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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN
Autoren: Diane Ducret
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allzu menschliches Phänomen.
    Auch Frau Klose möchte am Mythos Hitler teilhaben, und so widmet sie ihm 1933 ein Gedicht, von dem sie hofft, dass es in der Presse veröffentlicht wird:
     
    A lle Menschen jubeln Dir zu,
D u gibst Hoffnung, Freud und Ruh!
O Du unser Heil!
L ast und Mühe hast Du viel!
F est im Auge doch das Ziel!
   Adolf Hitler Heil!
H och Hitler! Ruft die ganze Welt,
I n allen Herzen bist Du Held!
T reu zu Dir, halten wir!
L asst sein Lob erklingen hier!
E s wird mehr gelingen,
R uft „Hitler Hoch“ im Ringen.
    Frau Klose erhält eine wohl unerwartete Antwort:
     
    Sehr geehrte Frau Klose!
    Der Führer lässt Ihnen für Ihr Schreiben bestens danken. Eine Genehmigung zum Druck Ihres Gedichts kann leider nicht erteilt werden, da der Führer eine Verherrlichung seiner Person grundsätzlich ablehnt.
     
    Im folgenden Winter schickt eine Frau von Heyden-Plötz, geb. von Zitzewitz, dem „Führer“ eine größere Portion Honig mit den besten Wünschen für seine Gesundheit. Sie erklärt ihm genau, wie er das kostbare Gut behandeln muss, damit es „sein zartestes Aroma“ entfalten kann.
     
    Mein Führer,
    es war mir eine große Freude, dass meine Honigsendung wirklich an Sie persönlich gelangte […] Es würde mir nun weiterhin eine noch größere Freude sein, wenn Sie mir erlaubten, ein wenig für Ihren Frühstückstisch zu sorgen und hin und wieder Ihnen etwas Honig zusenden zu dürfen […] Möchte der Genuss dieses ursprünglichen, unverfälschten Naturprodukts pommerscher Scholle unmerklich dazu beitragen, den ungeheuren Energieverbrauch von Geist und Körper zu mildern.

Ihre M. von Heyden-Plötz [5]
     
    Für viele seiner Bewunderinnen ist es unvorstellbar, dass so viel Energie allein in die Politik fließen soll. Einigen fallen da auch andere Aufgabengebiete ein.
     
    Hartmannsdorf, den 23. April 1935
    Lieber Führer Adolf Hitler!
    Eine Frau aus dem Sachsenland möchte gern ein Kind von Ihnen haben. Das ist gewiss ein außergewöhnliches Verlangen, allein der Gedanke, dass gerade Sie keine Kinder haben sollten, lässt mir keine Ruhe, und so liegt als Endprodukt meines Wünschens dieser Brief vor Ihnen.
    Ein Brief ist ein geduldig’ Ding. Man kann ihn lesen und weglegen. Man kann ihn, einer schönen Weise gleich, in sich nachklingen lassen. Man kann ihn auch als einen Brief aufnehmen und ihm folgen.
    Allerlei Schreckgespenster stehen vor der Tür meines Wunsches. Der Brief könnte nicht zu Ihnen gelangen. Sie hätten für ein Kind keine Zeit. Sie fühlten sich für ein Kind zu alt und hätten mit diesem Gedanken schon längst als unmöglich abgeschlossen. Trotz allem müsste doch noch ein Kind von Ihnen geboren werden. Dies ist mein größter Wunsch, dessen Erfüllung ich mit der ganzen Kraft meines Herzens ersehne.

Friedel S.
     
    Am 21. April 1938 verleihen drei Frauen aus Ludwigsfelde südlich von Berlin ihren Empfindungen nach einer kurzen Sichtung des Staatschefs schriftlichen Ausdruck:
     
    Mein Führer!
    Der Zufall führte uns am Wahltag zum Bahnhof Ludwigsfelde. Beim Herannahen eines D-Zuges (13.20 Uhr) sahen wir auf der Lokomotive einen Parteigenossen in Uniform. Dies ließ uns sofort vermuten, dass unser Führer in diesem Zug sein müsste. Unsere Vermutung traf zu.
    Drei glückstrahlende Frauen durften ihrem so froh gestimmten Führer zujubeln und erhielten als Lohn dafür ein freundliches Winken.
    Drei überaus glückliche Frauen danken ihrem Führer hierfür aus vollstem Herzen und bitten zur Erinnerung an diesen so herrlichen und unvergesslichen Augenblick um je ein Autogramm.
    Dank! Sieg und Heil unserem geliebten Führer!

Martha Imse, Anna Loppien und Elisabeth Pässler
     
    Ende der Dreißigerjahre erreicht die Hitlerverehrung ihren Höhepunkt. Die romantischen Projektionen schäumen regelrecht über:
     
… Schaut nur mal diesen Schützen an, ob er nicht wohl gut treffen kann! […] Das Weibliche zog ihn hinan!! So juble, oh Herz, und lass dich von den Sternen umfangen! So sag noch einmal, oh Mädchen, mein Mädchen, wie lieb ich Dich – und wie liebst Du mich – Du Blümlein auf der Flur – oh Margeriten. [6]

Mein liebes Herzblatt!
 
    Warum so schüchtern und auf heimlichen Wegen? Ich kann Deine Gedanken nicht erraten. War gestern bis halb 12 im Stadtschützenhaus, aber leider habe ich Dich nicht gesehen. Du suchst eine Frau, ich suche einen Mann. Wir könnten schon zwei Jahre zusammen leben, wenn Du nicht so heimlich tätest […] Bitte schreibe mir einmal,
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