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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten
Autoren: Ingrid Elfberg
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schon weitaus früher erkaltet und versiegt, als sie es erkannt hatte.
    Sie aßen vorm Kamin, redeten durcheinander, erzählten, mal ernst, mal lachend, und schoben Boss zur Seite, der sich eifersüchtig zwischen sie drängte und sie mit feuchten flehenden Augen ansah.
    »Ich habe Esko gefragt, ob er das Haus umplanen möchte, nun, ausgehend von dem jetzigen Grundriss also. Ich mag deinen Freund. Er ist ein guter Architekt.« Erika musste leise kichern.
    Per betrachtete sie amüsiert.
    »Und … was hat er gesagt?«
    Erika stand auf und holte die schönen Skizzen, die Esko schnell und spontan angefertigt hatte, als er zu Besuch gekommen war.
    »Wahnsinn!«, äußerte Per anerkennend und bewunderte die Entwürfe seines Freundes, heftete seinen Blick aber schnell wieder auf Erikas Gesicht.
    »Du bist schön«, sagte er mit einem Lächeln und strich ihr behutsam eine Haarsträhne von der Wange. Zu seiner Verblüffung errötete sie, wandte das Gesicht ab und trank den letzten Schluck Wein.
    »Das hätte ich schon viel früher sagen sollen  – dass du schön bist«, bemerkte er gedehnt und musterte ihr Profil. Auf ihren Haaren lag vom Widerschein des Feuers ein goldroter Schimmer. Er konnte sehen, wie sie schluckte. Nach einem Moment drehte sie sich verschmitzt lächelnd zu ihm um.
    »Danke. Es tut gut, das zu hören …«
    Sie kicherte erneut und streckte auffordernd den Becher vor. Per schenkte ihr nach. Erika war warm und kalt zugleich. Die Glut, die tief in Pers braunen Augen schwelte, zog sie an. Sie setzte sich auf, richtete den Pulli, glättete ihre Jeans und strich sich rasch den zerzausten Pony zur Seite, der genauso schnell wieder zurückfiel.
    »Fährst du gerne Ski?«, murmelte er mit dunkler Stimme. Sie nickte. Er lächelte, an Erika überraschte ihn nichts mehr. Alles machte Sinn, fügte sich zu einem klaren Gesamtbild. Er wusste, was ihn erwartete, und auch wieder nicht …
    »Bist du schon mal in Funäsdalen gewesen?«, fragte er, und sie nickte erneut, begleitet von demselben glucksenden Lachen wie zuvor und mit funkelnden Augen. »Mein Bruder hat dort ein Hotel«, erläuterte Per und spürte, wie ansteckend Erikas Erheiterung auf ihn wirkte.
    »Am See. Ich habe ihn und seine Familie dort besucht. Es ist ein alter Bauernhof, sie haben ihn umgebaut und eine phantastische Arbeit geleistet.«
    Erika schloss kurz die Augen, schien in sich hineinzuhorchen, einem Gefühl nachzuspüren. Als sie ihn wieder ansah, war er es, der schlucken musste.
    »Ich habe da oben zwei Winter gearbeitet«, sagte sie weich. »In Ramundberget und Tänndalen. Als Küchenhilfe, Putzfrau, Kellnerin und Skilehrerin.«
    Ihr Lächeln wurde breiter, als sie Pers überraschte Miene sah.
    »Na ja, Skilehrerin ist vielleicht zu viel gesagt …«, gab sie zu. »Aber ich habe den Leuten in den Lift geholfen, die Kinder den Übungshügel hochgeschleppt und den Kleinsten gezeigt, wie man richtig bremst. Mein Vater ist dort aufgewachsen«, fügte sie als Erklärung hinzu.
    »Ich kann dir beim Umbau helfen«, sagte Per und war mit einem Mal wieder ernst. »Ich bin recht geschickt. Und ich habe Kraft.«
    Er lehnte sich auf dem Sofa zurück und verschränkte lässig die Arme im Nacken.
    »Du hast Kraft. Und du kannst handgreiflich werden …« Sie legte eine Hand an seine Wange. Ihre Blicke trafen sich.
    »Danke«, sagte sie mit Nachdruck. »Ich habe es noch nicht gesagt, aber ich bin dir enorm dankbar dafür, dass …« Sie schlug die Augen nieder.
    »Du musst dich nicht schämen«, antwortete Per. »Keiner von uns hat es geahnt. Der arme Kerl, dass er so den Verstand verloren hat. Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist …«
    Als die Dunkelheit sich über die Inseln, das Meer und die Klippen gesenkt hatte und im Kamin nur noch eine rote Glut brannte, erhob sich Per widerwillig vom Sofa.
    »Ich muss jetzt gehen. Ich bin hundemüde und brauche dringend Schlaf. Muss meine Blessuren heilen lassen. In nur vier Wochen muss ich für Japan packen. Und dort hoffentlich einen neuen Grad erlangen.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Erika begleitete ihn zur Tür und plauderte mit ihm über die kommenden Turniere in Kyoto, über seine Chancen, nachdem er verletzt gewesen war, während Per sich Jacke und Schuhe anzog.
    »Du solltest dich von mir fernhalten …«, sagte Erika atemlos, gerade als er gehen wollte. Er drehte sich schnell um, sein Blick war dunkel und undeutbar. Erika schloss die Augen und fluchte innerlich. Verdammt, ich
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