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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin
Autoren: B.C. Schiller
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Europaparlament besichtigt haben, darunter auch einige Minister. Einer dieser Minister ist Gregor, der als Letzter durch das Gate schlendert. An seiner Seite klebt wie eine Klette die attraktive A. M., die geschäftig mit ihrem Handy telefoniert. Gregor winkt dem Bodenpersonal zu, erst jetzt realisiert er Hellwig, Isabelle Wagner und zum Schluss mich. Ich kann es mir nicht verkneifen, ihm zuzuwinken. Für einen kurzen Moment verwandelt sich Gregor in die Person, die er wirklich ist: ein vor Wut schnaubender Choleriker, der ohne Gewissensbisse auch tötet, wenn er in die Enge getrieben wird oder sich einen Vorteil verspricht. Diese Verwandlung dauert nur einen Wimpernschlag, dann hat sich Gregor wieder unter Kontrolle, bläst seinen imposanten Körper auf, streckt angriffslustig das Kinn vor und sieht verächtlich auf den untersetzten Hellwig hinunter.
    „Was wird das hier? Ein Fan-Aufmarsch?“ Selbst in dieser Situation ist Gregor komplett von sich überzeugt und nicht der Schatten eines Zweifels fällt auf sein Selbstbewusstsein.
    „Gregor See, würden Sie uns bitte zur Mordkommission zu einer Vernehmung folgen!“
    A. M. lässt völlig entgeistert ihr Handy sinken und stammelt komplett zusammenhanglos: „Es heißt noch immer Minister Dr. Gregor See!“ in die Runde.
    „Worum geht es? A. M., ruf sofort unseren Anwalt an!“, herrscht Gregor sie kopfschüttelnd an und wischt sich diskret die Schweißperlen von seiner Stirn. Plötzlich kippt seine Stimmung, seine schwarzen Augen verdunkeln sich und er beginnt, sich ununterbrochen über die Lippen zu lecken.
    „Gehen wir endlich!“, sagt er dann genervt und zerrt A. M. am Arm weiter. Dann fällt sein Blick auf mich und sein Gesicht verzerrt sich wieder zu dieser höhnischen Fratze, die ich nicht sehen kann. Doch ich halte seinem Blick stand. „Das alles war wohl deine Idee, nicht wahr? Das wird dir aber nichts nützen, Liebling! Wir sprechen uns noch! Darauf kannst du dich verlassen! Du weißt ja, wie mein Wahlspruch lautet, nicht wahr?“
    „Ich liebe dich zu Tode!“, formuliere ich lautlos mit meinen Lippen und lasse Gregor keine Sekunde aus den Augen. Er hat verstanden und wenn er könnte, würde er mich töten. Vorne beim Ausgang der VIP Lounge stehen jetzt plötzlich zwei uniformierte Polizisten und Gregor spürt intuitiv, dass es sich vielleicht doch um eine ernste Sache handelt.
    „Als Regierungsmitglied genieße ich diplomatische Immunität!“, herrscht er den Staatsanwalt an, doch ich merke sofort, dass seine Stimme eine Nuance höher klingt als gewöhnlich. Gregor ist ganz klar in der Defensive.
    „Wurde heute Morgen aufgehoben!“, brummt Hellwig und kramt ein Schriftstück hervor, das er Gregor unter die Nase hält.
    „Das gibt’s doch gar nicht!“ Er wirbelt herum und baut sich vor Isabelle Wagner auf, die er um zwei Köpfe überragt. „Ihnen habe ich das zu verdanken, steht hier! Das werden Sie mir büßen. Ich mache Sie fertig, Sie widerliches Subjekt!“
    „Sie haben Ihrer Frau im Untersuchungsgefängnis gestanden, dass Sie Raul de Castro vom Balkon gestoßen haben!“, konstatiert Isabelle Wagner sachlich.
    „Blödsinn! Das hat sie sich ausgedacht, um mir zu schaden! Um ihre Schuld auf mich abzuwälzen!“, unterbricht sie Gregor und krallt seine Finger fester um den Arm von A. M., die vor Schmerz zusammenzuckt.
    „Sie haben Ihrer Frau auch gesagt, wie der Papierfetzen in die Hand von Raul de Castro gelangt ist und hielten sich dabei für clever.“ Isabelle Wagner holt tief Luft und wirft einen Blick auf Hellwig, der eine Folie mit einem Schriftstück mit abgerissenem Rand in der Luft schwenkt.
    „Deshalb haben wir heute Ihre Privatwohnung durchsucht und sind fündig geworden“, sagt Hellwig.
    „Das beweist doch noch gar nichts!“ Gregor muss sich beherrschen und ich spüre beinahe körperlich, wie schwer ihm das fällt. „Den Brief kann auch sie mir untergeschoben haben!“, geifert er in meine Richtung. „Das hält nie vor Gericht!“
    „Bei der Durchsuchung haben wir auch dieses Feuerzeug gefunden!“, redet Hellwig gleichmütig weiter und holt eine Plastiktüte mit einem Feuerzeug mit dem Logo von Gregors früherer Partei und seinen eingravierten Initialen hervor. „Darauf befinden sich die Fingerabdrücke von Marion Winter. Dieses Indiz deckt sich mit der Aussage von Frau See.“
    „Damit kommen Sie nie im Leben durch!“, zischt Gregor. „Das sind doch alles nur lächerliche Versuche, mir zu schaden, meine
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