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Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)
Autoren: Dirk Bongardt
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ich soll sie machen lassen, das sei nun mal so. Was hätte ich denn auch tun sollen? Auf den alten Wilderberg schießen? Hat der nicht schon genug durchgemacht? Dieser Bandit, der hat's doch verdient. Der war es doch, oder?“

    „Ja, er hat es verdient. Aber er hat auch gewusst, wer hier der Verräter ist. Einer von hier hat den Banditen Geld gegeben und ihnen noch viel mehr versprochen, wenn die Leute aus Alamosa abhauen. Und der Bandit, der hat zwar nicht seinen Namen gehört, aber der hat sein Gesicht gesehen. Der hätte ihn uns zeigen können. Aber es hat keinen Sinn, darüber zu lamentieren: Tot ist tot, der wird uns nichts mehr sagen.“

    „Übrigens“, sagte Butch, wohl um mich etwas versöhnlicher zu stimmen, „ich habe dich als Sheriff vorgeschlagen. Bist im Moment der einzige auf der Liste. Nutzt dir nicht viel, wenn die Leute alle mit „Nein“ stimmen, aber wir brauchen hier einen, der Mumm in den Knochen hat, und das sehen die anderen genau so. Ich geh jetzt auf die Pritsche. Du hast morgen Freischicht, kannst dich ja dann ausschlafen.“

    Für den Saboteur wäre jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen: Wir hatten die Banditen aufgescheucht und einen von ihnen erledigt. Was auch immer jetzt passierte, würde sich leicht als Racheakt darstellen lassen – fast alle hatten ja auch angenommen, die Feuer, die in der Stadt gelegt worden waren, seien auf das Konto der Banditen gegangen. Der Saboteur hatte noch mehr Grund, sich zu beeilen: Die Arbeiten gingen gut voran, und wenn der Schienentrupp erst eingetroffen war, dann würde aus Alamosa schnell eine Stadt von Bedeutung werden, deren Bewohner sich von ein paar Banditen sicher nicht mehr vertreiben ließen. Entweder es gelang ihm jetzt bald, die Arbeiten zu stoppen und die Bewohner und Arbeiter zu vertreiben, oder es würde ihm nie gelingen. Doch all meinen klugen Überlegungen zum Trotz: In dieser Nacht schnappte die Falle nicht zu. Niemand kam auch nur in die Nähe des Schuppens.

    Als die anderen sich nach dem Frühstück an ihre Arbeit machten, ging ich zu meiner Pritsche und streckte mich aus. Während ich hinüber dämmerte, meinte ich, eine Stimme zu hören, die sagte: „Hast du gesehen? Da hängst du“, und dann sah ich den Banditen an seinem Baum hängen, und ich sah hin und er hatte mein Gesicht. Ich versuchte, den Traum abzuschütteln, aber die Stimme meldete sich noch einmal „Hast du gesehen? Da liegst du“, und dieses Mal sah ich den armen Teufel, den sie abgestochen hatten, und als ich ihn auf den Rücken drehte, hatte auch er mein Gesicht. Na gut, dachte ich, wenn der Tod mein Reisegefährte sein wollte, dann war es eben so. Dann fiel ich endlich in tiefen Schlaf.

Es war die Mittagsglocke, die mich weckte. Genug Schlaf für heute. Ich ging kurz in den Waschraum, machte mich eilig frisch und stieg wieder in meine Kleidung. Dann ging ich dorthin, wo die Speisetische standen. Als die Männer mich kommen sahen, klopften sie den Fäusten auf die Tische. Ich hatte kein ganz sauberes Gewissen bei dieser Anerkennung, schließlich hatten wir Myers alte Farm leer vorgefunden, und wenn ich das anders erwartet hätte, dann wäre ich sicher nicht so „todesmutig“ ins Haupthaus gegangen.

    Die Männer, die mit mir dort gewesen waren, hatten, wie Will und Pete erzählten, den ganzen Morgen von nichts anderem gesprochen – wie ich als letzter dort aufgetaucht sei, und während sie noch herum geschlichen seien, einfach gesagt hätte „Ich geh jetzt rein“, und wie ein echter Teufelskerl hinein sei, den Colt schussbereit, und sicher hätte ich sie alle erledigt, wenn sie bloß da gewesen wären. Von wegen Kuhtreiber, hatten sie gesagt, ich sei bestimmt bei der Army gewesen, bei so einer Spezialeinheit, und hätte wohl versprechen müssen, nichts darüber zu erzählen. Ja, so sind sie, die Leute: Heute heben sie dich in den Himmel, und morgen jagen sie dich geteert und gefedert aus der Stadt, oder hängen dich gleich an den nächsten Baum. Für den Moment genoss ich die Anerkennung, und hoffte nur, sie würde bis zur Wahl des neuen Sheriffs reichen. Aber ich war sicher, bald würden die Arbeiter und die Bewohner einsehen, dass noch nichts gewonnen war. Ein einziger Bandit war tot, drei, die mindestens ebenso schuldig waren, liefen noch frei herum, und ob wir sie je fassen und bestrafen könnten, war mehr als ungewiss. Und noch schlimmer: Es gab einen Verräter hier in Alamosa, und auch der lief noch frei herum.

    Gegen Ende der Mittagspause kam
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