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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Ride
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ärgerte sie, dass ihr Vater anrief, um über Geschäftliches zu reden und sofort nach ihrer Behandlung zu fragen, als sie sich darüber aufgeregt hatte. Er hält mich für verrückt. Er hat keine Ahnung, was ich durchmache. Niemand will mir helfen. Sie berichtigte sich: Niemand kann mir helfen.
    Sie warf das Kissen beiseite und sprang aus dem Bett.
    Sie fühlte sich allein.
    Die Aussicht aus dem sechzehnten Stock war herrlich: der weite Rasen des Emerald Parks gesprenkelt mit Bäumen, durchzogen von schwarz geteerten Fahrradwegen. Die Morgensonne stand tief am Himmel und warf lange Schatten nach Westen. In der Ferne markierte eine Gruppe Wolkenkratzer das Geschäftsviertel Houstons.
    Helena blieb am Fenster stehen und schaute hinaus. Sie wollte Antworten, mehr nicht. Die Antwort darauf, warum sie diese hartnäckigen, unerklärlichen Träume hatte.
    Sie wusste nicht, dass der Grund für ihre verrückten Halluzinationen nur ein paar Kilometer entfernt um sein Leben rannte – Wilson Dowling, der durch die Zeit in Helenas Welt gereist war. Dadurch sollten die Dinge noch viel verrückter werden.
    Helena wandte sich ab und stieg die Stufen zum Badezimmer hinauf, knöpfte den Pyjama auf und ließ ihn auf den Boden fallen. Helena Rainsford Capriarty betrachtete sich im Spiegel. Rainsford war der Mädchenname ihrer Mutter, und Helena nannte ihn mit Stolz, wann immer sich die Gelegenheit ergab. Ihre Haare waren blond, ziemlich hell im Ton und schulterlang geschnitten – wie bei ihrer Mutter –, und ihr Lächeln enthüllte makellose weiße Zähne. Sie warf kritische Blicke auf ihre nackte Haut, um nach einer Unvollkommenheit zu suchen. Doch da war nicht viel zu finden. Jahrelanges Schwimmen und Joggen hatten ihren 29-jährigen Körper in Bestform gebracht. Doch ihre gute Form war geerbt, wie alles andere auch. Sie aß, was ihr schmeckte, einschließlich Junkfood. Sie drehte sich um und musterte ihre Rückseite. Ein paar Stunden pro Woche auf dem Laufband waren nötig, befand sie.
    Es duftete nach frischen Blumen, als sie in die Glaskabine griff und das Wasser aufdrehte. Es schoss heiß aus dem Duschkopf und hüllte die Kabine in Dampf, noch bevor Helena hineinstieg. Sie gab nicht gern zu, dass sie Probleme hatte – nie. Darum drehte sie die Dinge so, wie sie ihr passten. Sie hatte keine Probleme, nur Fragen. Nach der gleichen Methode beurteilte sie sich als resolut, nicht stur. Willensstark, nicht aufbrausend. Lebhaft, nicht überspannt.
    Während das dampfende Wasser auf ihre Schultern prasselte, überdachte sie ihre Situation. Die Träume machten es unmöglich, zur Ruhe zu kommen. Manchmal waren die Visionen furchterregend. Seit Wochen hatte sie nicht mehr als drei Stunden an einem Stück geschlafen. Sie stellte das Wasser ein bisschen heißer ein, sodass es sie fast verbrühte. Der Schlafmangel machte sie reizbar, und jeder in ihrer Umgebung bekam das zu spüren. Ihre Beziehung mit Jensen war in die Brüche gegangen; infolgedessen war ihr Sexualleben auf dem Nullpunkt.
    Ein paar Minuten später kam Helena in einem schwarzen Flanellmorgenmantel aus dem Bad, die Haare ordentlich zurückgekämmt. Dr. Bennetswood vertrat die Theorie, dass ihre Halluzinationen durch posttraumatischen Stress verursacht seien. Wenn sie emotional Abstand nahm, verstand sie, dass das für ihn ein logischer Schluss war, doch sie wusste, dass er sich irrte. Es war eine bewusste Entscheidung, den Vorfall mit ihrer Mutter auszublenden. Helena hatte ihr Leben unter Kontrolle – so glaubte sie – und nahm es jedem übel, der etwas anderes andeutete.
    Ein Frühstückstablett stand jetzt auf ihrem Nachttisch – Müsli, frisches Obst, Vollkorntoast. So stand es jeden Morgen um 7 Uhr da.
    Helena flüsterte: »Vielleicht werde ich verrückt.«
    »Du bist nicht verrückt«, widersprach unerwartet eine weibliche Stimme.
    Helena fuhr erschrocken herum.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken, Bambina.« Julia Jimenez hatte einen spanischen Akzent und eine lebensbejahende Einstellung. »Aber dir fehlt Unterhaltung. Deshalb bin ich hier.« Julia war eine gemütlich wirkende Frau, klein und kräftig. Obwohl Ende fünfzig, hatte sie noch immer lange dunkle Haare mit ein paar grauen Strähnen, die sie zu einem ordentlichen Knoten frisiert hatte. Sie trug ein schwarzes Dienstbotenkleid mit einer schlichten weißen Schürze.
    Julia arbeitete schon seit über zwanzig Jahren für die Capriartys. »Ich habe schon auf dich aufgepasst, als du noch ein Baby warst«, sagte
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