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Die Flipflop-Bande

Die Flipflop-Bande

Titel: Die Flipflop-Bande
Autoren: Cornelia Franz
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»Autsch!«
    »Tut’s weh?«
    Vorsichtig versuchte Memoli, den Fuß zu bewegen. Dann nickte er. »Kann man wohl sagen«, murmelte er. »Es tut sogar verdammt weh.«
    »Hoffentlich ist nichts gebrochen. Kannst du denn aufstehen?« Lotte reichte ihm die Hand und Memoli rappelte sich hoch. Doch dann ließ er sich wieder plumpsen. Lotte sah, wie er die Zähne zusammenbiss.
    »Ich glaube, ich sollte lieber nicht auftreten«, sagte er. »So was Blödes!«
    Lotte beugte sich zu ihm runter. »Komm, Memoli, ich helfe dir. Es ist ja nicht mehr weit bis zum Hochsitz.«
    Memoli schlug mit der Faust auf den Waldboden. »Ich kann da sowieso nicht hochklettern mit dem Fuß. Guck mal, er ist schon richtig dick geworden.«
    Lotte kniete nieder, um sich Memolis Bein genauer anzuschauen. Doch plötzlich stutzte sie. Jetzt erst sahsie, weshalb er gestürzt war. Er war nicht über einen Stein gestolpert, so wie sie gedacht hatte. Nein! Das war ja eine richtig tiefe Kuhle, in die er da getreten war. Ach was, es war eine Grube, eine Fallgrube! Man konnte sogar die dünnen Zweige und die Blätter erkennen, die jemand über das Loch gelegt haben musste, um es zu verbergen. So eine Gemeinheit!
    »Das hat jemand mit Absicht gemacht. Irgendjemand, der nicht ganz richtig im Kopf ist«, schimpfte Lotte und stemmte die Arme in die Seite. »Da hätte man sich ja den Hals brechen können!«
    Memoli nickte. »Wenn hier ein alter Opa entlanggegangen wäre … Der wäre nie wieder aufgestanden.« Er hielt sich an Lotte fest und zog sich hoch.
    Lotte legte sich seinen Arm um die Schultern und schaute ihn an. Doch Memoli senkte die Augenlider und sah auf einmal ganz geknickt aus.
    »Ich weiß, wer das war«, sagte er. »Jetzt haben sie’s also wirklich gemacht.«
    »Wer denn?«
    »Na, wer wohl? Die Wölfe natürlich.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil Erkan es vorgeschlagen hat, gestern schon. Er wollte Fallgruben im Wald graben, um euch zu fangen. Das hat er in einem Abenteuerbuch gelesen. Aber Anna-Lena war dagegen, weil sie meinte, dass es zu gefährlich ist.«
    Lotte musterte Memoli mit gerunzelter Stirn. »Und du? Was hast du dazu gesagt?«
    Memoli holte tief Luft. »Also ich … ich hab eigentlich gar nichts gesagt …«
    »Oh Mann! Und nun bist du selbst reingefallen.« Lotte musste lachen, obwohl das Ganze doch eine wirklich verflixte Situation war. Eigentlich hätten sie gleich nach Hause gehen können, denn von hier aus kannte sie den Weg in- und auswendig. Aber jetzt saßen sie richtig fest.
    Memoli lachte nicht. Dafür tat ihm viel zu sehr der Fuß weh, als er jetzt mit Lottes Hilfe zum Hochsitz humpelte. Aber er schluckte die Tränen runter und sagte nichts mehr. Denn diese Suppe, die hatte er sich selbst eingebrockt, fand Lotte.

Nichts geht mehr
    Ein richtig gemütliches Lager richtete Lotte zu Füßen des Hochsitzes ein. Sie hatte sämtliche Decken und Kissen von oben heruntergeworfen, das Versteck mit den Süßigkeiten und Keksen geleert und zwei Kakaotüten geholt. Dann war sie noch mal das Seil hochgeklettert, um die Taschenlampe zu suchen, die Fritzi vor ein paar Tagen mitgebracht hatte.
    Jetzt saßen Lotte und Memoli warm eingepackt auf dem Boden und futterten alles bis zum letzten Krümel auf. Jeden Gedanken daran, dass sie schon lange, lange zu Hause sein müssten, hatte Lotte vor lauter Erleichterung vergessen.
    Memoli ließ den Lichtkegel der Taschenlampe über die Brombeerbüsche gleiten, wo ein paar Mücken über den Zweigen tanzten. Er schaltete die Lampewieder aus. Die Wolken hatten sich fast völlig verzogen und über der Lichtung spannte sich ein Himmel, der immer noch einen Rest Tageslicht ahnen ließ. »Es ist toll im Wald. Am liebsten würde ich hier übernachten«, meinte er.
    »Hättest du keine Angst?«
    »Nö. Wieso das denn?« Memoli versuchte, überzeugend zu klingen. Aber Lotte konnte hören, dass er ein wenig angab.
    »Wir sind mal im Räuberwald Laterne gegangen, Papa, Mama und ich. Da war es auch ziemlich dunkel«, sagte sie. »Aber das war im Herbst und es war bestimmt längst nicht so spät wie jetzt.« Sie nahm die Taschenlampe, ließ Memolis Armbanduhr aufleuchten und erschrak.
    »Oh, Mann, jetzt ist es schon nach zehn!«, rief sie. »Wir müssen zu Hause Bescheid sagen.« Hastig holte sie ihr Handy aus der Hosentasche und schaltete es ein. »Ich hätte mich schon vor Stunden melden müssen. Die werden so was von wütend sein, ich trau mich überhaupt nicht anzurufen«, murmelte sie.
    Memoli nickte.
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