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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Bärenfleisch essen, so mögen sie sich's auch selber holen.«
    »Wenn sie aber nun vorbeifahren?«
    »Denken nicht dran«, sagte Tom; »überdies weiß Bill, der Steuermann, daß er uns hier in der Gegend erwarten muß, falls wir nicht früher eintreffen; also haben wir in der Hinsicht keineswegs zu fürchten, daß wir sitzenbleiben. Wetter noch einmal, das Boot wird doch nicht ohne seinen Kapitän abfahren wollen!«
    »Auch gut«, sagte der alte Edgeworth, während er dem Beispiel seines jüngeren Gefährten folgte und sich zum Aufbruch rüstete. »Dann schlage ich aber vor, daß wir die Rippen und sonst noch ein paar gute Stücke herausschneiden, das übrige hier aufhängen und nachher dort links hinuntergehen, wo, dem Aussehen der Bäume nach, ein Bach sein muß. Frisches Wasser möchte ich für die Nacht doch haben.«
    Diese Vorsicht war nötig; die Männer gingen schnell an die Arbeit, um die kurze Tageszeit noch auszunutzen. Sie fanden auch den Quell und neben ihm eine ganz ungewöhnliche Menge von dürren Ästen und Zweigen, von denen freilich schon ein großer Teil halb verfault war. Das meiste davon ließ sich aber noch trefflich zum Lagerfeuer benutzen, und an der schnell entzündeten Glut staken bald die Rippenstücke des erlegten Bären, während die Jäger, auf ihren Decken ausgestreckt, der Ruhe pflegten und in die züngelnden Flammen starrten.
    Die beiden Männer gehörten, wie auch der Leser schon aus ihrem Gespräch entnommen haben wird, zu einem Flatboot, das von Edgeworths oben am Wabasch liegender Farm mit einer Ladung von Whisky, Zwiebeln, Äpfeln, geräucherten Hirschschinken, getrockneten Pfirsichen und Mais nach New Orleans oder irgendeinem der weiter oben gelegenen Landungsplätze steuerte, wo sie hoffen konnten, ihre Waren gut und vorteilhaft zu verkaufen. Der alte Edgeworth, ein wohlhabender Farmer aus Indiana und Eigentümer des Bootes und der Ladung, führte auch eine ziemlich große Summe baren Geldes bei sich, um in einer der südlichen Städte, vielleicht in New Orleans selbst, Waren einzukaufen und sie mit in seine dem Verkehr etwas entlegene Niederlassung zu schaffen. Er war erst vor zwei Jahren an den Wabasch gezogen; früher hatte er im Staate Ohio, am Miami, gelebt. Dort aber fühlte er sich nicht länger wohl, da die mehr und mehr zunehmende Bevölkerung das Wild verjagte oder vertrieb und der alte Mann doch, ›dann und wann einmal‹, wie er sich ausdrückte, ›eine vernünftige Fährte im Walde sehen wollte, wenn er nicht ganz melancholisch werden sollte‹.
    Tom dagegen, ein entfernter Verwandter von ihm und Waise, hatte vor einigen Jahren ebenfalls große Lust gezeigt, sich hier am Wabasch häuslich niederzulassen. Plötzlich aber und ganz unerwartet änderte er seinen Sinn, und als er zufällig den alten Dickson, einen Seemann und früheren Jugendfreund seines Vaters, traf, ging er sogar wieder zur See.
    Damals schiffte er sich in Cincinnati an Bord des dort von Dickson gebauten Schoners ein, der eine Ladung nördlicher Erzeugnisse nach New Orleans führte, diese hier verkaufte, Fracht für Havanna einnahm und dann eine Zeitlang die südlichen Küsten Amerikas befuhr, bis ihn in Brasilien, wie Tom schon vorher erwähnt hatte, sein böses Geschick ereilte. Wenn nun auch erst seit kurzem von seinen Kreuz- und Querzügen zurückgekehrt, so schien ihm die Heimat doch wenig zu bieten, was ihn fesseln konnte. Er war wenigstens gern und gleich bereit, den alten Edgeworth wieder auf seiner Fahrt stromab zu begleiten, und bewies eine so gänzliche Gleichgültigkeit gegen alles das, was seinen künftigen Lebenszweck betraf, daß Edgeworth oft den Kopf schüttelte und meinte, es sei hohe Zeit für ihn gewesen, zurückzukommen und ein ehrbarer, ordentlicher Farmer zu werden, er wäre sonst auf der See und zwischen all den sorglos ins Leben hineintaumelnden Kameraden ganz und gar verwildert und verwahrlost.
    Um nun aber die Einförmigkeit einer Flatbootfahrt wenigstens ein wenig zu beleben, waren sie hier, wo der Fluß einen bedeutenden Bogen machte, mit ihren Büchsen ans Land gesprungen und hatten auch schon, vom Glück begünstigt, ein vortreffliches Stück Wild erlegt. Das Boot, gezwungen, den Krümmungen des Flusses zu folgen, verfolgte inzwischen unter der Aufsicht von fünf kräftigen Hosiers[Scherzname der Amerikaner für die Bewohner von Indiana] seine langsame Bahn und trieb mit der Strömung zu Tal.
    »So laß ich mir's im Wald gefallen«, sagte endlich Tom nach langer
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