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Die Feriendetektive

Die Feriendetektive

Titel: Die Feriendetektive
Autoren: Ulrich Mihr
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Weile sahen sie sich unschlüssig an. Dann entschied Tina: »Ich komme mit in den Wald hinauf.« Karl ging gleich voran. Tim und Heinrich kletterten auf die Kanzel und probierten erst mal das Fernglas aus.
    Karl und Tina schlichen durch den Hochwald und fanden den Leitersitz an einer Waldlichtung. Der Knasterbart hatte Karl ja den Weg genau beschrieben. Sie stiegen hinauf und setzten sich still hin. jetzt hieß es wieder warten und Wachsfigur spielen. Aber ein bißchen flüstern durfte man schon, gerade mit der Luft, die im Mund war, und ohne zum Sprechen richtig Atem zu holen...
    Nach einer halben Stunde wurde Tim die Sache zu langweilig. Es geschah rein gar nichts. Er schaute wieder in der Luft herum — nichts! Ein paar Meter vor der Kanzel stand ein Feldgehölz, aber auch da war außer einer Amsel nichts zu entdecken. Heinrich schien sich nicht zu langweilen. Er dachte wieder einmal nach, und dazu war ihm die Stille gerade recht.
    Tim nahm von neuem das Fernglas und sah sich die Hecke an. Da hüpfte jetzt noch ein anderer Vogel herum. Er war kleiner und heller...
    Tim stellte das Fernglas scharf. Der Vogel hatte ja eine schwarze Augenbinde! Er sah aus wie ein Strauchdieb. Oder wie einer von den Panzerknackern... Jetzt flog er auf den Boden herab. Tim folgte ihm mit dem Feldstecher. Verschwunden. — Schade.
    Aber da ragte ein langer Grashalm in die Höhe, und an dem wiegte sich nun ein dritter Vogel, winzig klein, mit einer schwarzen Kappe. Mußte der leicht sein, daß er an einem Grashalm schaukeln konnte! Tim wollte Heinrich gerade sagen, daß es hier durchaus etwas zu sehen gäbe, als er einen Stoß in den Rippen fühlte. Gleichzeitig machte Heinrich: »Pssst!«,zog ihn mit der rechten Hand sachte am Ärmel und schaute nach links von der Kanzel hinunter. Richtig! Dort unten knackte es leise.
    Zentimeter um Zentimeter rutschte Tim hinüber, bis er seitlich über die Brüstung sehen konnte. In kaum fünfzig Meter Entfernung stand ein Reh. Es war erst halb aus dem Dickicht getreten und sicherte. Tim hob langsam das Fernglas. Auf dem Kopf des Tieres sah er etwas Helles blinken. Er erkannte, daß es ein Bock war. Wieder wurde er gestupst. Ach so! Heinrich wollte auch mal durchs Fernglas sehen. Sie wechselten ab.
    Nach einer Weile gab der Bock sein Mißtrauen auf und trat auf die Wiese heraus. Langsam zog er auf die Hecke zu, die Tim vorhin beobachtet hatte. Dort, wo der Messerbalken der Mähmaschine nicht durchkam, schienen besonders schmackhafte Kräuter zu stehen. Er äste geruhsam in kaum zwanzig Meter Entfernung. Jetzt füllte er das Bild im Fernglas fast ganz aus. Ihre Geduld wurde belohnt, die Langeweile von vorhin war verflogen. Sie merkten kaum, wie das Licht immer mehr schwand.
    Auf dem Leitersitz im Hochwald wisperten Tina und Karl miteinander. Karl hätte es hier wochenlang ausgehalten, auch wenn sich kein Wild mehr auf der Lichtung gezeigt hätte. Endlich hatte er den Mut gefunden, Tina zu sagen, daß er sie ganz prima fand. Er hatte so etwas noch nie zu einem Mädchen gesagt. Jetzt setzte sich an der Lichtung eine Amsel auf die Spitze der höchsten Fichte und sang. Und sie tat dies so schön, wie man es ihr gar nicht zugetraut hätte.
    Tina gefiel es hier. Aber sie wünschte trotzdem, daß sich noch ein Tier zeigen möge. Ob die unten etwas sahen? »In der Kultur unterhalb des Hochwalds ist ein Fuchsbau mit einem Dachs«, flüsterte
    Karl. »Deshalb wollte ich hierher! Aber es muß ziemlich dunkel sein, bevor er aus dem Bau geht. Versprechen kann ich nichts.«
    »Ich weiß«, antwortete Tina ebenso leise.
    Sie saßen wieder lange Zeit ganz still. Auch die Amsel hatte mit ihrem Gesang aufgehört. Am Himmel zeigte sich schon der erste Stern.
    Auf einmal raschelte es vor ihnen auf der Lichtung. Zwischen den hohen Gräsern war nichts zu erkennen. Hatte sich an dem Baumstumpf dort nicht etwas bewegt? Oder täuschten sie sich? Tina wurde es ganz unheimlich. Nagte da etwas an dem morschen Baumstumpf?
    Ein spitzer, schwarzer Kopf mit weißen Streifen guckte über den Stubben. Tina sah Karl fragend an. Seine Lippen formten geräuschlos das Wort: Dachs... Sie wagte kaum zu atmen. Jetzt nur nicht bewegen! Schwupp! Der Kopf des Dachses war verschwunden.
    »Ist er weg?« raunte Tina und zog die Augenbrauen in die Höhe. Warten, warten! bedeutete ihr Karl mit Handzeichen.
    Fünf Minuten vergingen. Sie schienen unerträglich lang. Hatte er sie gewittert? Karl machte den Finger naß und hielt ihn in die Höhe. Er
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