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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes
Autoren: Steven Erikson
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Namen - und es gibt Namen.« Er drehte sich zu Cotillion um und sagte mit kalter Stimme: »Wir müssen uns um ihren Vater kümmern. Mit meinen Hunden?«
    »Nein«, sagte Cotillion, »er soll am Leben bleiben.«
    »Wie dann?«
    »Ich vermute, Gier wird ausreichen«, sagte Cotillion, »wenn erst einmal reiner Tisch gemacht ist.« Die folgenden Worte troffen vor Sarkasmus. »Ich bin sicher, du kannst den magischen Teil in dieser Angelegenheit übernehmen, oder?«
    Ammanas kicherte. »Hütet euch vor den Schatten, auch wenn sie Geschenke bringen.«
    Cotillion wandte sich wieder dem Mädchen zu. Er streckte die Arme zur Seite aus. Die Schatten, die seine Gesichtszüge in Dunkelheit hüllten, wogten nun um seinen ganzen Körper.
    Ammanas sprach wieder. Dem Mädchen schien es, als würden seine Worte von ganz weit her zu ihr dringen. »Sie ist ideal. Die Imperatrix wird niemals ihre Spur finden, sie kann allenfalls einen Verdacht hegen.« Er hob die Stimme. »Es ist nicht das Schlechteste, Schätzchen, die Schachfigur eines Gottes zu sein.«
    »Zerren und stoßen«, sagte das Mädchen schnell.
    Cotillion zögerte angesichts ihrer eigenartigen Bemerkung einen Moment, dann zuckte er die Schultern. Die Schatten wirbelten auf und umschlossen das Mädchen. Bei ihrer kalten Berührung stürzte ihr Geist in die Dunkelheit. Das Letzte, was sie flüchtig wahrnahm, war das weiche Wachs der Kerze in ihrer rechten Hand und wie es zwischen den Fingern ihrer geballten Faust hervorzuquellen schien.
     
    Der Hauptmann verlagerte sein Gewicht im Sattel und warf der Frau, die an seiner Seite ritt, einen Blick zu. »Wir haben die Straße in beiden Richtungen gesperrt, Mandata, und alle Reisenden weiter ins Inland umgeleitet. Bis jetzt ist noch nichts durchgesickert.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und zuckte zusammen. Die Wollkappe unter seinem Helm hatte ihm die Haut aufgescheuert.
    »Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Hauptmann?«
    Er schüttelte den Kopf, blickte aus zusammengekniffenen Augen die Straße entlang. »Der Helm sitzt locker. Als ich ihn das letzte Mal getragen habe, hatte ich noch mehr Haare.«
    Die Mandata der Imperatrix antwortete nicht.
    Die Morgensonne tauchte die weiße, staubige Straße in beinahe blendendes Licht. Der Hauptmann spürte, wie ihm überall am Körper der Schweiß hinunterlief, und der gepanzerte Nackenschutz seines Helms scheuerte immer wieder über die Haare in seinem Nacken. Schon jetzt tat ihm das Kreuz weh. Es war Jahre her, seit er das letzte Mal auf einem Pferd gesessen hatte, und er gewöhnte sich nur langsam wieder daran. Bei jedem Stoß des Sattels spürte er seine Rückenwirbel knirschen.
    Es war lange her, dass er sich allein auf Grund des Titels einer Person aufgerichtet hatte. Aber dies war die Mandata der Imperatrix, Laseens persönliche Dienerin, eine Verkörperung ihres imperialen Willens. Das Letzte, was der Hauptmann wollte, war, dass diese gefährliche junge Frau etwas von seinem Elend mitbekam.
    Ein Stück weiter vorn begann die Straße sich in Serpentinen den Hügel hinaufzuwinden. Von links kam ein Wind, der nach Meer roch und durch die knospenden Bäume pfiff, die diese Seite der Straße säumten. Am Nachmittag würde dieser Wind so heiß sein, als käme er direkt aus dem Ofen eines Bäckers, und den Gestank der Schlammlöcher mitbringen. Und noch ganz andere Dinge ... Der Hauptmann hoffte, zu diesem Zeitpunkt wieder in Kan zu sein.
    Er versuchte, nicht an den Ort zu denken, dem sie entgegenritten. Sollte das doch die Mandata tun. In den Jahren, die er nun schon im Dienst des Imperiums stand, hatte er genug gesehen, um zu wissen, wann es am besten war, sich rauszuhalten. Dies war ein solcher Augenblick.
    »Ihr seid hier schon lange stationiert, nicht wahr, Hauptmann?« fragte die Mandata. »Hmm.«
    Sie wartete einen Augenblick, dann bohrte sie nach. »Wie lange?« Er zögerte. »Dreizehn Jahre, Mandata.«
    »Dann habt Ihr schon unter dem Imperator gekämpft«, sagte sie. »Hmm.«
    »Und die Säuberungen überlebt.«
    Der Hauptmann starrte sie an. Falls sie seine Blicke spürte, so zeigte sie es jedenfalls nicht. Ihre Augen blieben auf die Straße gerichtet. Sie saß locker im Sattel, das Langschwert unter ihrem linken Arm - griffbereit für einen Kampf zu Pferd. Ihr Haar war entweder kurz geschnitten oder sie hatte es unter ihrem Helm hochgebunden. Wahrscheinlich war sie sehr geschmeidig, vermutete der Hauptmann.
    »Seid Ihr fertig?«, fragte sie. »Ich habe gerade von
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