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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit
Autoren: Evelyne Okonnek
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sie geworden war! Sie schauderte. Schnell nahm sie den Arm des Malers und half ihm, über die Leiche hinwegzusteigen. Erstaunt bemerkte sie dabei eine Veränderung. Brones Bewegungen waren nicht mehr so schwächlich. Er wirkte beinahe ausgeruht, stärker. Der Versuch des Dämons, Brone zu töten, hatte diesem auf unerklärliche Weise neue Kraft geschenkt. Wenigstens etwas Gutes hatte die Begegnung gehabt!, dachte sie erleichtert. Ihre Zuversicht, dass sie es doch noch schaffen würden, begann wieder zu wachsen.

    »Ich werde sie tragen!«
    »Nein, Dorc!«
    »Lasair, sei nicht so halsstarrig! Du musst uns verteidigen. Deine Magie ist viel wirksamer als mein Schwert oder Glics Pfeile. Da oben im Gebetsraum wird es vor Soldaten nur so wimmeln.«
    »Woher willst du das wissen? Wir haben Wachen zurückgelassen!«
    »Wenn die Stadt fällt, werden alle ins Heiligtum drängen. Was kann eine Handvoll von euch schon gegen Hunderte verzweifelter Menschen ausrichten?«
    Es fiel ihr sichtlich schwer, die Schwester loszulassen. »Aber sei vorsichtig, wenn du sie hochnimmst!«, sagte sie widerwillig und richtete sich auf.
    Dorc nickte und wollte sich bücken.
    »Lasst sie liegen!«, befahl eine Stimme und die Kälte darin ließ sie frösteln. Die drei fuhren herum und schauten den Erwählten entsetzt an. Aithreo hatte den Kampf verloren!
    »Lasst sie liegen und rettet euer erbärmliches Leben!«
    »Wer ist hier erbärmlich?«, murmelte Glic und legte einen Pfeil ein. Er hatte die Sehne noch nicht gespannt, da traf ihn ein Lichtstrahl und schleuderte ihn quer durch den Raum. Mit einem dumpfen Krachen prallte er gegen eines der Fässer.
    »Glic!«, brüllte Dorc und rannte zu ihm. Hastig fühlte er nach dem Puls, während Lasair sich vor ihre Schwester stellte. Warum hat er ihn nicht verbrannt?, fragte sie sich. Vielleicht hatte er sich verausgabt, als er Aithreo tötete. Der Gedanke beschleunigte ihren Herzschlag. Wenn das stimmte, könnte sie ihn besiegen!
    »Ich habe euch gewarnt. Ihr hattet eure Chance. Nun ist es zu spät.« Die Augen des Erwählten glitzerten.
    Lasair hob blitzschnell die Hand. Aber bevor sie die Möglichkeit hatte, ihre Magie einzusetzen, zuckte der Erwählte zusammen. Er bog sich nach hinten, den Mund geöffnet zu einem Schrei. Sein Gesicht verzerrte sich und er ging in die Knie. Jetzt erst sah Lasair eine Gestalt hinter ihm, die ihn nach vorne stieß. Erstaunt erkannte sie eine Frau mit langen weißen Locken. Als der Erwählte am Boden lag, kniete sich die Frau auf ihn und stach mit einem Messer wieder und wieder auf ihn ein.
    »Du Ungeheuer!«, schrie sie wie eine Wahnsinnige. »Verrecken sollst du!«
    Schließlich schien sie die Kraft zu verlassen, sie wurde langsamer in ihren Bewegungen. Mit einem letzten mächtigen Stoß jagte sie ihm das Messer bis zum Heft in den Rücken und ließ es dort stecken. »Es ist vorbei«, murmelte sie mit zitternder Stimme. »Es ist vorbei.« Sie hörte nicht auf, den Satz zu wiederholen, als wollte sie sich selbst überzeugen.
    Ein Stöhnen ließ Lasair aufsehen. Dorc stand neben ihr und stützte Glic, der kreidebleich war, aber zumindest auf eigenen Beinen stand. Erleichterung machte sich in ihr breit.
    »Wer ist das?«, krächzte Glic und sah die Fremde an. »Und der da?« Sein Blick wanderte zu einem verkrüppelten Blinden, der sich vorsichtig zu der Frau am Boden vortastete. Als der Mann mit dem Fuß an sie stieß, schreckte sie zusammen und schaute auf. Wie aus einem Traum erwacht, blinzelte sie und erhob sich schwerfällig.
    »Es ist vorbei, Brone. Er ist tot«, sagte sie. In ihr war plötzlich die große Leere zurückgekehrt.
    Verblüfft betrachtete Dorc den Blinden. Er war ihm gleich bekannt vorgekommen, doch hätte er nie erraten, um wen es sich handelte. Forschend sah er die Frau an. Auch sie hatte ihn an jemanden erinnert, aber er hatte es sogleich verworfen. Nun war er unsicher geworden. Konnte es wirklich sein, dass er seiner Mutter gegenüberstand? Die Frau musterte ihn ebenso gründlich. »Dallachar?«, fragte sie zögernd.
    Dorc nickte und seine Muskeln spannten sich an, als erwartete er einen Angriff.
    »Dallachar«, wiederholte sie leise. Ihr Tonfall war nicht zu deuten. Lange sagte keiner von beiden etwas, dann holte Aurnia tief Luft. »Du bist nie mein Sohn gewesen so wie ich nie deine Mutter war«, sagte sie.
    Glic staunte. Erst hatte er geglaubt, die Königin wiederzuerkennen. Aber was hatte die Frau eben gesagt? Dorc wäre nicht ihr Sohn? Plötzlich
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