Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Licht, das aus der Axt strömte, flackerte, wurde schwächer, leuchtete unbeständig, als sich Dunkelheit um die Waffe schloss. Kreischend warf sich der Dämon auf Rake. Als er auf den Tiste Andii herabsank, sah Crokus einen Streifen Schwärze aus dem Rücken des Dämonen brechen und den Umhang durchstoßen. Die Axt fiel der Kreatur aus der Hand, und ihr Feuer erstarb, als sie scheppernd auf den Boden prallte.
    In höchstem Entsetzen kreischte der Dämon gellend auf und griff nach dem Schwert, das ihn durchbohrt hatte. Schwarzer Rauch strömte in dünnen Ranken aus der Waffe, schlang sich um ihn. Der Rauch verwandelte sich, wurde zu straff gespannten Ketten. Der Galayn schrie noch lauter.
    Rake kam wieder auf die Beine und rammte das Schwert immer tiefer in die Brust des Dämonen, bis die Parierstange gegen den Knochen stieß. Der Dämon sank auf die Knie, und der Blick aus seinen schwarzen Augen heftete sich auf Rake.
    Die umhertreibenden Sterne kamen wieder zur Ruhe, die Pflastersteine unter Crokus' Füßen waren wieder fest, wenn auch verdreht und uneben. Crokus schluckte Galle hinunter, doch er konnte den Blick nicht von dem Dämonen abwenden. Der Galayn schien in sich zusammenzufallen, die Ketten aus schwarzem Rauch spannten sich immer mehr, zogen die Kreatur in das Schwert. Der Dämon kippte nach hinten, und Rake stieß die Spitze der Waffe in die Straße, nagelte seinen Gegner auf den Pflastersteinen fest. Dann lehnte sich der Tiste Andii schwer auf den Schwertgriff, und jetzt sah Crokus, dass die Kleidung an Rakes Schulter, dort, wo ihn die Hand des Dämonen getroffen hatte, blutgetränkt war. Müde richtete der Tiste Andii den Blick auf den Dieb.
    »Beeil dich«, sagte er rasselnd. »Der Alchemist ist in Gefahr. Ich kann ihn jetzt nicht beschützen. Beeil dich, Träger der Münze.«
    Crokus wirbelte herum und rannte.
     
    Der Tod von Travale, dem Dritten in ihrem Zirkel, echote noch immer durch ihre Gedanken. Derudan hatte in der Mitte des Zimmers einen Kreis aus Asche auf den Boden gestreut. Mit Baruks Hilfe hatte sie die beiden Sessel hineingestellt und saß jetzt gleichmäßig paffend in einem davon, während ihre Blicke dem Alchemisten folgten, der auf und ab ging.
    Baruk stellte fest, dass er zögerte, den Schutzkreis zu betreten. Zwar würden sie darin sicher sein, umgeben von Hoher Tennes-Zauberei, doch sie würden auch nicht zu einem Gegenangriff in der Lage sein, sollte Vorcan auftauchen. Hinzu kam, dass einige Dinge magische Schilde durchbrechen konnten. Otataral zum Beispiel, jenes fremdartige, rostfarbene Erz aus den Tanno-Hügeln im Reich der Sieben Städte. Es war nicht besonders wahrscheinlich, dass Vorcan solche Dinge besaß, da sie schließlich selbst eine Hohemagierin war, und doch fühlte sich Baruk unbehaglich bei dem Gedanken, sich in eine Position zu begeben, wo er sein Gewirr nicht gegen die Assassine einsetzen konnte.
    »Die aus dem Zirkel«, sagte Derudan sanft, »die jetzt tot sind, waren starrköpfig, von ihrer eigenen Unbesiegbarkeit überzeugt, ja?
    Ohne Zweifel sind sie ununterbrochen auf und ab gegangen und haben auf die drohende Ankunft der Assassine gewartet.«
    Baruk blieb stehen, um zu antworten, doch er wurde von einem lauten, unmenschlichen Schrei unterbrochen, der von draußen hereindrang. Dem Schrei folgte unverzüglich eine Erschütterung, die die Wände erbeben ließ. Der Alchemist schritt auf die Tür zu.
    »Wartet!«, rief Derudan aus dem Kreis. »Versucht jetzt nicht, Eure Neugier zu stillen, Baruk, denn Vorcan wird sicher einen Vorteil daraus ziehen, ja?«
    »Ein Schutzzauber ist zerschmettert worden«, sagte Baruk. »Es gibt eine Bresche in meiner Verteidigung.«
    »Ein Grund mehr zur Vorsicht«, mahnte Derudan. »Freund, ich bitte Euch dringend, kommt zu mir in den Kreis.«
    »Nun gut.« Baruk seufzte, ging auf sie zu. Ein Windhauch strich über die linke Seite seines Gesichts. Der Alchemist hörte Derudans Warnruf, noch während er sich umdrehte.
    Mit rot schimmernden, behandschuhten Händen stürzte Vorcan auf ihn zu. Baruk hob die Arme, doch er wusste nur zu gut, dass er zu spät kommen würde. Genau in diesem Augenblick tauchte eine zweite Gestalt auf; sie erschien einfach aus der Dunkelheit, schnitt der Gildenmeisterin mit einem Hagel von Schlägen den Weg ab. Vorcan wich zurück, schlug dann mit einer Hand zu und streifte den Angreifer.
    Ein schmerzerfüllter Schrei gellte durchs Zimmer. Baruk starrte die Kämpfenden an. Erst jetzt bemerkte er, dass seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher