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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes
Autoren: Steven Erikson
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Beschützerin eine Tiste Andii war. Er trat leichtfüßig zur Seite, als sie an ihm vorbeiflog, zunächst auf den Boden und dann gegen die Wand prallte, wo sie reglos liegen blieb. Der Alchemist wandte den Blick wieder Vorcan zu und sah, dass nur noch eine ihrer Hände schimmerte.
    Er machte eine Bewegung, und ein giftiger Zauberbann barst aus seinem Arm, bildete einen gelben Bogen aus Blitzen. Vorcan zischte einen Gegenzauber, und der Blitz wurde von einem roten Dunst vor ihr verschluckt, der schnell schwächer wurde und verschwand. Sie kam wieder auf ihn zu.
    Vage nahm er wahr, dass Derudan nach ihm rief. Doch die Augen der Meisterin der Assassinen mit ihrem Todesversprechen ließen ihn nicht los. Die Leichtigkeit, mit der sie seine Macht zerstreut hatte, hatte ihm deutlich gemacht, dass sie ihm überlegen war. Mit plötzlicher Klarheit erkannte er, dass er jetzt nur noch auf seinen Tod warten konnte.
    Doch dann hörte Baruk einen Laut hinter sich, und Vorcan begann zu keuchen. Der Griff eines Dolches ragte aus der Brust der Assassine. Stirnrunzelnd griff sie danach, zog ihn heraus und warf ihn beiseite.
    »Das ist alles, was ich tun kann«, hörte der Alchemist die Frau sagen, die immer noch hinter ihm auf dem Boden lag. »Ich bitte um Verzeihung, Lord.«
    Derudan tauchte hinter Vorcan auf. Als sie die Arme hob und eine Beschwörung begann, wirbelte Vorcan herum; irgendetwas zischte aus ihrer Hand. Die Hexe ächzte und brach zusammen.
    Wut stieg in Baruk auf. Mit einem wortlosen Schrei warf er sich auf Vorcan. Sie lachte und duckte sich nach einer Seite weg, streckte ihre schimmernde Hand aus. Der Alchemist drehte sich, wobei er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte, doch er schaffte es gerade noch, der tödlichen Hand zu entgehen, und taumelte rückwärts. Er hörte ihr Lachen erneut, als sie hinter ihn glitt.
    Ein Dutzend Fuß vor Baruk war die Tür. Die Augen des Alchemisten weiteten sich, als er sah, dass sie offen stand. Im Türrahmen kauerte ein Junge; er hielt irgendwelche rechteckigen Dinge in den Händen.
    Baruk erwartete jeden Augenblick, Vorcans Berührung zu spüren, und warf sich nach vorn. Er sah, wie sich der Junge im gleichen Augenblick aufrichtete und erst mit rechts, dann mit links etwas warf. Während der Alchemist zu Boden stürzte, flogen zwei Ziegelsteine über ihn hinweg. Er hörte, wie sie die Frau hinter ihm trafen - der eine machte ein knirschendes Geräusch, der andere ein knisterndes. Ein rotes Aufblitzen begleitete das Knistern.
    Der Aufprall auf dem Fußboden trieb ihm die Luft aus den Lungen. Schmerzhafte Sekunden verstrichen, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Er rollte sich auf den Rücken. Vorcan lag reglos zu seinen Füßen Das Gesicht des Jungen erschien in seinem Blickfeld. Es war schweißüberströmt, die Stirn vor Konzentration gerunzelt.
    »Alchemist Baruk?«, fragte er.
    Baruk nickte.
    Der Junge seufzte, grinste dann. »Ihr lebt, das ist gut. Rallick hat mich geschickt; ich sollte Euch warnen.«
    Baruk setzte sich auf. »Die Hexe«, sagte er rau und deutete auf Derudan. »Kümmere dich bitte um sie.«
    Er spürte, wie seine Kraft zurückkehrte, während sich der Junge neben Derudan hinhockte.
    »Sie atmet«, verkündete Crokus. »Es steckt eine Art Messer in ihrem Leib, das aussieht, als wäre es mit Harz beschmiert.« Er streckte die Hand aus, um danach zu greifen.
    »Nein!«, schrie Baruk.
    Crokus zuckte zurück.
    »Das ist Gift«, sagte der Alchemist, während er sich auf die Beine mühte. »Hilf mir zu ihr hinüber, schnell.« Einen Augenblick später kniete er neben Derudan. Ein rascher Blick auf die flüssige Substanz, die die Klinge bedeckte, bestätigte seine Vermutung. »Weißes Paralt«, sagte er.
    »Das stammt von einer Spinne, nicht wahr?«
    Baruk legte eine Hand auf Derudans Körper. »Dein Wissen überrascht mich, mein Junge«, sagte er. »Glücklicherweise ist sie im Hause des einzigen Mannes, der ein Gegenmittel besitzt.« Er murmelte etwas, und plötzlich erschien eine Phiole in seiner Hand.
    »Rallick hat gesagt, es gibt kein Gegenmittel gegen weißes Paralt.«
    »Nun, ich werde das sicher nicht lauthals verkünden.« Baruk entkorkte die Phiole, flößte der Hexe den Inhalt ein und löste dadurch einen Hustenanfall aus. Als Derudans Atemzüge gleichmäßiger wurden, lehnte der Alchemist sich zurück und betrachtete Crokus. »Du scheinst Rallick ziemlich gut zu kennen. Wie heißt du?«
    »Crokus. Mammot war mein Onkel, Herr. Ich habe
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