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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma
Autoren: John Grisham
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Ende des vierten Tages, Mittwoch, kam Grand Cayman in Sicht. Sie umrundeten die Insel und ankerten eine Meile vor der Küste. Als es dunkel geworden war, verabschiedete sich Barry Abanks von ihnen. Die McDeers dankten ihm, und er fuhr in seinem Schlauchboot davon. Er würde drei Meilen von Bodden Town entfernt bei einem anderen Tauchuntemehmen landen und dann einen seiner Kapitäne anrufen, der ihn abholen würde. Wenn irgendwelche verdächtigen Typen aufgetaucht waren, würde er es wissen. Abanks rechnete nicht mit Schwierigkeiten.
    Georges Anwesen auf Little Cayman bestand aus einem kleinen Haupthaus aus weißgestrichenem Holz und zwei kleineren Nebengebäuden. Es lag an einer winzigen Bucht, eine Viertelmeile landeinwärts. Das nächste Haus war nicht zu sehen. Eine Einheimische wohnte in dem kleinsten Gebäude und besorgte den Haushalt. Sie hieß Fay.
    Die McDeeres zogen in das Haupthaus und versuchten, mit dem Beginn eines neuen Lebens anzufangen. Ray, der Entkommene, wanderte stundenlang allein am Strand herum.
    Er war überglücklich, aber er konnte es nicht zeigen. Er und George fuhren jeden Tag für ein paar Stunden mit dem Boot hinaus und tranken Scotch, während sie die Inseln erkundeten.
    Gewöhnlich kamen sie betrunken zurück.
    Zweimal in der Woche fuhr Fay mit dem VW -Bus in die Stadt, um Vorräte und die Post zu holen. Eines Tages kehrte sie mit einem Päckchen von Barry Abanks zurück. George händigte es Mitch aus. In dem Päckchen war ein zweites, das von Doris Greenwood in Miami an Abanks geschickt worden war. Mitch riß die Verpackung auf und fand drei Zeitungen, zwei aus Atlanta und eine aus Miami.
    Die Schlagzeilen berichteten über die Massenverhaftung bei der Anwaltsfirma Bendini in Memphis. Gegen einundfünfzig gegenwärtige und ehemalige Angehörige der Firma war Anklage erhoben worden, ebenso gegen einunddreißig mutmaßliche Mitglieder der Verbrecherfamilie Morolto in Chicago. Weitere Verhaftungen standen bevor, versprach der Bundesanwalt. Nur die Spitze des Eisbergs. Direktor F. Denton Voyles gestattete, daß man ihn zitierte: Es war ein entscheidender Schlag gegen das organisierte Verbrechen in Amerika. Eine eindringliche Warnung an alle Anwälte und Geschäftsleute, die in Versuchung geraten, mit schmutzigem Geld umzugehen.
    Mitch faltete die Zeitung zusammen und machte einen langen Strandspaziergang. Unter einer Palmengruppe fand er etwas Schatten und setzte sich hin. In einer der Zeitungen aus Atlanta waren die Namen sämtlicher verhafteten Bendini-Anwälte aufgeführt. Er las sie langsam. Das Lesen der Namen bereitete ihm keine Freude. Nathan Locke tat ihm fast leid. Fast. Wally Hudson, Kendall Mahan, Jack Aldrich und schließlich Lamar Quin. Er sah ihre Gesichter vor sich. Er kannte ihre Frauen und Kinder. Mitch schaute auf das funkelnde Wasser hinaus und dachte über Lamar und Kay Quin nach. Er liebte sie, und er haßte sie. Sie hatten geholfen, ihn in die Firma zu locken, und sie waren nicht frei von Schuld. Aber sie waren seine Freunde gewesen. Noch eine Verschwendung! Vielleicht würde Lamar nur ein paar Jahre absitzen müssen und dann begnadigt werden. Vielleicht konnten Kay und die Kinder überleben.
    Vielleicht.
    »Ich liebe dich, Mitch.« Abby stand hinter ihm. In den Händen hatte sie einen Plastikkrug und zwei Becher.
    Er lächelte sie an und deutete auf den Sand neben sich.
    »Was ist da drin?«
    »Rumpunsch. Fay hat ihn für uns gemixt.«
    »Ist er stark?«
    Sie setzte sich neben ihm in den Sand. »Er besteht fast nur aus Rum. Ich habe Fay gesagt, wir müßten uns betrinken, und sie fand das auch.«
    Er hielt sie in den Armen und trank Rumpunsch. Sie beobachteten ein kleines Fischerboot, das über das funkelnde Wasser glitt.
    »Hast du Angst, Mitch?«
    »Fürchterliche Angst.«
    »Ich auch, das ist verrückt.«
    »Aber wir haben es geschafft, Abby. Wir leben. Wir sind in Sicherheit. Wir sind zusammen.«
    »Aber was ist mit morgen? Und übermorgen?«
    »Ich weiß es nicht, Abby. Es hätte schlimmer kommen können. Mein Name hätte in den Zeitungen stehen können, zusammen mit denen der anderen, die sich jetzt vor Gericht verantworten müssen. Oder wir könnten tot sein. Es gibt Schlimmeres, als in der Karibik herumzusegeln. Mit acht Millionen auf der Bank.«
    »Was meinst du - sind meine Eltern sicher?«
    »Ich denke schon. Was hätte Morolto davon, wenn er deinen Eltern etwas antäte? Sie sind sicher, Abby.«
    Sie füllte die Becher erneut mit Rumpunsch und küßte ihn
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