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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle
Autoren: Vera Juergens
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Bauchkrämpfe daran erinnerten, dass meine Tage gezählt waren, beschloss ich zu reden.
    „Leo, ich bin ein schlechter Mensch. Ich habe …“
    Ich versuchte es, konnte aber meine Tränen nicht aufhalten. Leo reichte mir eine Serviette und wartete geduldig, bis ich mir das Gesicht trocken wischte und wieder zu reden begann.
    „Du sagtest, dein Leben wäre im Eimer. Mir geht es nicht anders. Erinnerst du dich daran, als ich dich gebeten habe, mir das Flirten beizubringen?“
    Ich erzählte dann alles. Von der ‚Haben Sie vielleicht Feuer’- Anmache, bis hin zu meiner Abschiedsrede, die ich Mark gestern telefonisch vorgetragen hatte.
    „ Weißt du wie es ist, wenn die Gehirnzellen streiken und man nicht mehr weiß, was man tut“, sagte ich noch und schaute wieder auf die Uhr. Der Countdown lief. In weniger als neunzig Minuten würde ich Mark sehen. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie sich dann alles entwickeln könnte, doch Bilder eines Schreckensszenarios flatterten auch ohne mein Dazutun vor meinen Augen. Meine letzte Vision zeigte mir eine wild gewordene Lisa, die mit Gläsern und Tellern um sich warf, nachdem sie die Wahrheit über mich und Mark erfahren hatte. Begleitend dazu hörte ich Mutti „Kind, selbst ein Flittchen würde nicht mit dem Freund der besten Freundin herummachen!“ donnern. 
    „ Melanie, du bist kein schlechter Mensch. Ich musste schließlich selbst erfahren, wie es ist, wenn der Verstand aussetzt. Für mich waren verheiratete Frauen immer ein Tabu, weshalb ich unter normalen Umständen nie etwas mit Anna angefangen hätte. Verdammt, ich weiß selber nicht, was in mich gefahren ist! Jedenfalls werde ich meines Lebens nicht mehr froh.“
    Allmählich fühlte ich mich besser. Zum Einen tat es mir gut, dass ich Leo mein Herz ausgeschüttet hatte und zum Anderen war ich über die Erkenntnis froh, dass es Männer wie Leo gab, die gut aussehend, aber trotzdem monogam veranlagt und gefühlvoll waren und durchaus in der Lage, Liebeskummer zu empfinden.
    „Ich habe seit vorgestern nichts gegessen. Glaubst du, man kann hier heiße Schokolade mit Sahne und ein paar Schokocroissants bestellen?“ Ich schaute neidisch zum Nachbartisch.
    „Mensch, Melanie, wo du das gerade sagst! Ich habe seit gestern Morgen keinen einzigen Happen herunterkriegen können. Ich sterbe vor Hunger.“
    Wir bestellten uns insgesamt vier Frühstücksmenüs und schafften es, innerhalb der nächsten Stunde alles restlos zu verspeisen. Tja, wie es aussah, musste ich in den nächsten Tagen doch keinen qualvollen Hungertod erleiden. Richtig froh darüber war ich aber nicht.   
    „Jetzt brauche ich kein Hochzeitsessen mehr, aber mal unter uns: In ‚Kornelias Waldhütte’ werde ich ohnehin nichts essen können. Allein die Vorstellung, dass Mark … Ich glaube, ich sollte erst gar nicht bei der Feier erscheinen.“
    „Das kommt überhaupt nicht in Frage! Das kannst du deiner Mutter und Viktor nicht antun, außerdem würde ein Versteckspiel dein Problem auf Dauer nicht lösen. Hör zu, es wird alles gut. Ich bin doch bei dir.“ Leo legte seine Hand auf meine und versuchte, ein aufmunterndes Lächeln auf sein todunglückliches Gesicht zu setzen. „Komm, wir müssen jetzt los.“
     
    ‚Kornelias Waldhütte’ lag tatsächlich im Wald. Es war ein sehr schönes, romantisches Gebäude mit Reetdach. Der Eingangsbereich und der Garten waren mit schwebenden, herzförmigen Ballons übersät, der große Speisesaal stilvoll eingerichtet. Unmengen an Blumen verbreiteten eine gemütlich-festliche Atmosphäre. Mitten im Saal war eine Live-Musik–Anlage aufgebaut. Ein Techniker überprüfte gerade die Funktionstüchtigkeit der Geräte. Mutti tauchte auf und zeigte sich glücklich, dass wir jetzt da seien und es rechtzeitig geschafft hätten. Sie führte uns zu unserem Tisch.
    „Justin, komm mit Omi mit! Du wirst zusammen mit vielen anderen Kindern an einem Kindertisch sitzen“, sagte sie und führte meinen Sohn ab. Der Arme tappte Mutter hinterher mit zu mir gedrehtem Köpfchen und einem ‚Warum lässt du das zu?’ - Blick. Als die Luft rein war, machte ich mich gleich daran, die Tischkärtchen zu begutachten. Meine Vorahnung bestätigte sich. Ich war ziemlich fassungslos, als ich feststellte, dass ich nach den aufgestellten Tischkärtchen neben Mark sitzen sollte.
    „Schau dir das an!“ Ich zeigte Leo die Tischkärtchen und war schon im Begriff loszurennen, um sie zu einem der hinteren Tische zu bringen, als jemand seine
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