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Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)
Autoren: Dirk Bongardt
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Gunsten zu laufen. Hank Butch, der Vorarbeiter, der einen langweiligen Abend damit verbracht hatte, unseren angeblichen Dynamitschuppen im Auge zu behalten, kam mir entgegen, und bot mir an, den Banditen ins Sheriff's Office zu bringen. Die Zelle dort, versicherte er mir, sei absolut ausbruchssicher. Er raunte mir zu, er werde gern meine „Schicht“ übernehmen, falls ich den anderen Männern zu Myers Farm folgen wolle. „Du hast es angefangen“, sagte er, „bring du es zu Ende.“ Nun bilde ich mir zwar ein, alles andere als ein eitler Pfau zu sein, aber ich war damals wohl nicht uneitel genug, dass mich eine solche Schmeichelei hätte vorsichtig werden lassen. Na ja, was später geschehen sollte, war nun auch nicht wirklich seine Schuld. Ich ging nur zu gern auf sein Angebot ein, ließ mir von ihm in kurzen Worten noch einmal den Weg beschreiben, dann gab ich Tyler die Sporen, um den Männern zu Myers alter Farm zu folgen.

    Als ich die anderen erreichte, hatten sie gerade ihre Pferde an einer Holzkoppel oberhalb der Farmgebäude angebunden. Das Haupthaus lag wie die Ställe und Schuppen in einer flachen Talmulde. Nirgends brannte Licht. Die Männer hatten sich in einem weiten Kreis rund um die Farmgebäude verteilt und näherten sich langsam von allen Seiten. Einer hatte vorgeschlagen, die Farm einfach niederzubrennen, denn die Myers waren schon vor Jahren fortgezogen, und seitdem hatte ihre Farm nur noch Landstreichern, Goldsuchern, und eben manchmal auch Banditen als Unterschlupf gedient. Doch wir wussten weder, ob sich die Banditen überhaupt hier aufhielten, noch, ob nicht vielleicht ganz und gar Unbeteiligte hier ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. „Ich geh rein“, entschied ich, schlich zu dem Mann rechts von mir und bat ihn, seinem Nebenmann darüber Bescheid zu geben. Der sollte dem nächsten Nebenmann Bescheid geben, und so weiter, sodass keiner der Männer Anlass hätte, auf mich zu schießen, weil er mich im Dunkeln und aus der Entfernung für einen Banditen hielt.

    Das war auch schon meine größte Sorge. Ich war ziemlich sicher, nichts als ein paar leerstehende, verfallende Farmgebäude vor mir zu haben. Die Banditen konnten zwar nicht wissen, ob ihr Kumpan noch lebte, aber ihnen war sicher klar, dass es, falls er noch lebte, nicht lange dauern würde, bis wir das Versteck aus ihm heraus gebracht hätten. Für mich war das hier der ungefährlichste Weg, sechs der mutigsten Männer von Alamosa zu demonstrieren, was für einen großartigen Sheriff ich abgeben würde. Klappern gehört nun mal zum Handwerk.

    Ich schlich zum Haupthaus, zog mit einer vielleicht etwas übertriebenen Geste meinen wuchtigen Colt Dragoon, spannte den Hahn, trat auf die Veranda und zog langsam die Tür auf, die beim Öffnen wie eine gequälte Katze quietschte. Drinnen war es finster, und außer dem Schlagen meines eigenen Herzens hörte ich nichts. Es war eiskalt in dem Haus, fast noch etwas kälter als außerhalb. Gewöhnlich führt in solchen Häusern die erste Innentür nach rechts in die Wohnstube. Ich ging dort hinein. Der Raum war etwas heller, weil das Sternenlicht von zwei Seiten durch große Fenster fiel. Ein Schreibtisch stand an der rückwärtigen Wand und darauf lagen zu meiner Überraschung eine Reihe von Schriftstücken. Ich konnte in der Dunkelheit ihren Inhalt nicht entziffern, deshalb faltete ich die Papiere und steckte sie in die Innentasche meiner Weste.

    Vorsichtig schlich ich von einem Raum zum anderen. Das Schleichen hätte ich mir freilich auch sparen können: Die alten Dielen knarzten bei jedem Schritt, und wenn hier jemand gewesen wäre, hätte er sich schon sehr anstrengen müssen, um mich zu überhören. Aber das Haus bot keine weiteren Überraschungen. Ein paar Stühle und ein großer Schrank, die die Myers zurückgelassen hatten, das Holzgestell eines alten Bettes, sonst nichts. Vor allem keine Banditen.

    Nach dem Haupthaus blieben noch ein großer Stall und eine Scheune zu durchsuchen. Als ich wider auf die Veranda trat, waren die Männer an die Gebäude heran gerückt, je drei verteilten sich auf die beiden Gebäude.

    Ein Schuss. Dann ein lautes Fluchen, gefolgt von Gelächter. Einem der Männer war eine große Ratte zwischen den Beinen hindurch gehuscht. Dem Ungeziefer war nichts passiert, die Kugel hatte sich in den Stallboden gebohrt.

    Das war's: Keine Banditen hier, nirgends. Im Schuppen fanden wir eine noch zur Hälfte mit Petroleum gefüllte Lampe, und in deren Licht sahen wir,
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