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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN
Autoren: Diane Ducret
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schockieren Elena zutiefst. Also wird das Frauenzimmer gleich mal abgehört. Bald weiß die Erste Genossin im Staat bestens Bescheid über Violetas Seitensprünge. Sie bevorzugt junge, athletische Männer und Studenten. General Pacepa erstattet Elena persönlich Bericht über die Ergebnisse der Abhöraktion.
    Die Affäre erlangt schnell besondere Bedeutung: Jeden Freitagvormittag sucht der General Elena in ihrem Büro auf. Sie empfängt ihn an ihrem Schreibtisch, dem gegenüber ein lebensgroßes Gemälde von Ceauşescu hängt. Der Raum ist mit Fotos von ihrem Mann geschmückt sowie mit seinen gesammelten Werken in zehn Bänden. Neben diesem Mammutwerk findet sich im Büro der Wissenschaftlerin kein einziges Buch, ja nicht einmal ein Aktendeckel. Die Lektüre anderer Autoren interessiert sie offensichtlich nicht.
    Auf ihrem Schreibtisch stehen, goldgerahmt, Fotos der größten Augenblicke in Elenas Leben. Daneben nicht ein Blatt Papier. Wer mit ihr sprechen will, muss seine eigenen Aufzeichnungen mitbringen.
    „Was gibt es denn Neues über Violeta?“, fragt Elena gleich zu Beginn. Der General berichtet von einer Beziehung zu einem Studenten. „Da sieh sich mal einer das kleine Miststück an!“, ruft sie vergnügt. Dann folgt ein Kommentar, der vor falschem Mitgefühl nur so trieft: „Die Partei gab ihr einen ihrer Spitzenkader zum Ehemann, aber sie hebt ihren Rock für jeden Tarzan, der ihr ein Lächeln zuwirft.“ Dann hört sie sich das Band an, das vom Liebesspiel des jungen Paares aufgenommen wurde, und lästert: „Wenn sie hierherkommt, tut sie ja immer so still. Dabei schreit sie auf der Kassette, dass einem das Trommelfell platzen könnte.“ [17] Ştefan Andrei wird gleich darauf von einem Schützling Elenas, Ilie Văduva, ersetzt.
    Denn Elenas Schattenkabinett ist aktiv wie eh und je. Pacepas Abhöraktionen sind das einzige echte Klatsch- und Skandalblatt Rumäniens – exklusiv für Elena.
    Ihr neues Opfer ist Gheorghe Pana, einer ihrer Minister. Der gemäßigte Politiker aus der Provinz verfasst für die Ceauşescus regelmäßig die Laudatio auf ihre großen Taten. Irgendeinen Fehler muss er jedoch begangen haben, denn Elena lässt ihn eines Tages aus ihrer Umgebung entfernen. Dummerweise ist kein anderer so gut im Schreiben überbordender Lobhudeleien, und so holt sie ihn zurück. Zum Zeichen ihres guten Willens schenkt sie ihm sogar ein hübsches Häuschen im besten Viertel von Bukarest. Das sie natürlich ausgiebig verwanzen ließ. Doch die Abhöraktion trägt nicht die gewünschten Früchte: Panas einziger Fehler ist es, mit einer Jüdin verheiratet zu sein. Frau Pana, die an der Universität Marxismus unterrichtet, ist ihm auch nicht untreu. Auch sie zeigt sich loyal gegenüber dem Präsidenten. Und so erklärt Elena Pacepa eines Tages verzweifelt: „Sie werden ihr schon einen ihrer Geheimpolizisten unter den Rock schieben müssen.“ Dann fügt sie entnervt hinzu: „Es macht mich ganz krank, wie sie da einen auf Heilige Jungfrau macht.“
    Elena lässt also nichts unversucht, trotzdem setzt Frau Pana ihrem Mann keine Hörner auf.
    „Und? Hat sie angebissen?“, fragt sie Pacepa einmal.
    „Noch nicht.“
    „Sie geht mir auf die Nerven. Sie haben noch drei Monate, damit sie das Röckchen hebt. Drei Monate, in denen sie abgehört, aufgenommen, fotografiert, gefilmt wird. Ich will sie nackt unter einem ihrer Männer sehen. Ich will sehen, wie sie mit ihrem kostbaren Hintern wackelt, bis die beiden zum Orgasmus kommen. Drei Monate. Verstehen Sie mich? In drei Monaten will ich Pana draußen haben.“
    Doch Pacepa musste nicht nur über rumänische Kurtisanen Buch führen. Denn auf internationalem Parkett hat Elena noch ganz andere Rivalinnen. Sie lässt Akten über Indira Gandhi und Golda Meir anlegen, da sie diese Frauen offensichtlich als Konkurrentinnen betrachtet. Ganz besonders hasst sie die Frau von US-Präsident Carter. Aufgrund eines diplomatischen Zwischenfalls mit einem Nerz.
    Jimmy Carter gründete seine Politik auf feste ethische Prinzipien. Das hatte zur Folge, dass die klassischen Erpressungsversuche von Diktatoren in Washington plötzlich kein Gehör mehr fanden. Eine der ersten Gesten von Präsident Carter war es, der „Wissenschaftlerin von Weltrang“ Elena Ceauşescu den Doktortitel ehrenhalber der Universität Washington zu verweigern, den diese gefordert hatte. Die Genossin verstand nicht, weshalb er sich so zierte, und hasste den „Erdnussbauern“ von nun an aus ganzem
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