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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle
Autoren: Vera Juergens
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    „Weißt du was? Wenn du sie alle auf einmal nimmst, dann gebe ich dir noch fünf Euro dazu!“, hatte ich irgendwann genervt zu ihm gesagt . Leider hatte der junge Mann meinen Sarkasmus nicht verstanden, den Sack mit meinen (mit teurem Geld bezahlten und mit Schweiß auf der Stirn zusammengeschraubten) Kugelschreibern gepackt und ihn weggetragen. Kurz danach kam er wieder und verlangte nach den versprochenen fünf Euro. Der Volltrottel sah richtig gewalttätig aus und machte den Eindruck, unter Drogen zu stehen. Mit einem Wort - ich hatte große Angst, wegen fünf Euro verprügelt zu werden, also zuckte ich meine Brieftasche und reichte ihm mit zittriger Hand den Schein. Danach war ich sofort nach Hause gefahren. Im Auto hatte ich mich schwarz geärgert, die Kugelschreiber nicht gleich in die Mülltonne geworfen und mir die fünf Euro erspart zu haben.
    Ich war kaum zu Hause angekommen, als es klingelte und Lisa an der Tür stand. Sie sah ziemlich fertig aus, was sie auch gleich mit „Melanie, ich bin so was von fertig!“ bestätigte. Sie würde mich jetzt brauchen, um über Annas Abreise hinweg zu kommen. Ich hatte versucht, Lisa über die gestrige Turduckenfete auszufragen, doch Lisa lenkte immer wieder vom Thema ab, um in schönen Erinnerungen an Erlebnisse mit Anna und den Kindern zu schwelgen.
    „Du und Mark, habt ihr zwei euch gestritten?“, hatte ich dann diese direkte Frage gewagt. Lisa hatte mich verwundert angesehen und gefragt, wie ich denn auf so etwas käme. Als sie mir dann einen Rubinring gezeigt hatte, den sie gestern von Mark bekommen haben wollte, war der Tag für mich gelaufen.   
    Nun war Lisa weg. Justin war immer noch bei Mutti. Ich saß auf der Couch und starrte das Telefon an. Mark hatte mich zuletzt vor drei Tagen angerufen. „Melanie, ich möchte dir Zeit lassen und werde warten, bis du so weit bist und dich bei mir meldest“, hatte er gesagt. Ich war aber noch nicht soweit. Nicht heute! Muttis Hochzeit war noch weit. Ich hatte noch ganze sieben Tage Zeit, um Mark das Aus zu erklären. Diese verflixte Leere in mir! Das Telefon klingelte. Es war Leo.
    „ Melanie, kann ich zu dir? Ich brauche jemanden zum Reden“, sagte er. Eine halbe Stunde später saß er niedergeschlagen auf meiner Couch.
    „Hast du zufällig einen Joint oder sonst irgendeinen Glücklichmacher für mich?“
    „Leo, du weißt, ich rauche nicht und ich trinke nicht.“ Und ich schlafe nicht und ich esse nicht, dachte ich, sagte es aber nicht.  
    „ Melanie, ich muss ununterbrochen an Anna denken. Ich bin erledigt! Mein Leben ist total im Eimer!“
    Ich verschwieg Leo die Tatsache, dass mein Leben ebenso im Eimer war, denn das hätte ihm jetzt auch nicht weiter geholfen.
    „Und ich dachte immer, dass Anna und du eine rein, na du weißt schon … körperliche Beziehung führt.“
    „Von wegen! Ich wünschte, es wäre so. Melanie, es fällt mir so schwer, darüber zu reden. Ich … Ich komme mir vor wie ein … Ich fühle mich so, als hätte mich jemand an einen Stuhl gefesselt, mir den Mund zugeklebt und mich mit Benzin übergossen. Wenn du eine Schachtel Streichhölzer dabei hast, dann möchte ich dich bitten, mich anzuzünden.“
    Armer Kerl. Sein Liebeskummer hatte ihn bereits in den Wahnsinn getrieben.
    „Leo, ich kann gut nachvollziehen, was in dir vorgeht. Damals, als mich mein erster Freund verlassen hatte, wollte ich auch vor Liebeskummer sterben. Meine leider schon verstorbene Großmutter sagte dann zu mir: Melanie, auch das geht vorbei!“
    Leo fand diesen Spruch nicht besonders komisch. Ich eigentlich auch nicht, denn obwohl Omi damals Recht behalten hatte und ich ein paar Monate später über Heiko hinweg war, hatte ich das Gefühl, dass die Weisheit „Auch das geht vorbei!“ in Bezug auf meinen jetzigen Liebeskummer völlig ungültig war.  
    „Falls dir das ein Trost ist: Annas Mann hat sich heute wie der letzte Depp aufgeführt. Wenn du mich fragst, ist Anna unglücklich mit ihm“, versuchte ich Leo aufzumuntern.
    Auf seinem Gesicht erschien ein schwaches Lächeln.
    „Habe ich dir schon mal gesagt, dass du ganz in Ordnung bist? Komm, wir gehen zu mir. Du musst unbedingt meinen Turducken probieren.“
    Ich rief Mutti an, sagte ihr, dass Justin noch eine Nacht bei ihr übernachten darf, kam mir dabei wie die letzte Rabenmutter vor und redete mir ein, dass ich jetzt die Gesellschaft eines liebeskranken Mannes unbedingt brauchte, um nicht selbst vor Liebeskummer
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