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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit
Autoren: Evelyne Okonnek
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begriff er. Glics Hand fuhr zu seinem Dolch im Gürtel, er wollte verhindern, dass sie den Freund mit ihren Worten verletzte, doch Lasair hielt ihn fest.
    Aurnia fuhr ruhig fort: »Wir waren beide nur Figuren in einem grausamen Spiel. Ich habe den Tag nie vergessen, an dem du …« Sie brach ab und schloss die Augen. Nach einer Weile sprach sie weiter und sah den verstümmelten Maler an. »Sein einziges Vergehen war, dass ich ihn liebte, und dies war zugleich die einzige Tat in meinem Leben, die ich frei entscheiden konnte«, sagte sie leise, und ihre Stimme war so voller Trauer, dass sich für einen Augenblick Betroffenheit in Dorcs verschlossener Miene zeigte.
    »Das ist falsch«, erwiderte er. »Es war nicht die einzige, sondern die erste. Deine zweite war, hierherzukommen, um ihn zu retten, die dritte, den Erwählten zu töten, und deine nächste wird sein, Brone Augen und Hände zu ersetzen. Geh, bring ihn in Sicherheit!« Er drehte sich um und zog Glic mit sich. Lasair hob ihre Schwester auf und folgte ihm nach kurzem Zögern.
    Aurnia schaute den zusammengekrümmten Toten auf dem Boden an. All die Jahre, all die vielen Jahre!, dachte sie. »Wie wäre unser Leben ohne dich und deine grausamen Ränke verlaufen?«, fragte sie in die Stille hinein. Aber darauf gab es keine Antwort.
    Eine verstümmelte Hand tastete nach ihrer. »Ich bereue meine Gefühle für Euch nicht. Doch es wird schwer sein, einen Weg in die Zukunft zu finden«, flüsterte Brone.
    Aurnia brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, bevor sie mit Entschiedenheit sagen konnte: »Zuerst müssen wir einen Weg aus der Stadt finden. Dann gehen wir nach Creig!« Behutsam hakte sie sich bei ihm unter und führte ihn durch den Keller und die Stufen hinauf zum Ausgang. Sie kamen nur langsam vorwärts, aber Aurnia verspürte keine Eile mehr. Zum ersten Mal fühlte sie sich am richtigen Platz.
    Oben im Gebetsraum sah sie verwundert die Leichen der Flammenkrieger und überall standen Dämonen. Mit klopfendem Herzen führte sie Brone um sämtliche Hindernisse herum. Niemand hielt sie auf. In der Nähe des Eingangs sah sie Dallachar wieder und diesen rothaarigen Mann. Die beiden knieten mit gesenkten Köpfen neben zwei Leichen, einem jungen Wachsoldaten und einem älteren, einfach gekleideten Mann. Sie mussten Dallachar etwas bedeutet haben. Aurnia wagte nicht, ihn zu stören, und zwischen ihnen war auch alles gesagt.
    Aurnia kniff die Augen zusammen, als sie die Tür aufschob. Es war bereits Tag. Nachdem sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte und über die Schwelle trat, sah sie sofort die dunklen Rauchwolken. Der Palast brannte! Sie fühlte keinerlei Bedauern, sondern eher Erleichterung. Sollte ihr Ehemann je überleben, würde sie nicht zu ihm zurückkehren. Jenes Leben war endgültig vorbei, und im Grunde hatte sie es bereits gewusst, als sie sich durch das Tor der Palastmauer zwängte. Während sie noch überlegte, welchen Weg sie am besten einschlagen sollte, wurden sie von Dämonen umringt, die wie aus dem Nichts auftauchten. Aurnia stockte das Blut in den Adern, als sie die schillernden Augen sah, die sie mit einem merkwürdigen Ausdruck anstarrten.
    »Lasair hat uns geschickt. Wir sollen Euch begleiten, bis Ihr in Sicherheit seid.«
    Aurnia hatte keine Ahnung, wer Lasair war, und fürchtete, dass man ihr eine Falle stellte. Aber hatte sie eine Wahl?

    Sie hatten Ardal und Benen Seite an Seite vor der Stadt unter einer jungen Weide begraben. Danach war Dorc verschwunden. Erst dachten sich Glic und Lasair nichts dabei, es gab genug zu tun. Um Grian kümmerten sich die besten Heiler. Die Königin war sehr schwach, aber sie lebte. Lasair hatte ohne Erfolg in den Trümmern des ausgebrannten Palastes nach Grians Ring suchen lassen. Aurnia trug ihn nicht bei sich, der Schmuck blieb verschwunden.
    Die Durchsuchung der Kerker war ebenfalls umsonst. Sie hatten keinen einzigen Gefangenen mehr gefunden, den man hätte befreien können, dafür entdeckten sie zu ihrem Entsetzen einen Toten. Lasair hatte bis zuletzt gehofft, dass Aithreo schwer verletzt überlebt hätte. Grian nahm die Nachricht mit Fassung auf. Zwei Tage später überraschte sie ihre Schwester mit einer neuen Entscheidung. Lasair versprach die Nachricht an Dorc zu überbringen.
    Von den Flammenkriegern hatten sie keinen am Leben gelassen, selbst die nicht, die sich am Ende ergaben. Es war gegen ihre Natur, Wehrlose zu töten, aber sie wollten ein Risiko vermeiden. Mit den Wachsoldaten verfuhren
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