Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Feste vorbei. Ganoes hatte schon viele gesehen, hier oder in der Hauptstadt Unta.
    »Dann stimmt es also? «, fragte er kühn.
    »Dann stimmt was?«
    »Das mit dem Ersten Schwert des Imperiums. Dassem Ultor. Wir haben es in der Hauptstadt gehört, bevor wir aufgebrochen sind. Er soll tot sein. Stimmt das? Ist Dassem tot?«
    Der Mann schien zusammenzuzucken; sein Blick blieb unverwandt auf das Mausviertel gerichtet. »So ist der Krieg«, murmelte er fast unhörbar, als wären die Worte nicht für die Ohren eines anderen bestimmt.
    »Ihr gehört zur Dritten. Ich dachte, die Dritte wäre mit ihm im Reich der Sieben Städte gewesen. Bei Y'Ghatan ...«
    »Beim Atem des Vermummten! Während in den schwelenden Trümmern dieser verdammten Stadt noch immer nach seiner Leiche gesucht wird, stehst du, der Sohn eines Kaufmanns, fast dreitausend Längen vom Reich der Sieben Städte entfernt, plötzlich vor mir und sprichst von Dingen, die eigentlich kaum jemand wissen dürfte.« Er wandte sich immer noch nicht zu ihm um. »Ich weiß zwar nicht, woher du das weißt, aber wenn ich dir einen guten Rat geben darf: behalte es für dich.«
    Ganoes zuckte die Schultern. »Man sagt, er hat einen Gott betrogen.«
    Endlich sah der Mann ihn an. Sein Gesicht war von Narben übersät, und etwas, das wie eine Verbrennung aussah, verunstaltete sein Kinn und seine linke Wange. Davon einmal abgesehen, schien er für einen Befehlshaber recht jung zu sein. »Achte auf die Lektion, die darin liegt, Junge.«
    »Was für eine Lektion?«
    »Jede Entscheidung, die du triffst, kann die Welt verändern. Das beste Leben ist eines, das die Götter überhaupt nicht bemerken. Wenn du ein freies Leben führen willst, Junge, dann führe ein unauffälliges Leben.«
    »Ich will Soldat werden. Ein Held.«
    »Das geht vorbei.«
    Mocks Wetterfahne kreischte auf, als ein launischer Windstoß vom Hafen den fetten Rauch durcheinander wirbelte. Ganoes konnte jetzt verfaulten Fisch und den Gestank des dicht bevölkerten Hafenviertels riechen.
    Ein zweiter Brückenverbrenner mit einer zerbrochenen, angesengten Fiedel auf dem Rücken trat zu seinem Befehlshaber. Er war drahtig und sogar noch jünger - höchstens ein paar Jahre älter als Ganoes, der erst zwölf war. Das Gesicht und die Handrücken des Neuankömmlings waren von merkwürdigen Pockennarben übersät, und seine Rüstung bestand aus einer seltsamen Mischung aus fremdartigen Ausrüstungsgegenständen, die er über einer abgetragenen, fleckigen Uniform angelegt hatte. An seiner Hüfte hing ein Kurzschwert in einer rissigen Holzscheide. Er lehnte sich mit der Leichtigkeit langjähriger Gewohnheit neben dem anderen Mann an die Schartenbacke.
    »Wenn Zauberer in Panik geraten, fängt es ziemlich übel an zu stinken«, sagte der Neuankömmling. »Sie verlieren die Kontrolle da unten. Man braucht doch wohl kaum einen ganzen Kader von Magiern, nur um ein paar Wachshexen aufzuspüren!«
    Der Kommandant seufzte. »Ich dachte, ich warte erst mal ab, ob sie sich zügeln können.«
    Der Soldat grunzte. »Die sind alle neu und unerfahren. Bei einigen könnte das bleibende Spuren hinterlassen. Außerdem«, fügte er hinzu, »gibt es da unten mehr als nur ein paar, die den Befehlen anderer folgen.«
    »Das ist nur eine Vermutung.«
    »Der Beweis liegt da unten«, sagte der andere Mann, »im Mausviertel.«
    »Vielleicht.«
    »Du bist zu vorsichtig«, sagte der Mann. »Hadra hält das für deine größte Schwäche.«
    »Was Hadra macht, interessiert mich nicht. Die geht nur dem Imperator was an.«
    Ein zweites Grunzen war die Antwort. »Oder über kurz oder lang uns alle.«
    Der Kommandant schwieg, drehte sich jedoch langsam um und musterte seinen Gefährten.
    Der Mann zuckte die Schultern. »Ist nur so ein Gefühl... Sie hat einen neuen Namen angenommen: Laseen.«
    »Laseen?«
    »Ein napanesisches Wort, es bedeutet...« »Ich weiß, was es bedeutet.« »Ich hoffe, der Imperator weiß es auch ...« »Es bedeutet Thronmeister«, sagte Ganoes. Die beiden Männer blickten auf ihn herab.
    Der Wind drehte erneut, ließ den eisernen Dämon auf seiner Pike ächzen und trug den Geruch von kühlem Stein von der Feste heran. »Mein Lehrer ist Napanese«, erklärte Ganoes.
    Eine neue Stimme erklang hinter ihnen, die kalte, gebieterische Stimme einer Frau. »Kommandant.«
    Die beiden Soldaten drehten sich ohne allzu große Hast um. »Die neue Kompanie da unten braucht Hilfe«, sagte der Kommandant zu seinem Gefährten. »Schick Dujek und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher