester.«
    »Bist du sicher,
Bruder?«
    »Ja, Pater, ich
bin sicher.«
    Der Prior
lächelte. »Dann soll es so sein«, sagte er leise.
Er schlug das Kreuz über Athelstans Kopf, sagte ihm Adieu und
trieb sein Pferd voran. Athelstan wartete, bis das Hufgetrappel in
der Ferne verklungen war, ehe er Cranston anblickte, der sich
verstohlen mit dem Ärmel seines Wamses immer wieder über
die Augen wischte.
    »Bei den
Gebeinen unseres Herrn, Athelstan!« brüllte er.
»Noch nie im Leben war ich so lange so nüchtern! Jetzt
ist mir so heiß, daß ich sogar aus den Augen
schwitze!« Er sah Athelstan an. »Vielleicht eine kleine
Erfrischung ...?«
    »Gott
schütze uns alle«, murmelte Athelstan, und er ging die
Kirchentreppe hinauf und ließ Cranston
brüllen.       

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