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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)
Autoren: Tony Vagner
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letzten Jahre dürften auf das Konto des Polizeibeamten
gehen. Haarklein soll er mit Zeichnungen, Fotos und schriftlichen Berichten
diese äußerst grausamen Morde dokumentiert haben.
    Aber das ist noch nicht das
Schlimmste. Am ärgsten berührt hat Gravogl die Tatsache, dass Karner seinen
Aufzeichnungen zufolge auch Konstanze, die Frau vom Karner Johann getötet hat,
in dem er ihren Traktor manipulierte. Niemand hier hätte so etwas auch nur
andeutungsweise für möglich gehalten. Nicht nur, weil sie es dem Alois nicht
zugetraut hätten, sondern vor allem auch, weil sie es keinem Dirnitzer zugetraut hätten! Dirnitz ist ein kleines Paradies. Hier, in diesem Paradies,
hat es - so glaubte man jedenfalls bisher - noch nie schwerwiegendere Straftaten
gegeben. Hier kennt jeder jeden. Hier lebt man, etwas abgeschieden vom Rest der
Menschheit, von den Rindern, man geht zur Jagd, man liebt die Natur, man ist
umringt von Bergen und Wäldern. Niemand hier kann akzeptieren, dass es in einem
so paradiesischen Ort ein Monster gibt. Aber das noch viel Schlimmere ist: wie
schnell sich viele Bewohner dieses "Paradieses" anstecken hatten
lassen von dem Hass und der Aggression dieses Monsters. Sie erkannten gar
nicht, dass er eines ist, sondern sahen nur das Fremde, in der Gestalt einer
Frau, die sich - für Gravogl aus zweifelhaften Gründen - als Hexe ausgab.
Woher, so fragt er sich, kommt dieser viele, so schnell entzündbare Hass bei
Paradiesbewohnern, denen es immer gut gegangen ist?
    Er hat diesen Ort retten wollen
vor einem existenziellen Desaster, das ihm wegen der Rindervirose gedroht
hätte, und er hat dabei eine Tür zu einem tiefen und dunklen Keller geöffnet.
    Aber jetzt will er das alles
wieder vergessen. Die Hagazussa wird bald wieder abreisen, die alte Ordnung
wird sich wieder herstellen.
    Und er will nur mehr aufgehen
im Kreis seiner Familie!

41
     
    Miriam traf auf Anna, als sie
zu Boris ins Spital kam. Sie reichten sich sozusagen im Vorbeigehen die Hände.
    Boris sieht schon wieder ganz
gut aus. Er hat ihr voller Begeisterung von Kathi erzählt, von seiner kleinen
Tochter, die ihr, Miriam, einen so reizenden Entschuldigungsbrief geschrieben
hat. Natürlich hat sie der Kleinen schon längst verziehen, war eigentlich nie
böse gewesen auf sie.
    Dann war sie noch bei Gravogl,
um sich Lila abzuholen, die inzwischen wieder laufen kann. Die treue, gute
Lila!
    Gravogl tut ihr irgendwie leid,
obwohl sie sich nicht sicher ist, ob er unter der Situation wirklich leidet.
Anscheinend weiß bei den Gravogls jeder alles, nur redet keiner darüber.
Vielleicht ist es für Menschen, die in Dirnitz leben, besser, wenn manches
nicht an die Oberfläche kommt. Sie weiß es nicht genau.
    Auch Wotan und Igor sind wieder
bei ihr. Die zwei Rabauken. Allmählich wächst alles wieder zusammen, wie eine
Wunde, die sich langsam wieder schließt.
    Nun hat sie nur mehr einen Weg
vor sich, ehe sie sich wieder von diesem Ort verabschiedet. Sie geht die
Dorfstraße entlang und an der Kirche vorbei, bis sie zum Pfarrhof gelangt, wo
Teufl gerade im Vorgarten seinen Malvenbusch besprüht.
    „Wollen wir in den Garten
gehen, es ist ein so schöner und milder Tag heute“, sagt er, nachdem sie sich
begrüßt hatten.
    „Du siehst noch immer ein
bisschen angeschlagen aus“, sagt Miriam, während sie durch den Rosengarten
hinterm Pfarrhof schlendern. „Und abgenommen hast du auch.“
    „Ich bin solche Strapazen
eigentlich nicht gewöhnt“, gibt er zurück. „Übrigens habe ich mir auch zwei
Rippen gebrochen und es unterwegs gar nicht gemerkt“, lacht er dann etwas
bitter.
    „Wir haben alle eine Menge
durchmachen müssen“, sagt Miriam. „Fernsehen und Presse waren bei mir. Lästige
Interviews, penetrantes Getue. Ich hasse das.“
    Teufl lacht.
    „Bei mir auch! Natürlich. Das
ist ein Fressen für die Medien. Außerdem habe ich eine Vorladung zu einem
Gespräch bei meinem Bischof in St.Pölten.“
    „Wird man dich befördern?“,
lacht die Hagazussa.
    „Wohl eher nicht. Es gäbe
keinen wirklichen Grund dafür. Wahrscheinlich soll ich einfach Bericht
erstatten. Der Bischof will wissen, was in seinen Gemeinden vor sich geht. Was
gedenkst du jetzt zu tun, nachdem die Sache hier erledigt ist?“
    Miriam schweigt eine Weile. Sie
geht von einem Rosenstock zum nächsten, beugt sich über die vollen, ausladenden
roten Blüten einer Pfingstrose und schnuppert. Schöne Blume, sagt sie. Wie heißt
sie?
    „Bella Donna“, sagt der
Pfarrer.
    Die
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