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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle
Autoren: Vera Juergens
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Hände auf meine Schultern legte und ich mir erst recht wie eine in die Falle geratene Ratte vorkam.
    „ Melanie!“
    „Philip p?!“  
    „Darf ich mir die Bemerkung erlauben, dass dich dieses vorzügliche Kleid wunderschön erscheinen lässt?“ 
    „Danke“, murmelte ich und dachte, dass ich jetzt am wenigsten die Gesellschaft eines wohlhabenden Exhibitionisten gebrauchen könnte. Ich hatte nämlich ganz andere Sorgen. Der Saal füllte sich mit Gästen und jeden Augenblick konnten auch Lisa und Mark auftauchen.
    „Gib sie her! Melanie, du bist ganz blass. Komm, setz dich hin.“ Leo nahm mir die Tischkärtchen ab, befreite mich von Philipps Pfoten und half mir, meinen Platz einzunehmen und zwar so, als wäre ich betrunken und würde ohne fremde Hilfe den Stuhl verfehlen.
    „Mama, sch au, was ich machen kann! Schau!“ Justin stand plötzlich da und ich musste unbedingt zusehen, wie er einen Luftballon mit der Nase aufblies. 
    „Prima! Wunderschön hast du das gemacht!“, lobte ich ihn. Er lief davon.
    „Melanie, würdest du bitte die Freundlichkeit aufbringen, mich mit deinem Freund bekannt zu machen“, sagte Philipp.
    „Klar, natürlich. Phili pp, das ist mein Freund Leo, Leo, das ist mein Freund Philipp.“
    Ich lehnte mich zurück, damit Leo und Philip p ihre Bekanntschaft per Handschlag besiegeln konnten. Verflixt! Meine innere Unruhe war kaum noch auszuhalten.
    „Hör bitte auf, wie ein autistisches Kind vor und zurück zu schaukeln!“, flüsterte mir Leo diskret zu. Ich versuchte , die Gäste am Eingangsbereich des Saals zu fixieren, ohne dabei wie ein autistisches Kind zu schaukeln, doch dies erwies sich als unmöglich. Ausgerechnet jetzt mussten auch die Mitglieder der Musikband auftauchen und mit einem Schlager der übelsten Sorte loslegen.  
    Ich wollte nach Hause.
    Allein schon der Musik wegen, die für Menschen aus meiner Generation eine echte Zumutung darstellte. 
    „ Melanie, sie sind da! Du musst jetzt ganz tapfer sein!“, hörte ich Leo sagen. Ich schloss die Augen:
    Lieber Gott im Himmel, bitte mach, dass Mark einen Blackout bekommt und mich nicht wiedererkennt.
    Amen.
    „Melanie!“ Lisa stürzte auf uns zu, umarmte erst mich und dann Leo, dann wieder mich, um mir „Denk daran, Mark darf nichts von der Flirtfalle erfahren!“ zuzuflüstern. 
    „Ich freue mich, dir endlich meinen Freund Mark vorzustellen. Mark, das hier ist Melanie!“
    Ein Mann, der einen halben Kopf kleiner war als Mark, mindestens dreizehn Pfund Übergewicht hatte und außer den dicken Lippen, der Haar- und Augenfarbe und der Tatsache, dass er Brillenträger war, keine Ähnlichkeiten mit Mark hatte, folglich überhaupt nicht mein Typ war, streckte mir lächelnd seine Hand entgegen. Ich blickte Lisa irritiert an und versuchte zu erraten, ob das hier ein schlechter Scherz sein sollte. Doch sie zwinkerte mir zu und sah mich mit einem ‚Tu gefälligst so, als würdest du nicht mehr wissen, woher du den Mann kennst’ - Blick an.
    „Ich freue mich, Sie endlich kennen zu lernen. Lisa hat mir viel von Ihnen erzählt. Stimmt es, dass Sie hervorragende Kurzgeschichten schreiben können?“
    Ich antwortete nicht, weil ich genau spürte, dass mir die Zunge am Gaumen klebte und wusste, dass ich mich anhören würde, als hätte ich einen schlimmen Sprachfehler.
    Nein. Das war unmöglich!
    Lisas Begleiter vertiefte sich in ein Gespräch mit Leo, sodass der Augenblick günstig war, mir etwas Klarheit zu verschaffen.
    „ Lisa, was soll das? Ich finde es nicht witzig, ich meine, warum hast du mir nicht erzählt, dass Mark und du Schluss gemacht habt?“
    Lisa sah mich an , als wäre ich eine unter Drogen stehende Irre.
    „Ich meine, das ist doch nicht der Mark, oder?“, fragte ich noch mit vor Aufregung bebender Stimme.
    „Natürlich ist das der Mark! Melanie, es gibt für mich nur einen Mark! Was hast du bloß? Warum redest du plötzlich wie eine Ausländerin mit drei Piercings auf der Zunge?“
    Ich musste mich hinsetzen. Gütiger Gott! Mark war Mark und nicht Mark, genauso wie Mark Mark war und nicht Mark.
    „ Melanie, darf ich dir ein wenig Rotwein einschenken?“, fragte Philipp rhetorisch, während er mir bereits das Glas füllte. Ich traute mich nicht, ‚danke’ zu sagen, denn ich befürchtete, dass Philipp jedes Wort von mir als Zeichen deuten würde, mich in ein Gespräch verwickeln zu dürfen.    
    „ Melanie, ist alles in Ordnung?“, fragte Leo diskret, nachdem er wieder seinen Platz an meiner
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