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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain
Autoren: Tamara McKinley
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aus der Zeit der großen Ochsentrecks, als dreißig Ochsen die riesigen Fuhrwerke mit großen Ballen Schafwolle durch die Stadt zum Markt nach Brisbane zogen. Es war ein wohlhabender Ort mit einem Hotel an jeder Straßenecke. Darin wohnten die Viehzüchter und Treiber, die ihre Herden an dem kleinen viktorianischen Bahnhof auf die Züge verluden, um sie nach Osten zu transportieren.
    Die Stadt lag inmitten einer Gegend mit gutem Weideland und Wäldern, genährt von zahllosen unterirdischen Wasserläufen und tiefen Billabongs. Es war ein Land der Wolle und des Rindfleischs, und nach dem Großen Krieg waren die Outlander reich. Ihr Geld hatte hölzerne Gehsteige und Geschäfte entstehen lassen, zwei Kirchen, eine Polizeiwache und eine Pferderennbahn.
    Das beste Hotel war das Coronas. Gebaut für die Bedürfnisse der Aristokratie des Outback – die Viehzüchter –, war es ein anmutiges viktorianisches Gebäude mit einer schattigen Veranda an der Hauptstraße. Der Speisesaal war getäfelt, und die Deckenbalken waren aus feinstem Eichenholz. Auf den Tischen lag schneeweißes Leinen und poliertes Silber unter den aus Frankreich importierten Kronleuchtern.
    In der Empfangshalle herrschte eine gedämpfte Atmosphäre wie in einem Tempel; überall standen bequeme Sessel und Tiffanylampen, und der Boden war blank gebohnert. Jedes der luxuriösen Zimmer im ersten Stock hatte ein eigenes Bad – eine Neuerung, die von den Einheimischen noch immer ehrfürchtig mitgroßen Augen betrachtet wurde. Ein breiter Balkon zog sich um das ganze Hotel. Hier konnten die Viehzüchter im Schatten in Korbsesseln sitzen, Zigarren rauchen und Bier und Whisky trinken, während sie auf die kleine Stadt hinausblickten, die sie stolz ihr Eigen nennen konnten. Mehrere dieser Zimmer waren dauerhaft vermietet, damit diese Outback-Aristokraten und ihre Familien in die Stadt kommen konnten, wann immer sie wollten, ohne auf ein anständiges Bett verzichten zu müssen.
    Das Hotel Coronas war ein berühmtes Wahrzeichen dieser Stadt, und der Saal an der Rückseite war ein beliebter Schauplatz für Partys und Bälle; Nichteingeweihte behaupteten, er sei nicht selten ein Ort der Ausschweifung und Unmoral. Es war ein großer Saal mit einer Bühne am Ende. Er würde der Truppe in den nächsten Tagen als Theater dienen.
    Am Stadtrand fühlte Velda die altvertraute Erregung, als sie mit den Zügeln in den Händen auf dem Bock saß und auf das Zeichen wartete, um die Parade auf die Hauptstraße zu führen. Läufer waren vorausgeschickt worden, die ihre Ankunft ankündigen sollten, und die unternehmungslustige Nervosität wurde fieberhaft. Die Pferde schwitzten und warfen die federgeschmückten Köpfe zurück, Patch rannte im Kreis umher, und die Schauspieler zogen ihre Kostüme zurecht und hielten sich bereit.
    Declan warf Velda eine Kusshand zu, strich sich den Frack glatt und überprüfte den Sitz seiner Fliege. Dann gab er den Musikern ein Zeichen und führte die Prozession in die Stadt. Trommeln, Flöten, Tamburin, Pennywhistle, Akkordeon und Violine begleiteten den langsamen, majestätischen Zug. Als wüssten sie, dass die Show begonnen hatte, schritten die Pferde mit erhobenen Köpfen aus und wirbelten mit ihren mächtigen Hufen Staub auf. Die Tänzerinnen ließen ihre Röcke wirbeln und zeigten ihre wohlgeformten Beine, die Akrobaten in ihren weißen Trikots schlugen Rad, während die Jongleure Bälle und Keulen in der Luft tanzen ließen. Und über allem erklang Declans kraftvoller Bariton.
    Die Leute von Charleville säumten die Straße und schauten staunend zu. Kinder rannten neben den Wagen her und fingen die Süßigkeiten auf, die Velda und die anderen Fahrer ihnen zuwarfen. Männer beugten sich über die Balkongeländer und schrien den Tänzerinnen wüste Komplimente zu, während die Frauen die Muskeln der Akrobaten bewunderten und Declan mit flatternden Taschentüchern zuwinkten. Die Pferde an den Anbindepfosten entlang der Straße nickten bei dem Lärm nervös und stampften mit den Hufen, und mehrere Hunde liefen bellend durch die Parade und schnappten nach den ungewohnten Erscheinungen. Patch kläffte zurück und fletschte die Zähne, jederzeit bereit, die Störenfriede aus seiner Parade zu vertreiben und ihnen zu zeigen, dass sie kein leichtes Spiel mit ihm haben würden, auch wenn er eine Halskrause mit Pailletten trug.
    In der Stadtmitte hielt der Wagenzug. Declan stieg zu Velda auf den Wagen und schwenkte seinen Zylinder. Daraufhin verstummte
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