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Die Flipflop-Bande

Die Flipflop-Bande

Titel: Die Flipflop-Bande
Autoren: Cornelia Franz
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dunkler geworden. Das Abendlicht wurde von dichten Wolken verschluckt, die am Himmel aufgezogen waren.
    »Ich glaube, wir laufen im Kreis herum. Es sieht überall gleich aus.« Erschöpft ließ sich Lotte auf eine verwitterte Bank sinken.
    Memoli setzte sich neben sie. »Ja«, sagte er. »An genau so einer Bank sind wir vorhin auch vorbeigekommen.«Er strich mit den Fingern über das rissige Holz. »Ich hab Hunger, Lotte«, sagte er.
    »Wenn wir erst mal den Hochsitz gefunden haben, können wir was essen und trinken«, antwortete Lotte. »Wir haben Kekse und Rosinen in unserem Hauptquartier und Kakao und …« Sie brach ab. Das war ja gar nicht mehr ihr Quartier, weil es nämlich nicht mehr ihre Bande war. Na egal, die Flipflops hatten es verdient, dass man ihnen alles wegfutterte. Noch immer grummelte es in Lotte, wenn auch schon ein bisschen weniger als am Nachmittag.
    Viel größer war nämlich ihre Sorge darüber, dass sie erst so spät nach Hause kommen würde. Sicher telefonierten Mama und Papa schon voller Ungeduld in der Gegend herum. Puh, würde das einen Krach geben, wenn sie sich jetzt bei ihnen meldete. Oder ob sie etwa immer noch in ihren Arbeitszimmern hockten und Lotte kein bisschen vermisst hatten? Vielleicht war ihnen noch gar nicht aufgefallen, dass sie nicht da war. Nein, das konnte doch wohl nicht angehen, oder?
    Lotte nahm all ihren Mut zusammen, um zu Hause anzurufen. Doch gerade, als sie ihr Handy einschalten wollte, packte Memoli sie am Arm. »Hörst du das, Lotte? Was ist das? Das klingt ja seltsam.«
    Lotte hielt den Atem an, um besser hören zu können. Jetzt nahm sie es auch wahr. Es war eine Art Jaulen,irgendwo in der Ferne. »Ooooeeeh … Ooooeeeh … Ooooeeeh …« Sie stieß die Luft durch die Nase aus. »Das ist … Das ist bestimmt ein Wolf … oder ein Suchhund.«
    Memoli ballte die Faust. »Ja! Bestimmt suchen sie uns schon.« Er legte den Kopf in den Nacken. »Hieeer sind wir!«, brüllte er. Das heißt, er wollte es brüllen. Doch da presste ihm Lotte die Hand auf den Mund.
    »Bloß nicht«, flüsterte sie. »Sei lieber leise. Ich hab Angst, Memoli. Wenn das nun ein wilder Hund ist oder doch ein Wolf … oder ein Werwolf …« Ihr lief ein Schauer über den Rücken bei dem Gedanken, dass so ein Tier plötzlich durch das Unterholz brach und auf sie zuschoss. Selbst wenn es nur ein Suchhund wäre, würde sie sterben vor Schreck.
    »Ooooeeeh … Ooooeeeh …«
    »Das ist kein Hund, Lotte. Ich glaube, das ist ein Uhu oder so was Ähnliches. Ja, ganz bestimmt ist das ein Uhu.« Memoli legte den Arm um sie und gemeinsam lauschten sie in die Finsternis des Waldes hinein.
    Lottes Herz klopfte so laut, dass es in ihren Ohren pochte. »Es wäre schön, wenn wir allmählich mal den richtigen Weg finden würden«, sagte sie. »Ich will nach Hause, Memoli.«
    Da drückte Memoli sie noch ein bisschen doller an sich. In diesem Moment schob sich der Mond über die Wipfel der Tannen. Sein Licht ließ die Ränderder Wolken bräunlich leuchten. Es war ein diesiges Licht, aber es reichte aus, um die Lichtung zu erhellen, die hinter den Bäumen lag. Am Rande der Lichtung stand etwas, das Lottes Herz noch ein bisschen doller klopfen ließ. Es war ein Hochsitz! Das Hauptquartier der Flipflops war höchstens noch hundert Meter von ihnen entfernt! Jetzt konnte ihnen nichts mehr passieren.

Wer andern eine Grube gräbt …
    Im selben Moment wie Lotte hatte auch Memoli den Hochsitz gesehen und Seite an Seite rannten sie los. Natürlich, das war der richtige Weg! Im Dunkeln sah nur alles so ganz anders aus als am Tag.
    »Wir haben’s geschafft. Gleich gibt’s Kakao und Kekse!« Lotte machte vor Freude einen kleinen Luftsprung.
    »Wer als Erster da ist!«, rief Memoli übermütig und setzte an, um Lotte zu überholen.
    Er stupste sie an, als er an ihr vorbeirannte. Lotte lief langsamer. Wie brachte Memoli es fertig, so zu sprinten, wo man auf dem schmalen Weg doch kaum die eigenen Füße sehen konnte?
    »Warte auf mich!«, rief sie ihm hinterher, doch er schien sie gar nicht zu hören.
    Und dann passierte es. Memoli stolperte über irgendetwas und schlug der Länge nach hin. »Aaah!« Er jaulte auf und blieb ausgestreckt liegen.
    Fünf Sekunden später war Lotte bei ihm. »Ist was passiert, Memoli?«
    Memoli setzte sich auf und klopfte sich die Erde von den Händen. »Ich weiß nicht«, antwortete er. »Ich hab mich ziemlich erschrocken.« Er griff zu seinem linken Fuß und umklammerte ihn.
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