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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Ride
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Zweikampf weiterging. Das war urtümlicher Kampf in seiner primitivsten Form. Dem Wachmann flog der Speichel aus dem Mund, als er Wilsons Kopf gegen den Teppich knallte.
    Der Mann war zu stark!
    Mühsam presste Wilson einen Befehl hervor: »Aktiviere Überlast.«
    Ein vertrautes Zittern durchlief ihn, als eine Mischung aus Adrenalin, Testosteron und Endorphinen seinen Körper durchströmte. Das Blatt würde sich gleich wenden. Als Wilson spürte, wie seine Kraft sich verzwanzigfachte, schleuderte er seinen Angreifer aus dem Aufzug ins Foyer. Er glaubte, der Wachmann werde bei diesem Beweis überlegener Kraft den Rückzug antreten, doch sein Gegner fing sich und griff furchtlos wieder an. Wilson schleuderte ihn diesmal mit solcher Kraft weg, dass der Mann auf der anderen Seite gegen einen Aufzug prallte und zusammensank.
    Doch innerhalb von Sekunden kam er wieder zu sich, und wie von einem unaufhaltsamen Zwang getrieben, stürmte er auf Wilson zu, wobei er aus vollem Hals brüllte. In einer blitzartigen Bewegung sprang Wilson zum Gegenangriff ins Foyer, nahm seinen Gegner in den Schwitzkasten und hielt ihn fest. Der stämmige Mann schlug um sich, kratzte und versuchte zu beißen, doch Wilsons Griff war wie ein Schraubstock. Die Sekunden verstrichen, und die Gegenwehr glitt in die Bewusstlosigkeit.
    Wilson schloss, dass das Verhalten des Mannes von einer optischen trakenoiden Reaktion verursacht sein musste. Es konnte nicht anders sein. Die Kontaktlinsen, die Wilson trug, um solch einen Effekt zu verhindern, funktionierten offenbar nicht. Aus der Brusttasche des Wachmanns ragte eine dunkle Sonnenbrille. Wilson nahm sie an sich.
    Die Türen glitten zu, und er war wieder im Aufzug eingeschlossen. Die ruhige Musik spielte weiter, in völliger Nichtbeachtung der Situation. Es war beinahe ärgerlich. Wilson straffte die Schultern und fühlte sich todmüde. Die Nachwirkungen des Überlastbefehls kündigten sich an. Angst stieg in ihm auf – es fühlte sich immer so an, als würde einem das Rückgrat mitsamt den Nerven ausgerissen. Zuerst kamen der kalte Schweiß und das Zittern. Das war die erträgliche Phase. Dann setzten die qualvollen Schmerzen ein – als würde Säure durch seine Adern fließen. Er biss die Zähne zusammen und unterdrückte den Drang zu schreien.
    Man konnte nicht wissen, wie lange die Schmerzen anhielten, aber es fühlte sich jedes Mal an wie eine Ewigkeit, während es in Wirklichkeit nur Sekunden waren. Wilson nahm sich einen Moment, um sich zu beruhigen und seine Lage einzuschätzen. Seine Kleidung war zerrissen und verschwitzt. Er war so schwach, dass er kaum stehen konnte. Seine Unterlippe blutete. Die einzige gute Nachricht war, dass seine Kopfschmerzen offenbar vorbei waren. Er blickte auf die dunkle Sonnenbrille in seiner Hand; sie war sein einziges Mittel, um weiteren Konfrontationen zu entgehen.
    Der Fahrstuhl hielt.
    14. Etage.
    »Oh nein«, flüsterte Wilson. Er setzte sich die Sonnenbrille auf, strich sich den Anzug glatt, wischte sich das Blut von den Lippen und wich nervös in die hinterste Ecke zurück. Wenn ihn jetzt einer angriff, hätte er nicht mehr die Kraft, sich zu wehren.
    Die Türen gingen zischend auf, und ein Büroangestellter stand davor, durchschnittlich groß, weißes Hemd, blaue Krawatte. Er widmete Wilson einen flüchtigen Blick und wandte sich dem Papierstapel zu, den er in der Hand hielt. Er trat in den beengten Raum. Der Fahrstuhl sank ein Stockwerk nach unten, die Türen öffneten sich, und er trat ohne Zwischenfall auf den Flur.
    Zu Wilsons großer Erleichterung blieb er allein. Er beobachtete die roten Ziffern, die nacheinander aufleuchteten. Als die Türen sich im 1. Stock endlich öffneten, drang Stimmengewirr zu ihm. Ein beeindruckendes Marmoratrium überspannte die Eingangshalle des Gebäudes. Helle Morgensonne schien durch die Glasdecke. Die Luft war unangenehm warm.
    Wilson näherte sich vorsichtig dem Geländer. Unten im Parterre strömten die Angestellten durch die Doppeltüren und liefen zu den Aufzügen. Hunderte von Menschen, lauter potentielle Mörder, dachte er.
    Eine Empfangsdame hinter ihrem Schalter schaute Wilson an. Eine attraktive Frau. Als sie ihn nicht weiter beachtete, sondern ihr Telefongespräch fortsetzte, ging er davon aus, dass die Sonnenbrille etwas nützte. Leicht hinkend stieg er die weiße Marmortreppe hinunter und näherte sich den Menschenmengen. Die Situation machte ihn ängstlich, doch es schien keine negativen Reaktionen auf ihn
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