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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes
Autoren: Steven Erikson
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dazu bestimmt, mir unterstellt zu werden. Nirgends hätte es mir besser ergehen können. »Also schön«, sagte er barsch. »Wer ist bereit, sich zum Gesetzlosen erklären zu lassen und zu Dujeks Rebellen gezählt zu werden?«
    Trotter stand als Erster auf, die Zähne gebleckt. Der Schnelle Ben, Igel und Fäustel folgten seinem Beispiel.
    Einen Augenblick herrschte Stille, dann nickte Kalam Fiedler zu und räusperte sich. »Wir sind dabei, aber wir werden nicht mit euch mitgehen. Das heißt, Fiedler und ich.«
    »Kannst du uns das erklären?«, fragte Paran ruhig.
    Zur allgemeinen Überraschung ergriff Apsalar das Wort. »Es ist eine schwere Entscheidung für sie, Hauptmann. Und ich muss zugeben, dass ich mir nicht sicher bin, was sie vorhaben, aber sie kommen mit mir. Zurück ins Imperium. Nach Hause.«
    Fiedler stand mit einem unbehaglichen Schulterzucken auf und sah Elster an. »Wir haben das Gefühl, dass wir ihr das schuldig sind, Sergeant«, sagte er. Er schaute zum Hauptmann hinüber. »Und wir sind fest entschlossen, es zu tun. Wir kommen bald zurück.«
    Nachdenklich mühte sich Elster trotz seiner Schmerzen auf die Beine. Als er sich umdrehte, um Paran anzusehen, erstarrte er. Hinter dem Hauptmann saß Coll aufrecht im Bett. »Ähem«, sagte Elster und deutete.
    Schlagartig herrschte in dem Raum erneut eine spürbare Spannung, als alle sich nach Coll umdrehten. Paran trat sichtlich erleichtert einen Schritt vor.
    »Coll! Ich bin -« Er verstummte abrupt, fügte dann tonlos hinzu: »Du bist schon eine ganze Weile wach, wie ich sehe.«
    Colls Blick huschte zu den Knochen, die in der Tischplatte steckten, und kehrte dann zu Paran zurück. »Ich habe alles gehört«, sagte er. »Also, sag mir, Paran, braucht ihr tapferen Soldaten vielleicht irgendwelche Hilfe, um aus Darujhistan rauszukommen?«
     
    Rallick stand in der Dunkelheit unter den Bäumen am Rand der Lichtung. Schließlich hatten sich seine magiedämpfenden Kräfte wohl doch als unzureichend erwiesen. Etwas, das sich wie eine riesige Hand angefühlt hatte - die Hand eines Gottes, sicher, machtvoll und unnachgiebig -, hatte ihn von seinem Platz vertrieben. Voller Erstaunen hatte er zugesehen, wie ein Knäuel aus Wurzeln rasch über die Lichtung gekrochen war und sich auf die Terrasse zubewegt hatte. Er hatte ein Kreischen gehört, und dann waren die Wurzeln zurückgekehrt; sie waren um eine ... Erscheinung gewunden, die menschenähnliche Form gehabt hatte. Dieses Ding hatten die Wurzeln ohne viel Aufhebens in die Erde gezogen.
    Eine Art Hochgefühl hatte Rallick plötzlich durchströmt. Mit unerklärlicher Gewissheit wusste er, dass das, was hier wuchs, richtig und gerecht war.
    Es war neu, jung. Noch während er es weiter beobachtete, sah er das Beben, mit dem es Gestalt annahm, in kleinen Wellen unter seinen eckigen, geometrischen Oberflächen entlanglaufen. Was noch vor weniger als einer Stunde nicht mehr als ein Baumstumpf gewesen war, war jetzt ein Haus. Eine schwere Tür lag halb im Schatten verborgen unter einem sich wölbenden Ast. Weinreben verriegelten mit Fensterläden verschlossene Fenster. Links oberhalb der Tür befand sich ein Balkon, mit Girlanden aus Blättern und Kletterpflanzen geschmückt. Er führte zu einer Art Turm, der oberhalb des zweiten Stockwerks saß und bis zur knorrigen Spitze mit Schindeln gedeckt war. Ein weiterer Turm erhob sich an der rechten Vorderseite des Hauses; dieser war gedrungener und ohne Fenster, und das flache Dach war an den Rändern mit schartigen Zinnen besetzt. Rallick vermutete, dass dieses Dach eine Terrasse war, zu der man über eine Art Falltür gelangen konnte.
    Auch die Lichtung um das Gebilde herum hatte sich verändert. An einigen Stellen waren Erdhügel entstanden, als ob der Hof des Hauses ein Friedhof wäre. Junge, zerzauste Bäume umringten die länglichen Erdhügel; sie wuchsen alle so, als trieb ein unsichtbarer Wind sie von der gewölbten, grasbestandenen Erde fort. In einen dieser Erdhügel hatten die Wurzeln die Erscheinung gezogen.
    Es fühlte sich richtig an - und gerecht. Diese zwei Worte echoten durch den Kopf des Assassinen, und sie erfüllten sein Herz mit einer tiefen Ruhe. Er hatte fast schon den Eindruck, als verspüre er eine Verbundenheit mit diesem Kind-Haus - als würde es ihn kennen und akzeptieren.
    Er wusste, dass das Haus leer war. Eine weitere Gewissheit, die einfach so über ihn gekommen war.
    Rallick sah weiter zu, während die Konturen des Hauses sich weiter
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