Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN
Autoren: Diane Ducret
Vom Netzwerk:
Die letzte Nachricht freut die Titelsammlerin besonders: Man hat in Athen soeben ihre gesammelten Werke ins Griechische übersetzt.
    November 1979. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Personenkult für Elena Ceauşescu ist getan. Zum ersten Mal erhält eine Frau öffentliches Lob auf einem Parteitag. Der 12. Kongress der Kommunistischen Partei Rumäniens dankt der Genossin für ihr politisches Werk. Die Haus- und Hofpoeten der Partei schreiben Elogen auf ihre „energiereiche revolutionäre Aktivität“ und auf die „Verbesserung des Schulunterrichts auf wissenschaftlicher Grundlage“, die sie angeblich zu verantworten hat. Bei dieser Gelegenheit veröffentlicht sie das erste programmatische Dokument für Wissenschaft und Industrie Rumäniens: Ein Fünfjahresplan wird beschlossen, aber dessen prophetische Visionen greifen vor bis ins Jahr 2000.
    Anfang 1980 ist sie de facto ihrem Mann, dem Präsidenten auf Lebenszeit, an Macht gleichgestellt. Die enormen Propagandabemühungen, durch die sie sich mit wissenschaftlichen Titeln aus aller Welt einzudecken wusste, brachten sie innerhalb von zehn Jahren an die Spitze des Landes.
    Mit ihrer Titelsammlung erreichte Elena aber noch mehr: Anders als die traditionellen rumänischen Führer vermittelte sie den Eindruck, sie sei wegen ihrer Kompetenz so weit gekommen, sei also Staatsoberhaupt um ihrer Verdienste willen. Nun scheint ihr Stern unaufhaltsam weiter zu steigen.
    Was versteckt sich hinter dieser Titelwut? Wollte sie vielleicht „Conducător“ anstelle des „Conduca˘tors“ werden? Denn an diesem Punkt fragen sich nicht wenige, ob Elena wohl überhaupt fähig wäre, die Regierung zu führen. Anfang der Achtzigerjahre werden allenthalben Spekulationen angestellt, ob Elena vielleicht ihren Mann an der Spitze des Staates ablösen wolle. Ja, die Gerüchte sind sogar noch konkreter: Sie wolle mit ihrem Sohn Nicu eine Allianz bilden, um Nicolae abzusetzen. War diese Hoffnung vielleicht aus dem Unglück eines Volkes geboren, das sich von seiner „Mutter“ mehr erwartete als vom „Sohn der Sonne“, wie Nicolae sich nennen lässt?
    Elena hat kein politisches Programm. Ohnehin schreibt sie so wenig wie möglich, um ihre fehlerhafte Grammatik zu verbergen. Doch ihre Erklärungen in der Öffentlichkeit lassen keinen Zweifel daran, was sie vorhat: „Ich will nicht verschweigen, dass ich das große Glück hatte, mit meinem Genossen Ehemann seit der Zeit unseres illegalen Kampfes zusammenzuarbeiten. Er ist ein vollkommenes Beispiel für die große Entschlossenheit und Begabung, die im revolutionären Kampf nötig sind. Er hat mich das unerschütterliche Vertrauen in unsere gerechte Sache und in den Sieg der Arbeiterklasse sowie unserer Partei gelehrt.“
    Mama Elena verkündet eine klare Botschaft: Solange Nicolae am Leben ist, wird sie hinter ihm stehen.
    Jetzt, da sie die höchste Stufe an der Seite ihres Mannes erreicht hat, kann sie den nächsten Schritt tun, ohne ihren Mann zu gefährden?
    Elena findet einen geschickten Weg, ihren Aufstieg fortzusetzen, ein neues politisches Betätigungsfeld: den Weltfrieden. Aus Elena, der Wissenschaftlerin, die die legitime Macht an der Seite ihres Nicolae sucht, wird Anfang der Achtzigerjahre Elena, die strahlende Kämpferin für den Weltfrieden.
    Bei einem Symposium zum Thema „Wissenschaftler und der Frieden“, das im September 1981 von der Akademie der Wissenschaften in Bukarest veranstaltet wird, verlässt sie ihren „Fachbereich“ und äußert sich zum ersten Mal zu Atomwaffen. Elena lehnt sie strikt ab. Sie richtet einen Appell an Intellektuelle und Pazifisten in aller Welt. Man möge endlich ein Komitee gründen, das sich für die Abschaffung dieser mörderischen Vernichtungswaffen einsetzt. Und sie spricht nicht nur von der kommunistischen Welt, sondern lädt auch die Kapitalisten zur Teilnahme ein.
    Auch dieser Auftritt verfehlt nicht seine Wirkung. 1982 wird sie von der vorbildhaften Neuen Frau zur Großen Mutter, die „alle Wissenschaftler und das gesamte Volk mobilisiert“. Die Zeitschrift La Femme widmet ihr im Januar 1983 anlässlich ihres vierundsechzigsten Geburtstags eine ganze Ausgabe, in der Nicolae nicht vorkommt. Zum ersten Mal wird sie unabhängig von ihrem Ehemann geehrt. Ein in dieser Ausgabe veröffentlichtes Gedicht preist die „sanfte Kraft, die in ihren Zügen wirkt“, denn diese sei „ein ideales Modell für die Künste“.
    Ihre letzten Jahre allerdings lassen annehmen, dass Elena letztlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher