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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN
Autoren: Diane Ducret
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des „Conduca˘tors“. Es ist ein geschickter Schachzug Nicolaes, seine Frau so in den Vordergrund zu schieben: Er drängt den Rumäninnen seine veralteten Vorstellungen von der Rolle der Frau auf und räumt gleichzeitig einer angeblich freien, intellektuellen und emanzipierten Frau einen hohen Rang ein. Doch die Rumäninnen werden ihr, die sie verraten hat, nicht vergeben.
    Elena ist zur Modellfrau geworden. Sie verkörpert den Fortschritt. Die vorlaute Florina hat sich zur vollkommenen Frau entwickelt, der die Dichter ihre Werke widmen:
     
    Sei gebenedeit, erfindungsreiche Frau!
    Die Liebe der Nation umfängt Dich,
    die Du Gelehrte, Politikerin und Mutter zugleich bist.
    Du, die Du uns ein nachahmenswertes Beispiel gibst.
    Deinem Charme und Deiner Klugheit werden wir stets nacheifern.
    Mögest Du immer glücklich sein, Du, ewiges Symbol
    der rumänischen Heldin, das Du geworden bist.
    Du, die Du den Helden des Landes begleitest,
    auf seinem Weg durch das große Epos des rumänischen Volkes.
     
    Der Hofschreiber der Ceaus¸escus, Corneliu Vadim Tudor, hat gar ein Gedicht auf sie verfasst, in dem manche den Ausdruck einer heimlichen Leidenschaft sehen:
     
    Größte Frau aller Zeiten
    unserer gesamten Nation!
    In ihrer rumänischen Tracht ist
    sie des Himmels strahlendster Stern!
    Elena Ceaus¸escu!
    Reiner noch ist ihr Streben.
    Die beste Mutter von allen,
    gekommen, um uns zu retten,
    mit ihrem gelehrten Geist!
     
    Unvergleichlich sind ihre Taten
    und stets will sie noch höher hinaus.
    Führerin der Rumänen, steht sie
    unserem Vorsitzenden stolz zur Seite. [15]
    Von der Eifersucht …
    Nach der gelungenen Umsetzung der Ideen, die sie 1971 von Jiang Qing übernahm, sucht Elena nach einem neuen Vorbild, an dem sie sich orientieren kann, und findet es in Isabel Perón. 1973 reist sie nach Buenos Aires. War sie anfangs noch von Jiang Qings streitbarer Art fasziniert, so entdeckt sie bei Isabel Perón die Züge einer Landesmutter, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmert. Das Schicksal der ehemaligen Tänzerin beschäftigte Elena, war sie doch an der Seite ihres Mannes im September 1973 zuerst Vizepräsidentin geworden, um dann zur Präsidentin aufzusteigen, als er acht Monate später starb.
    Auch Elena würde die sozialistische Hierarchie in dieser Weise durchlaufen. 1980 wurde sie zur Vize-Premierministerin ernannt. Fortan war sie die Nummer zwei im Staat. „Wenn eine Hure aus einem Nachtclub in Caracas das tun kann, warum dann nicht auch eine Frau der Wissenschaft?“ [16] , meinte sie, als Isabel 1974 die Nachfolge Juan Peróns als Präsidentin Argentiniens antrat. Glaubt sie etwa gar, dass sie wie Isabel zum Staatsoberhaupt werden könne, falls Nicolae sterben sollte?
    Mag Elena ihre politische Inspiration auch von zwei außergewöhnlich mächtigen Frauen beziehen, so finden andere Frauen in den Augen der unerbittlichen Elena keine Gnade. Die Neue Frau Rumäniens duldet keine Nebenbuhlerinnen.
    Die ehrgeizige Diplomatie Rumäniens wird bestimmt von einem bedeutenden Mann, Corneliu Ma˘nescu. Mănescu ist von 1961 bis 1972 Außenminister Rumäniens. Er wird respektiert und verfügt über intellektuelle Gaben, mit denen sich die Ceauşescus nicht messen können. Darüber hinaus ist er mit einer schönen Frau von auffälliger Eleganz und Vornehmheit verheiratet. Als man mit viel Pomp in die Türkei reist, begeht der türkische Präsident einen unverzeihlichen Fauxpas, eine wahre Majestätsbeleidigung gegenüber Genossin Elena. Der Kontrast zwischen den beiden Frauen sticht ins Auge: Trotz ihrer teuren Garderobe gelingt es der eher vulgären Elena nie, bei öffentlichen Anlässen zu brillieren. Anders Madame Mănescu, deren schlichte Eleganz die ganze Delegation in den Schatten stellt. Also begrüßt der türkische Präsident sie zuerst, da er annimmt, dass sie die Erste Dame des Landes sei. Dieser Irrtum macht nicht nur den ganzen Staatsbesuch zum Fehlschlag. Der brillante Mănescu ist zu weit gegangen, als er eine zu gut aussehende Frau ehelichte. Als man einige Tage später nach Rumänien zurückkehrt, wird der unverschämte Wicht sofort geschasst.
    Auch ein anderer bedeutender Diplomat sollte die irrationale Eifersucht Elenas zu spüren bekommen. Ştefan Andrei, der von 1978 bis 1985 im diplomatischen Dienst stand, hat eine junge Schauspielerin namens Violeta geheiratet. Elena hat diese „kleine, bemalte Puppe“, die große Auftritte liebt, sofort auf dem Kieker. Ihr Aussehen und ihr Verhalten
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