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Die Feriendetektive

Die Feriendetektive

Titel: Die Feriendetektive
Autoren: Ulrich Mihr
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über den Holztrog beugte, staunte er: Unter der Wasseroberfläche war der ganze Trog dick mit grünen Algen bewachsen. Handtief standen sie auf dem roh behauenen Holz. Der reinste Unterwasser-Dschungel! Sogar kleine Schnecken waren zu sehen.
    »Ihr müßt am Rohr trinken«, sagte Karl, ließ seine hohlen Hände voll Wasser laufen und wusch sich das erhitzte Gesicht. Das Wasser war eiskalt.
    Tim nahm schnell eine Handvoll und goß sie Karl freundschaftlich in den Nacken. Damit kam die schönste Wasserschlacht in Gang. Karl schaufelte nämlich mit beiden Händen das eiskalte Naß aus dem Trog. Tims Hemd war sofort patschnaß. Er konnte sich gerade noch durch einen Hechtsprung vor weiteren Attacken retten.
    »He, das ist unfair!« schrie Tina.
    Karl lief hinter Tim her. Auf einmal hielten sie mitten in der Bewegung inne. Wer schrie und lachte da noch? Ein letztes kurzes »Hihi«, Tinas Stimme, war in der Luft zu hören. Die Wand warf ihre Rufe zurück! Es klang echt spöttisch.
    Die Nachhut kam zur Hütte. »Euch hört man bis Waldeck!« sagte Herr Kienast und erklärte ihnen gleich das Echo. Tim und Karl setzten sich zum Trocknen auf eine Bank an der Hüttenwand. Die Steine waren zwar noch warm von der Sonne, aber die Luft hier oben war kühl. Sie zogen ihre Pullover aus dem Rucksack und aßen ihren Proviant. Fred und Eddi standen gerade am Wasserrohr und tranken gierig.
    »Willst du die Sache mit den Fischen wirklich morgen starten?« fragte Heinrich.
    Karl nickte. »Die zwanzig Mark nehme ich denen glatt ab. Aber wir müssen überall Wachtposten aufstellen und ein Warnzeichen verabreden.«
    »Ein Zeichen?« fragte Heinrich. »Ich steige auf den Baum, auf dem Tim damals gesessen ist. Aber wenn ich rufe, werde ich sofort gesichtet, und dann ist Feierabend.«
    »Du machst am besten eine Taube nach«, sagte Karl. »Das fällt nicht auf. Schau mal: Man legt den kleinen Finger der linken Hand der Länge nach in die Handfläche der rechten Hand, und zwar an den Ansatz der Finger. Dann schließt man die Hand zu einem dichten Hohlraum und legt die Daumenspitzen auf dem linken Zeigefinger auf. Die Daumenspitzen liegen so aneinander an, daß sich zwischen den zweiten Daumengliedern eine Öffnung bildet und an den Knöcheln eine kleine Raute entsteht. Jetzt legt man die Lippen sacht auf die Knöchel und bläst in die hohlen Hände. Dabei verändert man den Abstand der Daumenknöchel so lange, bis der erste Ton kommt. Das klingt so echt, daß sogar die Tauben darauf hereinfallen!«
    Karl machte es vor. Man glaubte wirklich, eine Taube gurren zu hören. Nun probierten es auch die anderen. Nach einer Weile war das schönste Taubenkonzert im Gang. Sie waren ganz vertieft, als der Bergführer zu ihnen herüberrief: »Los! Jetzt geht’s zum Gipfel! Euer Gepäck könnt ihr hierlassen. Nehmt aber eure Jacken und Pullover mit!« Fred und Eddi saßen mit einigen anderen in der Hütte, froren und wollten nicht weiter mit. Der Lehrer erlaubte ihnen, in der Hütte zu warten.
    Die größere Gruppe zog los. Zuerst führte ein Steig über eine Geröllwand. Sie war so steinig, daß man bei jedem Schritt wieder ein Stückchen zurückrutschte. Vom runden Rücken des Berges stiegen sie auf das Gipfelkreuz zu. Hinter ihnen öffnete sich bereits eine herrliche Aussicht auf die bayerischen Alpen.
    Eine seltsame Aufregung hatte sie alle gepackt. Niemand sprach mehr ein Wort. Tim, Tina, Karl und Heinrich hielten sich dicht hinter dem Führer. Als sie zu den Eisenleitern kamen, blieb er stehen und paßte auf. Hier durfte man nicht hastig oder leichtsinnig klettern.
    »Lauft nur voraus« sagte er dann. »Von jetzt ab könnt ihr nichts mehr falsch machen. Aber geht nicht zu nah an den Abgrund!«
    »Bestimmt nicht«, sagte Heinrich und setzte sich in Marsch.
    An manchen Stellen des Weges mußten sie sich an einem Stein festhalten und eine etwa meterhohe Stufe kletternd überwinden. Sie halfen sich gegenseitig. Die Steine waren mit graugrünem Moos bewachsen. Es sah aus wie alte, abblätternde Farbe. In den Ritzen staken winzige Moospolster. Tina entdeckte am Fuß eines großen Felsblocks allerkleinste gelbe Blümchen, die sich in einer Spalte versteckten. Pionierpflanzen! schoß es ihr durch den Kopf. Ja, das hier waren wirklich Pioniere...
    Sie schaute hinauf. Um das Gipfelkreuz standen Menschen. Das Kreuz, das vorhin noch so klein ausgesehen hatte, war etwa vier Meter hoch. Dann war es geschafft! Auf dem Gipfel prallte ihnen ein kalter Wind entgegen.
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