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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten
Autoren: Ingrid Elfberg
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Arm. Sie sah auf und blickte geradewegs in seine dunklen Augen, in das Feuer, das darin brannte.
    »Hallo …«, erwiderte sie heiser und nahm einen Duft von frisch geduschter Haut, einer Spur Seife und dem würzigen Aftershave wahr, das er benutzte.
    »Fein, dass es dem Hund gutgeht. Was für ein schönes Tier!«
    Per lächelte sein träges wölfisches Lächeln. Erika starrte auf seine Lippen, die weißen Zähne, ein Eckzahn saß leicht schief.
    »Ich hoffe, ich habe dir keinen Schrecken eingejagt«, neckte er sie. Verlegen errötete Erika, als er geschmeidig nach der Axt griff, die sie irgendwie immer noch in der Hand hielt.
    »Musst du denn immer handgreiflich werden oder eine Waffe in der Hand haben, wenn ich in deine Nähe komme«, sagte er mit einem spöttischen Lächeln. Erika stöhnte und lehnte verlegen die Axt an die Hauswand.
    »Verzeih«, murmelte sie. »Ich habe Holz gehackt und …«
    »Ja, ja. Könntest du dir vorstellen, mich hereinzubitten, bevor ich erfriere? Ich habe etwas zu Essen mitgebracht.«
    Per schwang die prall gefüllte Plastiktüte hin und her.
    »Und Wein. Und Strega!«
    Er öffnete seine Lederjacke weit, in seiner Brusttasche steckte eine Flasche des quietschgelben Likörs. Er strahlte, seine Augen tanzten. Erika sah ihn lange und forschend an, dann nickte sie mit einem Glucksen. Seine Exhibitionisten-Nummer war wirklich unwiderstehlich!
    »O. k. Boss hat dich akzeptiert. Und du hast Essen und Kräuterlikör dabei. Willkommen, Fremder!«
    Sie machte eine einladende Bewegung zur Haustür, und sie gingen hinein. Per stellte alles in die Küche, legte rasch ab und inspizierte, begleitet von scherzhaften Bemerkungen über norrländische Öko-Pioniere und perverse Verbeugungen vor den 70er Jahren, das Häuschen. Erika entschuldigte sich, um ins Badezimmer zu gehen, zog die verschwitzte Kleidung aus und stellte sich unter die Dusche. Sie hörte Per mit dem Hund sprechen und in ihrer Küche herumhantieren. Sie schämte sich, als sie an seine stilvolle und gutausgestattete Küche im Gegensatz zu ihrer primitiven und sehr dürftig eingerichteten dachte. Als sie fertig geduscht, Jeans und Pulli angezogen hatte und ins Wohnzimmer kam, brannte schon ein Feuer im Kamin, und Per bereitete das Gemüse vor. Er reichte Erika einen rosa Plastikbecher mit kühlem Weißwein. Sie stießen an, und Erika stöhnte peinlich berührt auf.
    »Ich weiß! Ich habe mich noch nicht so ganz eingerichtet. Aber …«
    »Dieses Haus hat echtes Potential«, unterbrach Per sie. »Du musst einfach diesen italienischen Architekten engagieren, warst du nicht sogar ein ganz kleines bisschen scharf auf ihn?«, sagte er mit einem hinterlistigen Lächeln und legte in einer gedankenverloren und doch bewussten Geste eine Hand auf ihre Schulter. Erika warf Per einen strafenden Blick zu.
    »Scharf auf ihn? Also, jetzt reicht’s aber …«
    Erika machte spielerisch Anstalten, sich auf ihn zu stürzen, besann sich jedoch. Plötzlich war ihr Kichern wie weggefegt. Per nahm ihr den Becher aus der Hand, stellte ihn ins Fenster und legte vorsichtig die Arme um sie. Er zog sie an sich und vergrub den Kopf in ihren Haaren, streichelte mit tastenden Bewegungen ihren Nacken.
    »Du musst aufhören, handgreiflich zu werden …«, murmelte er. Erika spürte sein unterdrücktes Lachen, sein Brustkorb bebte. Sie schloss die Augen und inhalierte den Duft seines Körpers und seiner Haare, spürte, wie seine Wärme das Blut in ihren Adern rauschen ließ. Behutsam gab er ihr einen Kuss auf die Wange, ließ sie los und schob sie sanft von sich. Ein Schauer überlief Erika, von ihrem Nacken zog sich eine Gänsehaut bis über ihren Rücken.
    Wenig später saß Erika in eine weiche Fleecedecke gehüllt auf Einars altem durchgesessenen Sofa mit dem hässlichen Plastikbecher in der Hand und sah zwischen dem Feuer und Per hin und her, der breit lächelnd in ihrer Küche stand, sich ihre neue Schürze umgebunden hatte und kochte.
    Zu Anfang hatte sie das Gefühl gehabt, Distanz zu ihm wahren zu müssen. Hatte sein zurückhaltendes Belauern fälschlicherweise als ein aufgeblasenes Ego gewertet, aufgrundseines charmanten Äußeren angenommen, dass er es gewohnt war, dass bei ihm die Frauen Schlange standen. Doch während sie seinen kräftigen Körper betrachtete, der mit zielgerichteten Bewegungen das Essen zubereitete, traf sie die Erkenntnis  – geliebt hatte sie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Die Liebe, die sie gefunden zu haben glaubte, war
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