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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Sie wird bald erfahren, was ich von ihr erwarte, und sie wird tun, was man ihr sagt. Oder, glaub mir, sie wird es bereuen. «
    »Es ist kalt«, sagte Kassandra. »Ich muß meinen Mantel holen.« 
    »Ich finde es warm und schön«, widersprach Agamemnon, »aber vielleicht nur deshalb, weil dort der Hafen meiner Stadt ist. Schau, jetzt kannst du den Palast auf den Hügeln sehen und die Mauern, die Titanen vor Jahrhunderten errichtet haben. Der Hafen heißt Nauplia. «
    Kassandra holte sich einen Mantel und stellte sich neben Agamemnon an den Bug. Sie überließ das Kind der ehemaligen Kammerfrau.
    Das Segel wurde eingeholt, und das Schiff glitt mit der Kraft der Ruderer sicher in das ruhige Wasser der Bucht.
    Kassandra sah, daß an der Anlegestelle die Menschen zusammenliefen. Als das Schiff beidrehte, stieß ein Mann einen Jubelruf aus, und Agamemnons Männer, die sich an der dem Ufer zugewandten Seite drängten, riefen und winkten Leuten am Ufer zu, die sie offenbar kannten.
    Aber die meisten Zuschauer beobachteten stumm, wie das Schiff anlegte. Kassandra fand das Schweigen unheilvoll. Sie zitterte, obwohl ihr prächtiger Mantel sie wärmte. Sie nahm der Frau das Kind wieder ab und drückte es fest an sich.
    Der Bug stieß sanft gegen das Land. Agamemnon stand als erster am Ufer; er kniete nieder, küßte feierlich die Steine und rief laut: »Ich danke dem Donnerer, der mich sicher in mein Land zurückgeführt hat!«
    Ein großer, rothaariger Mann mit einem goldenen Halsreif trat zu ihm und verneigte sich. »König Agamemnon, ich bin Aegisthos, der Vetter deiner Königin. Sie schickt mich mit diesen Männern, um dich in allen Ehren zum Palast zu geleiten. «
    Die Männer nahmen Agamemnon in ihre Mitte und marschierten davon. Auf Kassandra wirkte es, als sei Agamemnon weniger ein König mit einer Ehrengarde, sondern ein Gefangener mit einer Wache. Agamemnon blickte finster; sie sah, daß ihm das alles nicht gefiel. Trotzdem ging er widerspruchslos mit der Garde. Einer der Männer kam vom Ufer an Bord und trat zu Kassandra. »Bist du die Tochter des Priamos von Troia? Die Königin hat mir deine Ankunft angekündigt und befohlen, dich mit aller Achtung zu begrüßen. Für dich, dein Kind und deine Dienerinnen steht ein Wagen bereit.«
    Er reichte ihr die Hand und half ihr an Land. Sie nahm auf dem Wagen Platz, legte Agathon auf ihre Knie, und die Dienerinnen setzten sich ihr zu Füßen.
    Trotz dieser Annehmlichkeit - der Weg zum Palast war steil, und sie hatte dem Anstieg zu Fuß mit Besorgnis entgegengesehen - ließ sie eine gewisse Unruhe nicht los. Die Mauern des großen Palastes waren beinahe so mächtig wie die zerstörten Mauern Troias; sie lagen im tiefen Schatten und schienen finster auf sie herabzublicken. Schließlich fuhren sie durch ein großes Tor, auf dem sich zwei steinerne Löwinnen in leuchtenden Farben gegenüberstanden und Wache hielten. Der Wagen rollte durch das Löwentor, und Kassandra überlegte, ob die Statuen alte Götter darstellten oder das Wappen Agamemnons waren. Aber es waren Löwinnen, keine Löwen, und Agamemnon war als Gefährte der Königin nach Mykenai gekommen. Waren sie also Klytaimnestras Symbol?
    Vor dem Wagen marschierte Agamemnon mit seiner Ehrengarde und Aegisthos. Hinter dem Löwentor lag eine Stadt am Hügel mit ähnlichen Terrassen wie in Troia: der Palast, Tempel und Gärten. Die Stadt war schön, und doch schien alles überschattet zu sein, und dort, wo Agamemnon inmitten der Soldaten stand, waren die Schatten am tiefsten.
    Auf den Stufen des Palastes erschien eine große, ehrfurchtgebietende Frau. Die kunstvoll frisch in Löckchen gelegten und hoheitsvoll frisierten Haare schimmerten golden in der Morgensonne. Sie trug kostbare kretische Kleider: ein weit ausgeschnittenes geschnürtes Mieder, einen weiten gestuften Rock in vielen Farben. Kassandra sah sofort die Ähnlichkeit mit Helena; dies mußte ihre Schwester Klytaimnestra sein. Die Königin schritt durch die Reihen der Garde und verneigte sich tief vor Agamemnon. Sie sprach mit klarer, wohlklingender Stimme.
    »Mein König, ich heiße dich mit großer Freude an diesem Gestade und in dem Palast willkommen, in dem du einst an meiner Seite geherrscht hast«, sagte sie. »Auf diesen Tag haben wir lange gewartet. «
    Sie streckte ihm beide Hände entgegen, die er feierlich ergriff und küßte.
    »Es ist eine Freude, in die Heimat zurückzukehren, Herrin.«
    »Wir haben ein Fest und ein großes Opfer vorbereitet, das
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