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Die Galerie der Nachtigallen

Die Galerie der Nachtigallen

Titel: Die Galerie der Nachtigallen
Autoren: Paul Harding
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Springall irgendein großes Geheimnis
hütete, und bei einem Eurer Besuche in seinem Haus schlosset
Ihr einen Pakt mit diesem Priester, diesem Kind
Satans.«   
    Fortescue wollte
antworten, aber die Worte blieben ihm im Halse stecken.
    »Ist Euch nicht
klar, Lord Oberrichter, daß Ihr Eure Seele verliert, wenn Ihr
einen Pakt mit dem Teufel schließt?«
    »Ich bin kein
Mörder«, murmelte er.
    Athelstan wandte sich
wieder dem Priester zu. »Ihr habt Eudo, den Pagen, ermordet,
nicht wahr? Ihr habt Sir John und mir die Meuchelmörder auf
den Hals geschickt. Ihr wart die geheimnisvolle Frau und die
rothaarige Hure.« Pater Crispin lachte, legte den Kopf in den
Nacken und spuckte Athelstan ins Gesicht.
    »Frag mich in
der Hölle, Bruder!« kreischte er. »Wenn wir beide
mit dem Teufel tanzen!«
    Als die Tür sich
hinter ihm schloß, lachte er noch immer wie ein
Wahnsinniger.
    Fortescue erhob sich
halb von seinem Stuhl. »Ich habe keinen Mord geplant«,
erklärte er. »Ich war neugierig, aber ich bin kein
Mörder.«
    »In
achtundvierzig Stunden«, zischte Gaunt, »werde ich
Soldaten zu Eurem Haus schicken. Wenn Ihr das Königreich bis
dahin nicht verlassen habt, werde ich Euch verhaften lassen,
Fortescue - wegen Hochverrats! Und Ihr werdet lange Zeit im Kerker
faulen, ehe ich Euch den Prozeß mache!«
    Fortescue
verließ fluchtartig das Zimmer.
    Athelstan musterte den
Herzog. Er sah die Schweißperlen auf seinem Gesicht, die
Erregung in seinem Blick. Beinahe flehend wandte er sich Cranston
zu.
    »Sir Richard
Springall und Lady Isabella!« bellte der Coroner. »Ihr
geht jetzt besser auch, mitsamt Eurem Haushalt. Und wenn Ihr Euch
immer noch den Kopfüber die Bibelstellen zerbrecht, die Sir
Thomas zitierte, dann seht Euch einmal die Pfosten seines Bettes
an, das Ihr geschändet habt.« 
    Der Kaufmann, Lady
Isabella, ein nervöser Buckingham und eine nicht mehr so
stolze Dame Ermengilde hasteten hinaus, eingeschüchtert von
dem Furchtbaren, das sie gesehen und gehört hatten, Cranston
folgte ihnen und knurrte der Wache draußen ein paar Befehle
zu. Kaum war er wieder eingetreten, als der junge König
aufstand.
    »Was hatte Sir
Thomas für ein Geheimnis?» fragte er.
»Neffe!« Gaunts Stimme klang schroff und spröde.
»Euer Gnaden«, stammelte er hastig, »ich denke,
Ihr solltet jetzt gehen. Diese Angelegenheit ist nichts für
zarte Seelen.«
    König Richard
drehte sich um und sein schmales, blasses Gesicht wurde
störrisch.
    »Euer
Gnaden«, wiederholte Gaunt, »diese Dinge
betreffen Euch
nicht. Ich muß darauf bestehen. Sir John, Bruder Athelstan,
Ihr sagt kein Wort!«
    Der junge König
ging zur Tür. Seine behandschuhten Finger lagen schon auf der
Klinke, als er innehielt und Athelstan zu sich winkte. Der
Ordensbruder beugte sich herunter, damit der König ihm ins Ohr
flüstern konnte.
    »Bruder«,
wisperte er, »wenn ich groß bin, mache ich dich zum
Abt. Und du wirst auf meiner Seite sein, wenn ich ...« Der
junge König ließ seinen Satz unvollendet.
    »Wenn Ihr was,
Euer Gnaden?« fragte Athelstan.
    »Wenn ich meinen
Onkel ermorde«, zischelte er.
    Athelstan starrte in
die noch kindlichen und doch schon eiskalten blauen Augen. Der
junge König aber lächelte und küßte ihn auf
beide Wangen, bevor er zur Tür hinaushuschte, ein Kind, das
spielen ging. Athelstan richtete sich auf und schloß die
Tür.
    »Was hat er
gesagt, Bruder?«
    »Nichts, Mylord.
Ein kindliches
Spiel.«      
    Gaunt grinste bei
sich, als amüsierte er sich über irgendeinen Scherz, und
strecke die Hand aus.
    »Die
Schuldverschreibung. Ihr habt sie?«
    »Jawohl,
Mylord.«
    Gaunt schnippte mit
den Fingern. »Her damit!«
    Cranston reichte ihm
das Dokument und das Liebesgedicht. Gaunt studierte beides
aufmerksam, zerknüllte dann das Pergament und warf beide
Blätter ins Feuer; er sah zu, wie die Flammen sie zu
schwarzer, fedriger Asche verbrannten. »Ihr wißt, was
darin stand?«
    Cranston nagte an der
Unterlippe und antwortete nicht.
    »Ja, Mylord, wir
wissen es.» Athelstan setzte sich unaufgefordert und ohne
sich um müßiges Zeremoniell zu kümmern.
»Mylord, wir sind müde. Wir wissen was in den Dokumenten
stand, aber es geht uns nichts an. Vor vierzehn Monaten lag Euer Bruder, der
Schwarze Prinz und Vater des jungen Königs, im Sterben. Ihr
setztet mit Sir Thomas Springall einen Darlehensvertrag auf, in dem
er Euch gewaltige Summen für die Aushebung von Truppen
zusagte. Als Sicherheit botet Ihr ihm die Kronjuwelen: den Ring,
den
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