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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Ride
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Jahre in der Zeit zurückgesprungen. Er hatte keine Schmerzen, und sein Atem fand rasch den gewohnten Rhythmus. Eine leichte Benommenheit dämpfte seine Sinne, sodass ihm das Denken schwerfiel, und so blieb er erst einmal liegen und hob den Kopf noch nicht vom Dachbelag. Er starrte durch den Rauch in den blauen Himmel und versuchte, in Gedanken alles zusammenzufügen.
    Langsam stellten sich die Erinnerungen ein. Er hatte GM und Jasper im Hauptkontrollraum gesehen, kurz vor dem endgültigen Transport. Es gab keinen Zweifel, dass die Dinge sich im letzten Moment überaus kompliziert hatten. Eine Untertreibung. Und irgendwie wusste Wilson, dass er Glück gehabt hatte, hier gelandet zu sein, in der Vergangenheit.
    Wenn sie den Transport hätten aufhalten können, hätten sie es getan.
    Wie auch immer – wichtig war nur, dass er hier war. Das Unternehmen Jesaja war sein neuer Schwerpunkt, und die Erledigung dieser Aufgabe war sein einziger Weg nach Hause. Zögernd hob er den Kopf und sah sich um. Das Dach war versengt. Hunderte Rauchfahnen wie von Räucherstäbchen schwebten in der reglosen Luft. Aus dieser Lage war es unmöglich festzustellen, wo genau er sich befand.
    Als seine Sinne allmählich zurückkehrten, spürte er die Hitze des Dachbelags durch die Kleidung. Schweißtropfen liefen ihm übers Gesicht und er wusste, dass es Zeit war, aufzustehen. Hinter seinen Augen pochten Kopfschmerzen. Er brauchte seine ganze Kraft, um auf die Knie zu kommen, dann auf die Füße und bis ans Geländer zu taumeln.
    Er war auf einem sehr hohen Gebäude.
    Eine rötliche Smogschicht hatte in seiner Blickrichtung die Skyline weggewischt. In der Ferne drang Sonnenschein zwischen den dicht stehenden Hochhäusern der Innenstadt durch. Wohin er auch sah, herrschte lebhafter Verkehr. Die Bürgersteige wimmelten von Menschen. Es war genau wie in den alten Filmen und auf den Fotos, die er gesehen hatte, genau wie in seiner Recherche. Wilson empfand einen seltsamen Trost, als er zum ersten Mal Luftverschmutzung roch und auf der Zunge schmeckte. Die Stadt war laut, viel lauter, als er es von irgendeiner anderen Umgebung kannte. In diesem Moment wurde ihm klar, dass Barton es geschafft hatte. Sie hatten es geschafft! Das musste Houston sein, Houston zu Anfang des Jahrhunderts. Der Transport war gelungen, es gab keinen Zweifel.
    Ein Scheppern hallte von der Klimaanlage herüber, als der große Kühlventilator auf dem Dach den Betrieb aufnahm. Gleichzeitig wurden Wilsons Gedanken klarer. Diese Welt war potentiell feindselig, erinnerte er sich. Er würde ruhig bleiben müssen. Daran denken, was er gelernt hatte. Zielstrebig sein, optimistisch sein, auf den Augenblick fixiert. Ist alles ganz einfach, sagte er sich.
    Mit knirschenden Gelenken, als wäre sein Körper eine Ewigkeit nicht bewegt worden, ging er über das verkohlte Dach zur Feuertreppe. Die Situation kam ihm irgendwie lustig vor. Er war durch die Zeit gereist – Wilson der Zeitreisende. Unbegreiflich.
    Nachdem er noch einen ungläubigen Blick auf den qualmenden Dachbelag geworfen hatte, stieg er eine staubige Treppe hinunter und öffnete die Tür zu einem Fahrstuhlfoyer. Es gab sechs Aufzüge, drei auf jeder Seite des Treppenabsatzes, und auf einem Schild stand 34. Etage. Das Gebäude war wirklich sehr hoch. Seine magnetische Signatur musste gewaltig sein. Das war sicher der Grund, weshalb sein Körper gerade wiederhergestellt worden war.
    Es klingelte, und eine der Fahrstuhltüren glitt zur Seite. Leise klassische Musik wehte Wilson entgegen. Neugierig näherte er sich dem Spiegel an der hinteren Wand des Lifts und musterte sich aufmerksam aus verschiedenen Blickwinkeln. Sein ziemlich langes, hellbraunes Haar war zerzaust, und er kämmte es mit den Fingern zurück, um den Anschein von Ordentlichkeit zu erwecken.
    Sein Spiegelbild brachte ihn zum Lächeln; nichts hatte sich geändert. Seine Augen zeigten das vertraute Dunkelblau, seine Haut die dunkle Bräune aus den Tagen vor seinem Transport, die er in der Sonne verbracht hatte.
    »Das läuft ja alles ziemlich gut«, sagte er zu sich. Seine Kopfschmerzen wurden schlimmer, doch er ignorierte sie. Aus dem Wandlautsprecher kam eine Computerstimme: »Abwärts.«
    Wilson drehte sich um, drückte den Knopf zur 1. Etage und wartete, dass die Tür sich schloss. Das alles war zu einfach. Barton Ingerson ist ein Genie, ging es ihm durch den Kopf. Offenbar war das Verfahren der Zeitreise ein vollständiger Erfolg, und es gab Grund zum
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