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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma
Autoren: John Grisham
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der Couch. Abanks war irgendwo und machte ein Nickerchen.
    Mitch saß auf Deck, trank kalten Kaffee und ließ sich von George die Grundbegriffe der Segelns erklären. George war Ende Fünfzig, hatte langes, grau gebleichtes Haar und eine dunkle, von der Sonne braungebrannte Haut. Er war schmal und drahtig, ähnlich wie Abanks. Von Geburt Australier, war er vor achtundzwanzig Jahren nach dem größten Bankraub in der Geschichte der Kontinents aus dem Lande geflohen. Er und sein Partner teilten sich elf Millionen in Bargeld und Silber und gingen dann getrennte Wege. Sein Partner war inzwischen tot, hatte er gehört.
    George war nicht sein wirklicher Name, aber er benützte ihn seit achtundzwanzig Jahren und hatte seinen früheren Namen vergessen. Ende der sechziger Jahre hatte er die Karibik
    entdeckt, und nachdem er die Tausende von kleinen, primitiven, englischsprachigen Inseln gesehen hatte, war er überzeugt gewesen, ein Zuhause gefunden zu haben. Er deponierte sein Geld bei Banken auf den Bahamas, in Belize und Panama und natürlich auf Grand Cayman. Er baute sich ein kleines Anwesen an einem abgelegenen Küstenstreifen auf Little Cayman und hatte die letzten einundzwanzig Jahre damit verbracht, auf seinem Neun-Meter-Schoner in der Karibik herumzusegeln. Im Sommer und im Frühherbst blieb er in der Nähe seines Hauses. Aber von Oktober bis Juni lebte er auf seinem Boot und fuhr von Insel zu Insel. Er hatte schon mehr als dreihundert von ihnen aufgesucht. Einmal hatte er zwei Jahre ausschließlich auf den Bahamas verbracht.
    »Werden Sie immer noch gesucht?« fragte Mitch.
    »Ich weiß es nicht. Schließlich kann ich nicht anrufen und fragen. Aber ich bezweifle es.«
    »Wo ist das sicherste Versteck?«
    »Auf diesem Boot. Es ist ein hübscher kleiner Kasten, und sobald Sie gelernt haben, damit umzugehen, wird er Ihr Zuhause sein. Suchen Sie sich irgendwo eine kleine Insel, vielleicht Little Cayman oder Cayman Brac - sie sind beide noch recht primitiv -, und bauen Sie sich dort ein Haus. Machen Sie es so wie ich. Und verbringen Sie die meiste Zeit auf Ihrem Boot.«
    »Wann hört man auf, Angst zu haben, daß sie hinter einem her sind?«
    »Oh, ich denke noch immer daran. Aber Angst habe ich nicht mehr. Wieviel konnten Sie beiseite schaffen?«
    »Rund acht Millionen«, sagte Mitch.
    »Das ist hübsch. Sie haben das Geld, um tun und lassen zu können, was Sie wollen, also vergessen Sie sie. Verbringen Sie einfach den Rest Ihres Lebens damit, von einer Insel zur ändern zu segeln. Es gibt Dinge, die unerfreulicher sind.«
    Tagelang segelten sie auf Kuba zu, dann um die Insel herum mit Kurs auf Jamaika. Sie beobachteten George und hörten sich seine Lektionen an. Nach zwanzig Jahren des Segelns durch die Karibik war er ein sehr erfahrener und geduldiger Mann. Ray, der Sprachkundige, hörte gleichfalls zu und merkte sich Worte wie Spinnaker, Mast, Bug, Heck, achtern, Ruderpinne, Fallwind, Masttop, Rettungsleine, Schotwinde, Bugspriet, Süll, Heckspiegel, Geitau, Großsegel, Klüver, Klüverbaum, Stagsegel, Klampe und Gaffel. George sprach von Krängen, Aufluven,
    Vor-dem-Wind-Segeln, von Halsen,
    Trimmen und Brassen und Segeln hart am Wind. Ray absorbierte die Sprache des Segelns; Mitch machte sich mit der Technik vertraut.
    Abby blieb in der Kabine, redete kaum und lächelte nur, wenn es nötig war. Das Leben auf einem Boot gehörte nicht zu den Dingen, von denen sie geträumt hatte. Sie vermißte ihr Haus und fragte sich, was damit passieren würde. Vielleicht würde Mr. Rice den Rasen mähen und das Unkraut jäten. Sie vermißte die schattigen Straßen und die gepflegten Rasenflächen und die Kinder mit ihren Fahrrädern. Sie dachte an ihren Hund und hoffte, daß Mr. Rice ihn adoptiert hatte. Sie machte sich Sorgen um ihre Eltern - ihre Sicherheit und ihre Ängste. Wann würde sie sie wiedersehen? Es konnte Jahre dauern, aber damit konnte sie leben, wenn sie nur wußte, daß ihnen nichts passiert war.
    Ihre Gedanken vermochten sich nicht von der Gegenwart zu lösen. Die Zukunft war unvorstellbar.
    Am zweiten Tag ihres restlichen Lebens begann sie, Briefe zu schreiben, Briefe an ihre Eltern, an Kay Quin, an Mr. Rice und an ein paar Freundinnen. Sie wußte, daß die Briefe nie abgeschickt werden würden, aber es half, die Worte zu Papier zu bringen.
    Mitch beobachtete sie aufmerksam, ließ sie aber in Ruhe. Im Grunde hatte er auch nichts zu sagen. In ein paar Tagen würden sie vielleicht miteinander reden können.
    Am
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