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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle
Autoren: Vera Juergens
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Seite eingenommen hatte.
    „Nichts ist in Ordnung! Ich muss dringend weg!“, sagte ich, packte meine Handtasche und lief aus dem Saal. Tulpenstraße 108. Das war Marks Adresse, die er einmal beiläufig erwähnt hatte. „Du kannst mich jederzeit unangemeldet besuchen kommen. Tulpenstraße 108“, hatte er gesagt. Ich konnte mir alles sofort merken, weil Tulpen meine Lieblingsblumen sind und Justin am 10.8. geboren wurde.
    „ Melanie, Warte!“
    Leo war mir nachgerannt. Er stellte sich mit weit ausgebreiteten Armen vor mich und versperrte mir den Weg zu meinem Wagen. 
    „Leo, lass bitte den Quatsch! Hör zu, ich habe Mist gebaut. Mark ist nicht Mark und Mark ist nicht Mark. Mark ist womöglich gar kein Macho, sondern ein vollkommen normaler Mensch. Ich muss zu ihm!“
    „Ich kann dich in deinem Zustand unmöglich fahren lassen. Komm mit!“, sagte Leo, während er mich zu seinem Wagen zerrte. Ich leiste te keinen Widerstand.
    „Halt! Halt! Halt! Fahr zurück! Ich hab Justin vergessen!“, schrie ich, kurz nachdem wir losgefahren waren. Leo ignorierte meinen Befehl mit der Anmerkung, dass sich meine Mutter, Viktor und weitere hundert Gäste gut um meinen Sohn kümmern würden.
    Es lief alles glatt, bis plötzlich ein Bulldozer mit schätzungsweise drei Stundenkilometern auf dem Tacho unsere Fahrspur blockierte. Es gab Gegenverkehr und wir waren gezwungen, hinter dem Monster her zu fahren.       
    „Verflixte Schnecke! Schau dir das nur an! Solche Schneckenmonster können einen so ziemlich in den Wahnsinn treiben! Herrgott noch mal, sie können doch wunderbar durch die Felder ziehen und die Autos einfach fahren lassen! Ich frage mich, was eine solche Riesenschnecke überhaupt auf einer Bundesstraße zu suchen hat!? Das ist ein Verbrechen! Na warte, ich werde mir die Nummer aufschreiben und die lahme Ente anzeigen. Leo, hup doch mal, Mensch hup doch mal! Was? Sag bloß, du hast gar keine Hupe!“
    Ich bückte mich und begann am Lenkrad zu drücken und zu pressen, in der Hoffnung die Hupe zu betätigen. Daraufhin fuhr Leo rechts ran, schaltete die Zündung aus, blickte mich weise an und sagte, dass er erst dann weiterzufahren gedenkt, wenn ich den Unsinn lassen und mich wie eine erwachsene Frau benehmen würde. Ich versprach es.
    „Gut. Und nun muss ich nur noch wissen, wo wir überhaupt hin wollen?“
    „Tulpenstraße 108“, sagte ich ganz ruhig und gelassen.
    „Und was machst du, wenn wir deinen Mark nicht finden?“
„Wir müssen ihn finden.“
    „Und wenn nicht?“
    „Ich werde ihn finden.“
    Als wir in die Tulpenstraße einbogen, begann mein Herz zu flattern, doch ich ließ mir nichts anmerken.
    „Da wären wir. Ich werde hier bleiben und auf dich warten. Viel Glück!“, sagte Leo.
    Als ich aus dem Wagen stieg, glaubte ich mein Herz rasen zu hören. Ich blieb vor Marks Haus stehen. Es war alt, aber irgendwie schön. Die Fassade war mit grünen Kletterpflanzen bedeckt, was das Haus verlassen und zugleich gepflegt erscheinen ließ. Der Rasen war lange nicht gemäht worden, dennoch war der Garten, in dem ich unter anderem einen Teich mit einer gewölbten Holzbrücke sichten konnte, sehr schön angelegt. Ich schwankte wie betrunken über einen schmalen gepflasterten Weg in Richtung Hauseingang, blieb vor der Haustür stehen und zögerte. Noch hatte ich die Chance, meine Würde zu retten und weg zu laufen, doch ich tat es nicht. Ich drückte auf die Klingel. Mark erschien in einem gestreiften Pyjama, barfuss und mit zerzausten Haaren an der Tür. Als er mich sah, blieb er wie versteinert stehen, bevor er wieder zu sich fand und mir die Tür vor der Nase zuwarf. Kurz darauf öffnete er sie wieder. Sein Gesichtsausdruck stellte eine seltene Mischung aus Freude, Überdruss und Wut da.  
    „ Melanie!? Es tut mir leid, das war nur der Wind gewesen, ich meine, möchtest du vielleicht hereinkommen?“
    Ich trat ein, lehnte mich an die Wand und schloss die Augen. Meine Knie fühlten sich so weich an, dass ich schon damit rechnete, jeden Augenblick umzukippen.
    „Komm mit“, sagte er und führte mich in einen Raum, in dem es einen Bürotisch mit einem Drehstuhl davor sowie ein Ledersofa gab. Der Fußboden war mit beschriebenen, losen Blättern bedeckt.
    „Nimm bitte Platz.“
    Ich setzte mich hin.
    „Du möchtest reden?“
    „Ja“, sagte ich und schwieg so lange, bis ich mich überwinden konnte.
    „ Mark, hat dir das Leben auch schon mal einen Streich gespielt? Ich meine, kennst du das nicht?
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