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Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)
Autoren: Dirk Bongardt
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ich mich, mir meinen Tagessold wenigstens halbwegs zu verdienen. Ich entschied mich für einen Rundgang zu den Brunnen, den Tränken und in die Küche, um nach Leuten Ausschau zu halten, die dort nichts zu suchen hatten. Besonders nach jemand ganz bestimmtem.

Die Mittagsglocke tönte, und eines musste man der Denver & Rio Grande Railway lassen: Sie sorgte verdammt gut für ihre Arbeiter. Fast schon schade, dass es an den Tischen nun keinen Platz mehr für mich gab: Ich war jetzt Bediensteter der Stadt Alamosa, bekam vier Dollar am Tag, durfte im Hinterzimmer des Sheriff's Office nächtigen und so viel Munition verschießen, wie ich wollte, aber ich musste mich um mein Mittagessen wieder selbst kümmern. Im Office hatte ich einen Holzofen mit einer Stahlplatte, auf dem ich mir eine Suppe kochen oder Eier mit Speck braten konnte, aber schon bei dem Gedanken daran zog sich mir der Magen zusammen. Einer von den Whiskeys gestern musste wohl schlecht gewesen sein.

    Statt etwas zu essen, vertrat ich mir also noch einmal die Beine. Weil schon der Duft des Essens mir nicht gerade Wohlbehagen bereitete, ging ich in Richtung auf das andere Stadtende, wo der Rohbau der Kirche stand. Und ich kam keine Minute zu früh: Die frisch angebrachte äußere Holzvertäfelung stand in hellen Flammen, und immer mehr schwarzer Rauch stieg in den Himmel. „Feuer!“, schrie ich, so laut, dass ich meinte, mir müsse jeden Augenblick der Schädel platzen, „Feuer!“

    Kirchenfenster barsten, die brennenden Balken knackten und krachten, während das Lodern der Flammen klang wie ein einziger tiefer Chor gequälter Seelen in der Hölle. Der beißende Rauch nahm mir den Atem und die Sicht, und weder ich noch irgendein anderer der Männer konnte sich der brennenden Kirche bis auf weniger als zehn Fuß nähern. Es war, als prallten wir gegen eine Wand aus Hitze. Dieses Mal hatte der Brandstifter ganze Arbeit geleistet, und obwohl wir mit unseren wassergefüllten Eimern dagegen hielten, so gut es ging, war schon bald klar, dass wir die Kirche noch einmal neu würden aufbauen müssen. Dennoch gab jeder der Männer sein bestes.

    Ich sah Hank Butch an, und er mich, und plötzlich wussten wir beide: Das hier war noch längst nicht alles. Hank und ich liefen fast gleichzeitig los, und wer uns beobachtet hätte, der hätte annehmen können, wir vertrieben uns die Zeit mit einem Wettlauf. Genau genommen, war es das auch. Ich sah Butch kurz in einem Lagerraum verschwinden, um gleich darauf mit seiner Parker Gun wieder heraus zu kommen. Wir beide waren noch etwa zweihundert Fuß von unserem Dynamitschuppen entfernt, als wir ihn sahen: An einem der oberen Querbalken hatte jemand ein Seil befestigt, dessen anderes Ende er am Sattel seines Pferdes festgemacht hatte. Der Bandit gab dem Tier die Sporen, der Schuppen brach ein, und zwei weitere Banditen machten sich über die Kisten her. Sie waren so mit dem Dynamit beschäftigt, dass sie uns noch gar nicht bemerkt hatten. Ich zog meinen Colt und schoss, ohne lange zu überlegen. Und ohne lange zu zielen. Sollte irgendjemand die Kugel gefunden haben, darf er sie behalten.

    Mein Schädel vibrierte vom Schall des Schusses, trotzdem fühlte ich mich mit einem Mal hell wach. Einer der Banditen, die sich an den Kisten zu schaffen machten, nahm eine Dynamitstange heraus, zündete die Lunte an und warf sie genau zwischen Butch und mich, ein hämisches Grinsen auf dem Gesicht. Ich erwiderte sein Grinsen und zielte meinen nächsten Schuss besser. Ich hoffe, wenn es mal so weit ist, denke ich daran, den Teufel zu fragen, ob der Kerl immer noch gegrinst hat, als er in der Hölle ankam. Der andere Bandit, der sich an den Kisten zu schaffen gemacht hatte, versuchte es gar nicht erst mit dem Dynamit, sondern zog seinen Revolver, doch bevor er ihn ganz aus dem Holster hatte, traf ihn eine Ladung Schrot aus Butchs Parker Gun, und er brach winselnd zusammen.

    Der Bandit, der mit seinem Pferd den Schuppen eingerissen hatte, sah jetzt ein, dass die Dinge nicht nach Plan laufen würden, und gab seinem Tier die Sporen. Ich lief zurück zum Sheriff's Office, wo ich Tyler festgemacht hatte. Zum Satteln blieb mir keine Zeit, ich nahm lediglich das Lasso von meinem Sattel, stieg über die Veranda auf Tylers blanken Rücken und jagte dem Schurken nach. Ohne Sattel lief Tyler zu seiner Bestform auf, und es dauerte nicht lang, da hatten wir uns dem Banditen auf Schussweite genähert. Der Bandit merkte, dass ich ihm immer näher kam,
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