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Die Flipflop-Bande

Die Flipflop-Bande

Titel: Die Flipflop-Bande
Autoren: Cornelia Franz
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bei uns zu Hause gar nicht schön.«
    Lottes Vater nickte, als wüsste er genau, was Lotte gemeint hatte. »Du hast recht, Lotte«, sagte er. »Es ist nicht so, wie es sein sollte.« Er legte eine kleine Pauseein. »Und was ist mit Memoli?«, fragte er dann. »Mit dem bist du auch gerne zusammen, oder?«
    »Ja! Ich hab ihn sehr gerne, obwohl er ein Junge ist. Und ein Wilder Wolf.«
    »So ist das mit den Gefühlen. Die sind einfach da, auch wenn alle anderen dagegen sind.« Lotte sah, wie ihr Vater lächelte, aber es war kein wirkliches Lächeln. Das spürte sie, auch wenn sie nur seine Augen im Rückspiegel sehen konnte.
    »Was ist denn los, Papa? Warum bist du so traurig?« Lottes Stimme klang ganz klein und ihr Herz fing heftig an zu klopfen.
    »Ach, mein Mädchen. Es fällt mir so schwer, dir das zu sagen. Aber Mama und ich, wir verstehen uns in letzter Zeit nicht mehr so gut. Das hast du ja gemerkt, Lotte. Wir haben uns doch nur noch gestritten.«
    Lottes Kehle wurde eng und sie tat einen tiefen Seufzer. Sie presste sich die Hände auf die Ohren. Nein, das wollte sie nicht hören. Papa sollte nicht weiterreden. Doch dann sah sie seine Augen und all das Unglück darin, und sie wusste, dass sie ihm zuhören musste.
    »Mama und ich, wir werden uns trennen, Lotte … Ich hab mich in eine andere Frau verliebt.«
    Ganz kalt wurde es Lotte auf einmal, so als wären es minus zehn Grad im Auto. Sie schlang die Arme um den Körper.
    »Ich hab dagegen angekämpft«, hörte sie ihren Vater sagen. »Viele Monate lang. Ich wollte doch Mama nicht verletzen. Aber es ging nicht. Meine Gefühle haben sich nicht zwingen lassen, verstehst du?«
    »Ja«, flüsterte Lotte. »Und jetzt? Was passiert jetzt?«
    »Ich werde mir eine Wohnung suchen, irgendwo in der Nähe. Und da kriegst du dann ein eigenes Zimmer und du wirst ganz oft bei mir sein. Du kannst immer zu mir kommen, Lottchen. Immer!«
    »Dann hab ich also zwei Zuhause?«
    »Ja, das wirst du dann haben.« Lottes Vater trat auf die Bremse und hielt am Straßenrand an. Er löste den Anschnallgurt und drehte sich zu Lotte um, um ihr in die Augen zu schauen. »Lotte«, sagte er und nahm ihre beiden Hände fest in seine. »Mama und ich, wir sind deine Eltern und wir lieben dich alle beide. Und das wird sich nie ändern!«
    »Doch!«, sagte Lotte. »Alles wird sich ändern.«

    »Nein, nicht alles. Vieles wird anders werden und sicher wird das nicht immer leicht sein. Aber ich bin und bleibe dein Papa. Und ich möchte ein besserer Papa sein, als ich es in den letzten Wochen gewesen bin. Da war ich ja nur mit mir selbst beschäftigt. Das tut mir sehr leid, Lotte. Ich verspreche dir, dass das von jetzt an anders sein wird.«
    Lotte schluckte, aber die Tränen ließen sich nicht aufhalten. Sie liefen ihr übers Gesicht. Auch als ihr Vater ein Taschentuch nahm und sie abtupfte, kamen immer neue.
    »Alles wird gut, meine Lotte, ganz bestimmt. Das braucht nur etwas Zeit.«
    Lotte legte ihre Arme um den Hals ihres Vaters und er drückte sie fest an sich. »Alles wird gut«, hörte sie ihn murmeln, »alles wird gut.« Es klang wie eine Zauberformel. Als sie ihn losließ, sah sie, dass auch er Tränen in den Augen hatte.
    »So«, sagte er und drehte sich wieder zum Lenkrad. »Jetzt müssen wir aber wirklich nach Hause. Mama wartet sicher schon ganz ungeduldig auf dich. Und es kann sein, dass es noch ein Donnerwetter geben wird.«
    Lotte schniefte. »Macht nichts«, sagte sie tapfer. »Alles wird gut!«

Abschiede
    Mit dem Donnerwetter hatte Papa unrecht gehabt. Als Mama Lotte die Tür geöffnet hatte, war alles friedlich geblieben. Statt zu schimpfen, hatte Mama sie nur stumm in die Arme genommen und ganz fest gehalten. Dann hatte Mama ihr noch eine Kartoffelsuppe warm gemacht, über der Lotte vor Müdigkeit fast eingeschlafen war. Selbst das Würstchen hatte sie nicht mehr geschafft. Danach hatten alle beide, Mama und Papa, sie gemeinsam ins Bett gebracht.
    Fast hätte man denken können, dass jetzt schon alles gut gewesen wäre. Aber das war es ganz und gar nicht. Nicht an diesem Abend und auch nicht in den nächsten Tagen. Papa bereitete seinen Auszug vor und das war für alle drei eine schwere Zeit. In der Küche lag die Zeitung herum, in der er Wohnungsanzeigenmit dem Kuli umkringelt hatte. Und ein paarmal hatte Lotte schon mit angehört, wie er mit Leuten telefonierte, die Wohnungen anboten.
    Nein, Lotte konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass im Leben irgendwann mal
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