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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain
Autoren: Tamara McKinley
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etwas schief ginge? Sie spürte, dass ihr die Tränen kamen, und am liebsten hätte sie laut schreiend nach ärztlicher Hilfe gerufen – aber sie wusste, dass solches Theater sie jetzt nicht weiterbringen würde. Sie und Declan waren dem Schicksal hilflos ausgeliefert.
    »Es wird schon gehen«, sagte sie mit aller Festigkeit, die sieaufbringen konnte. »Geh und kümmere dich um die Truppe. Poppy wird sich um mich kümmern.«
    Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, zögerte noch einen Augenblick und verließ sie, als Poppy mit einer Tasse Tee erschien.
    »Wo ist der Doc?«, fragte Poppy und sah sich suchend um.
    »Nicht in der Stadt.« Velda verzog das Gesicht. »Ich glaube, jetzt hat es wirklich angefangen, Pops.« Sie griff nach der Hand des Mädchens. »Schau nach, ob er unterwegs ist oder ob sonst jemand helfen kann. Aber sag Declan nichts, solange wir nicht wissen, ob es nicht doch falscher Alarm ist. Ich will nicht, dass er sich noch mehr Sorgen macht.«
    »Wenn du meinst   …« Aber Poppy war nicht überzeugt.
    Velda nickte entschlossen. »Declan hat schon genug am Hals – und du weißt ja, wie er ist. Er versteht nichts von all dem, und er wird nur in Panik geraten.«
    Poppy schüttelte die Kissen auf und wandte sich ab. Velda trank ihren Tee, und als eine Weile vergangen war, fühlte sie sich wie eine Simulantin. Die Schmerzen hatten ausgesetzt, und abgesehen von der Erschöpfung fehlte ihr eigentlich nichts. Trotzdem, dachte sie, würde es nicht schaden, wenn ein Arzt in der Nähe wäre – nur für den Fall, dass plötzlich wieder alles Hals über Kopf geht.
    Einige Zeit später kehrte Poppy rot und verschwitzt zurück. »Der Doc ist immer noch unterwegs, aber sie rechnen damit, dass er heute Abend zurückkommt«, berichtete sie atemlos. »Ich musste quer durch die Stadt zu seinem Haus rennen, aber seine Missus ist richtig nett. Sie sagt, sie schickt ihn rüber, sowie er da ist.«
    Diese Neuigkeit musste Velda erst verdauen, doch dann war ihr klar, dass sie nichts tun konnte. Zumindest hat der Schmerz aufgehört, sagte sie sich, und wir sind nicht mehr mitten im Niemandsland. Hier hatte sie eine bessere Chance, ein lebendes Kind zur Welt zu bringen. Nun hatte sie lange genug herumgesessen, und Poppys Protesten zum Trotz stemmte sie sich hoch. »Es wirdZeit, dass ich wieder an die Arbeit gehe«, erklärte sie. »Kann nicht hier rumsitzen, während so viel zu tun ist, und außerdem brauche ich ein bisschen Ablenkung.«
    Declan, der den Bühnenvorhang aufgehängt hatte, kam zurück. »Du bleibst hier«, befahl er. »Du hast nichts anderes zu tun, als dich um dich selbst und das Baby zu kümmern.«
    Velda erhob Einwände, aber selbst in ihren eigenen Ohren klangen sie nicht überzeugend, und als Declan nichts davon hören wollte, ließ sie sich erleichtert in die Kissen zurücksinken. Aber obwohl sie sich behaglich umhegt fühlte, sah sie mit wachsender Frustration zu, wie die Vorbereitungen für die Show getroffen wurden. Sie hätte sich bei den Requisiten und beim Auspacken der Kostüme nützlich machen, hätte den Vorhang mit aufhängen und die Bühne fegen sollen. Stattdessen lag sie hier, dick und träge wie eine wohlgenährte Katze.
    Endlich war der Saal fertig. Die dick gepolsterten Stühle des Hotels waren zu ordentlichen Reihen aufgestellt, und der rote Samtvorhang, den sie hinter der Bühne in einem Schrank gefunden hatten, bot einen prachtvollen Anblick vor den weißen Wänden des Saales. Das Rampenlicht war ein Wunderwerk der Erfindungskunst: Es war an die Elektrizitätsversorgung des Hotels angeschlossen; der Strom kam von einem mächtigen Generator, der hinter dem Gebäude stand – viel moderner als die alten Gaslichter.
    Als alles an seinem Platz war, wandten Declan und zwei andere Männer sich seinem speziellen Podest zu. Es war eine alte Kanzel, die sie in einer renovierten Landkirche gefunden und für ein Lied bekommen hatten: Declan hatte eine Solovorstellung gegeben und den entzückten Damen, die für die Kirchenkasse verantwortlich waren, seine Lieblingsarien vorgesungen, und mit Freuden hatten sie ihm dafür die Kanzel überlassen.
    Das Möbel war mit Kapok aufgepolstert und mit tiefrotem Samt überzogen worden. Der Samt war mit einer dicken goldenen Kordel bestickt, und schwere Fransen schmückten die Seiten. Es wurde am Bühnenrand aufgestellt. Declan würde dort die einzelnen Nummern ankündigen und das Publikum mit seinen perfekt formulierten, verschlungenen Texten
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