Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah
Autoren: Beth Hoffman
Vom Netzwerk:
zu fragen, was sie zurückbekommt. Ich würde nie verstehen, womit ich ihre Herzlichkeit verdient hatte.
    Ich lud gerade Plätzchen für alle am Tisch auf einen Teller, als Miz Hobbs durch das Gartentor hereinmarschiert kam. Sie trug einen schwarzen Hut und ein verstörendes gelbes Sommerkleid mit großen schwarzen und roten Kreisen. Ihr Hintern sah aus wie ein riesiges Bullauge. Als sie mich am Kuchentisch stehen sah, bahnte sie sich mit ihren albernen Trippelschritten einen Weg über die Terrasse.
    »Cecelia, so rausgeputzt habe ich dich ja fast gar nicht erkannt«, sagte sie übertrieben und drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Was für ein hübsches Kleid. Du siehst aus wie ein Vanilletörtchen! Tootie hatte schon immer einen tadellosen Geschmack. Aber ich muss doch sagen, ich bin ein bisschen überrascht, dass du dir immer noch nicht die Haare hast schneiden lassen. Denk dran, was ich dir über diese Hippies erzählt habe!«
    »Ich sage Tante Tootie Bescheid, dass Sie hier sind«, sagte ich und wischte mir mit einer Serviette ihren Lippenstift von der Wange.
    Als ich wegging, hörte ich sie noch zu einer Dame in einem gelben Kleid sagen: »Was zum Teufel wollen denn die ganzen Nigras hier, ist Tootie verrückt geworden?«
    Ich war so wütend, dass ich ihr am liebsten eine gescheuert hätte.
    Ich setzte mich an den Tisch neben Mrs Odell und starrte Miz Hobbs an. Sie wackelte mit einem Teller Essen in der einen Hand und einem Getränk in der anderen zwischen den Grüppchen herum, nickte und verteilte Luftküsse wie ein Filmstar. Als sie sich an den Tisch neben uns setzte, rümpfte Miz Goodpepper die Nase und drehte ihren Stuhl so, dass sie Miz Hobbs den Rücken zuwandte.
    »Ich bin ganz verliebt in die immergrünen Eichen«, sagte Mrs Odell. »Und ich kann es gar nicht erwarten, im Frühjahr die Magnolien blühen zu sehen. Das muss wunderschön sein.«
    Miz Goodpepper fächelte sich mit ihrem Hut Luft zu und erhob die Stimme. »Oh Gertrude, Magnolienblüten duften so herrlich, dass einem das Herz wehtut. Ich hatte so eine prachtvolle Magnolie im Garten, aber als ich im letzten Frühling kurz nicht in der Stadt war, hat meine böse Nachbarin sie ermordet .«
    Miz Obee fiel der Unterkiefer hinunter, Flossy rückte näher, und Sapphire sah Miz Goodpepper an, als wäre sie verrückt geworden. Mrs Odell schluckte ihren Keks hinunter. »Ihren Baum ermordet?«
    »Ja«, fauchte Miz Goodpepper und verengte die Augen zu blauen Schlitzen. »Sie hat sie kaltblütig fällen lassen.«
    Miz Hobbs wurde stocksteif, als Miz Goodpepper die Geschichte von der ermordeten Magnolie ausspie. Ihre Stimme war dabei voller Abscheu. »Und meine Nachbarin ist nicht nur eine Baummörderin, sondern sie führt auch noch Striptease für ein glückliches Mitglied unserer Polizei auf.«
    Alle schnappten nach Luft. Na ja, alle außer Sapphire. Sie lachte.
    Befeuert von viel zu vielen Long Island Iced Teas lehnte Miz Goodpepper sich zurück und sprach über ihre Schulter. »Erzähl doch mal, Violene, wie ist Earl denn so? Wird mal wieder Zeit, ihm ein bisschen den Hintern zu versohlen, was?«
    Miz Hobbs sprang auf, ihre Augen funkelten vor Zorn. »Du Hexe!«, kreischte sie, den Mund voll Pâté. »Dann waren diese ekelhaften Fotos und die schlauen Briefchen also von dir!«
    Miz Goodpepper rollte die Augen in demonstrativem Widerwillen. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst, aber ich weiß, dass Earl Jenkins drauf steht, wenn du ihm den Hintern versohlst, vor allem, wenn du dabei dieses lächerliche Hühnerkostüm trägst.«
    Miz Hobbs Hängebacken zitterten vor Wut. Sie fuhr mit der Hand durch die Pâté auf ihrem Teller und schmierte sie Miz Goodpepper ins Gesicht.
    Mit einem Lächeln, das so kurz und tödlich war wie ein Blitz, wischte Miz Goodpepper sich mit einer Serviette das Gesicht ab. »Tja, Violene, das bestätigt nur wieder, was ich schon seit zwanzig Jahren weiß. Man kann ein Mädchen aus der Gosse holen, aber nicht die Gosse aus dem Mädchen.«
    »Ach, und du hast eine blütenweiße Weste und bist eine aufrechte Bürgerin, oder was? Da weiß ich aber was anderes. Du bist eine kranke Exhibitionistin – planscht am helllichten Tag splitternackt in dieser albernen Badewanne in ihrem Garten rum, während alle anderen sich für die Kirche fertig machen!«
    Miz Goodpepper stand auf. »Also, das Religiöseste, was du je tust, ist wohl im Bett ›Oh Gott‹ schreien.«
    Tante Tootie kam mit wütendem Absatzklappern über die Terrasse.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher