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Die Feriendetektive

Die Feriendetektive

Titel: Die Feriendetektive
Autoren: Ulrich Mihr
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schüttelte den Kopf. Nein, der Wind war günstig.
    Da teilten sich die Gräser am Weg. Mit einem wunderlichen Gang, fast so, als wäre er ein kleiner Bär, trollte der Dachs auf den Waldweg. Ein paar Meter legte er schnüffelnd zurück, bohrte die Nase in den Boden, kratzte mit den scharfen Krallen seiner Vorderbranten herum, dann machte er Männchen und hielt die Nase mißtrauisch in die Höhe. Aber da war kein verdächtiger Geruch im Abendwind. Er hoppelte wieder ein Stück weit und machte abermals Männchen. Wenn er so mit seinem Fettvorrat daherschwabbelte, mit einem Körper, der fast aussah wie ein mächtiger Brotlaib, war das schon richtig lustig.
    Tina war entzückt. Vor dem Hochsitz erhob sich der Dachs wieder auf die Hinterbranten und schnüffelte mit wiegendem Oberkörper in der Luft herum. Es sah aus, als sagte er: Ich weiß nicht recht, ich weiß nicht recht, geh’ ich nun hierhin oder dahin? Wo gibt es wohl die leckersten Käfer...
    Tina entwischte ein ganz kleiner Lacher. Sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.
    Zu spät! Empört sah der Dachs zum Hochsitz hinauf. Jemand hatte ihn belauscht! Er machte beleidigt kehrt und lief in seinem Hoppelgalopp den Waldweg hinunter, wo er verschwand.
    »Och«, sagte Tina enttäuscht, »wir wollten ihm doch gar nichts tun!«
    »Woher soll er das wissen«, gab Karl zurück.
    Über dieser Beobachtung war es beinahe Nacht geworden. Nur noch ein schmaler, blauer Streifen stand über den Wipfeln der Bäume. Sie mußten gehen. Und weil es im Hochwald so dunkel war, daß man die Hand nicht vor Augen sehen konnte und nicht wußte, wo man hintrat, ergriff Tina vorsichtshalber Karls Arm. So kamen sie unten an der Kanzel an, wo Heinrich und Tim auf sie warteten. Auf dem Nachhauseweg erzählte Tina ihnen von ihrem Dachserlebnis. Karl war ganz vergnügt und erklärte Tim, was für Vögel er vorhin im Fernglas ‘gesehen hatte. Der mit der schwarzen Banditenbrille war ein Raubwürger, der mit den Käppchen eine Mönchsgrasmücke. Tim fand, daß die Namen gut paßten. Tina aber sagte, Eddi und Fred müßte man unbedingt auch so eine Brille aufsetzen! Darüber lachten sie alle.
     

Zwei Wilddiebe werden geschnappt
     
    Am Donnerstagmorgen verbreitete sich in der Schule ein Gerücht wie ein Lauffeuer. Ein Fall von Wilddieberei war aufgedeckt worden! Man sprach von nichts anderem. Die kühnsten Vermutungen wurden angestellt. Einer wollte wissen, daß sogar eine Schießerei stattgefunden habe. Kurz, es herrschten ein Durcheinander und eine Spannung, die kaum zu ertragen waren. Karl wäre am liebsten auf der Stelle aus der Schule gerannt, um zu erfahren, ob ihre eigene Entdeckung etwas mit der Sache zu tun hatte. Noch nie zuvor waren ihm vier Stunden Unterricht so lang geworden.
    Als sie um zwölf nach Hause kamen, stand sein Vater mit drohender Miene in der Haustür. Aber sie hatten doch nichts angestellt! Was war denn jetzt passiert?
    »Der Förster war da«, sagte der Vater und zog die Augenbrauen hoch. »Ihr sollt alle heute um drei bei ihm vorbeikommen. Er war zwar gut aufgelegt, aber ich habe doch das Gefühl, daß ihr wieder was ausgefressen habt!« Er sah Karl prüfend an. »Wilderer soll man geschnappt haben. Hast du vielleicht etwas damit zu tun?«
    »Ich bin wirklich jede Nacht zu Hause gewesen«, antwortete Karl.
    »Na, dann kommt zum Essen!«
    Es hatte gar keinen Sinn, ans Lernen zu denken. Die Aufregung war zu groß. Fünf Minuten vor drei standen sie vor der Tür des Forsthauses. Frau Fischer führte sie ins Wohnzimmer. Der Tisch war schön gedeckt, in der Mitte prangte ein Apfelkuchen. Das sah nicht nach einer Strafpredigt aus. Eher nach einer kleinen Feier...
    Der Knasterbart kam herein. »Grüß Gott«, dröhnte sein Baß. Er setzte sich an den Tisch und zwinkerte einladend.
    »Was ist denn mit den Wilderern?« Tim konnte seine Neugier nicht mehr bezähmen und rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her.
    Der Knasterbart wollte anscheinend noch nicht darüber reden. Er wartete, bis seine Frau Kaffee eingeschenkt und sich auch an den Tisch gesetzt hatte. Dann blickte er noch einmal in die Runde, räusperte sich und begann mit ernster Miene: »Ihr wart ja eifrig auf dem Ansitz, wie ich höre. Aber ich bin auch nicht zu Hause herumgesessen. Karl hat mir das Bienenhaus gezeigt, und ich hatte einen ähnlichen Verdacht wie er. Die erste Frage hieß: Wußte jemand im Dorf von dem Häuschen? Vielleicht war es noch auf einem alten Grundstücksplan
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