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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle
Autoren: Vera Juergens
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denen Lisa nicht zählte. Ich würde sie und Mark also frühestens um dreizehn Uhr dreißig in ‚Kornelias Waldhütte’ treffen. 
    „Mama, schnell! Omi und Onkel Viktor heiraten!“
    Justin stand mit leuchtenden Augen vor mir. Er steckte bereits in seinem Kinderanzug. Die Hose hatte er verkehrt herum an, mit dem Reißverschluss hinten, das Sakko mit der Innenseite außen. Das arme Kind zitterte vor Aufregung und konnte nicht aufhören, Fragen zu stellen. Ob er später denn auch heiraten durfte, ob seine Omi und Viktor nun ein paar Babys bekommen würden, warum man überhaupt heiratet (als ob ich das wüsste!) und so weiter. 
     
    Um zehn Uhr fünfzehn war ich mit Justin im Rathaus. Im Wartebereich des Trausaals traf ich Mutti, Viktor, Leo und sieben weitere enge Angehörige unserer Familie, die ich nicht kannte. 
    „ Melanie!“ Mutti stürzte auf mich zu, umarmte und küsste mich, als wäre ich diejenige, die heute zu heiraten gedachte. Dann trat sie zwei Schritte zurück und begann mein Gucci-Kleid zu begutachten.
    „Du hast das Kleid umgetauscht! Kind, du siehst fantastisch aus!“
    M ensch, Mutti, wenn du nur wüstest. Das ist das Kleid des Todes. Mutti eilte zurück zu Viktor, dafür kam Leo auf uns zu. Justin sprang sofort in seine Arme.
    „ Melanie, wie geht es dir? Tolles Kleid!“
    „Danke, Leo.“
    Wir versuchten uns zu umarmen, doch Justin kam uns dazwischen.
    „Und du? Wie geht es dir so?“
    „Frag lieber nicht.“ 
    „Einigermaßen besser?“
    „Frag nicht. Es wird immer schlimmer. Anna hat mich kein einziges Mal angerufen und wie es aussieht, hat sie das mit dem Aus todernst gemeint.“
    Leo hatte einen Gesichtsausdruck, als wären wir auf einer Beerdigung und einen Blick, als wollte er sich umbringen. Ich fand das Besorgnis erregend, wusste aber nicht, wie ich Leo aufmuntern konnte. 
    Um Punkt zehn Uhr dreißig wurden wir in den Trausaal geführt. Nach der Begrüßung durch die Standesbeamtin folgte eine Ansprache, die offenbar Mutter und Viktor auf ihre gemeinsame Zukunft als Eheleute einstimmen sollte. Das meiste dieser Ansprache ging an mir vorbei, denn ich musste meine ganze Aufmerksamkeit Justin widmen, der ausgerechnet jetzt mit Leo spielen wollte. Ich konnte das Kind einfach nicht beruhigen.
    „ Melanie, lass ihn doch“, flüsterte mir Leo zu, nahm Justin zu sich und ließ sich von ihm in die Wangen kneifen und an den Haaren zupfen.
    Mutter und Viktor gaben sich das Jawort, danach begann die Standesbeamtin das Heiratsprotokoll vorzulesen. Zum Schluss wurden die Eheringe gewechselt. Nach knapp zwanzig Minuten hatten wir es hinter uns. Mutti war wieder eine verheiratete Frau und ich hatte einen Stiefvater. Als wir den Trausaal verließen, musste ich mich im Wartebereich anstellen, um den Eheleuten Viktor und Liane Stein meinen herzlichen Glückwunsch auszusprechen. 
    „Viktor und ich fahren jetzt zum Lokal. Ich muss die Tischkärtchen verteilen und mich um die Herrschaften kümmern, die für die Musik zuständig sind“, sagte Mutti. Ich musste ihr dann versprechen, um Punkt dreizehn Uhr bei ‚Kornelias Waldhütte’ zu sein.
    „Hast du eine Idee, wie wir die zwei Stunden totschlagen können?“, fragte ich Leo, der mit Justin in den Armen nicht von meiner Seite weichen wollte.     
    „Ich kenne ein schönes Bistro mit einer Spielecke für Kinder.“
    Wenig später saßen wir im kinderfreundlichsten Bistro der Welt. Die Spielecke hatte sogar eine Betreuerin, die sich um die Extrawünsche der Kinder kümmerte. Justin war außer sich vor Glück.
    „ Melanie, erzähl mir etwas von Anna. Ihr kennt euch doch schon ewig, oder? Wie war sie früher so?“
    Ich hatte natürlich nicht vor, Leo aufzuklären, dass Anna während unserer Ausbildungszeit alle paar Wochen einen neuen Freund hatte und sogar so weit gegangen war, mir meine erste und gleichzeitig große Liebe Heiko auszuspannen.
    „Anna ist wirklich schwer in Ordnung. Wir haben uns leider jahrelang nicht mehr gesehen …“ Verdammt. Es war mir überhaupt nicht danach, über Anna zu plaudern. Ich schaute auf die Uhr und rechnete aus, in wie vielen Minuten ich Lisa in Marks Begleitung sehen würde. 103 waren es noch. Bei dem Gedanken zog sich mein Herz zusammen.
    „ Melanie, was ist los? Irgendetwas bedrückt dich, stimmt’s? Erzähl! Du weißt, dass ich gut zuhören kann.“
    Ich zögerte, schließlich hatte ich mir vorgenommen, die Geschichte mit Mark für mich zu behalten. Als mich aber meine hungerbedingten
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