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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Autoren: Leslie Parrish
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nicht rumsuchen und statt in unserer Einsatzzentrale vielleicht in einer Sicherheitszone landen. Wirklich, wenn es Ihnen nichts ausmacht – Sie würden mir einen großen Gefallen tun.«
    Diese Taktik funktionierte.
    »Klar.« Der junge Mann war sichtlich erleichtert, dass er für eine Weile verschwinden konnte, ohne dabei das Gefühl zu haben, wie ein Botenjunge losgeschickt zu werden. Nur Gott allein wusste, warum er die Männer so geschaffen hatte, dass man ihren Stolz noch mehr hätscheln musste als ihre Schwänze.
    »Wir haben den Terminal und die Einsatzzentrale in einem Zimmer ein paar Stockwerke höher eingerichtet«, erklärte Bailey. »Die Aufbereitung der Daten von Carrs Armchip – Strafregister, medizinische und zahnmedizinische Daten und Hintergrundprüfung – müssten inzwischen fertig ausgedruckt sein. Sonst warte ich darauf und bringe Ihnen den Ausdruck dann.« Er hüpfte praktisch auf den Zehenspitzen herum, bereit loszusausen.
    Ronnie nahm es ihm nicht übel, dass die Aussicht auf eine Pause ihn erleichterte. Er würde die frische Luft genießen, die weder nach Baustaub schmeckte noch nach Blut roch. »Wunderbar«, antwortete sie.
    Ohne ein weiteres Wort drehte Bailey sich um und ging den Weg zurück, den sie hergekommen waren, wobei er einen großen Bogen um die verklumpte Masse machte, die dicht an der Treppe lag. Er hielt die Augen starr geradeaus gerichtet, hob und senkte die Beine gleichmäßig wie Kolben, während er über den Betonboden marschierte, so als fürchte er, er könnte kotzen, falls er den Blick in die falsche Richtung wandern ließe. Dass er den Brechreiz bisher hatte unterdrücken können, zeigte allerdings, dass er im Polizeidienst eine Zukunft hatte.
    »Mensch, Ron, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast dich gerade echt wie eine Frau benommen.«
    Sie feuerte sofort zurück. »Sorry, Partner, hätte ich das dir überlassen sollen?«
    »Du gibst also endlich zu, dass ich hübscher bin als du?«
    »Du bist ungefähr so hübsch wie ein Holzklotz«, brummte sie.
    »Na, dann passen wir ja zusammen, denn du hast auch schön viel Holz vor der … «
    »Halt die Klappe, du Depp.«
    Wie immer ließ Daniels sich nicht aus der Ruhe bringen. Er hob nur die Hand, um einen Waffenstillstand zu erbitten. »War doch bloß ein Scherz. Das hast du wirklich gut gemacht. Der Knabe sah ja aus, als würde er gleich sein Frühstück auf das Opfer spucken.« Er sah sich um und stellte klar: »Oder auf Teile des Opfers. Du hast ihn gerade noch rechtzeitig hier rausgeschickt. Er hätte sich ja fast noch dafür bedankt, dass du ihn rumkommandiert hast.«
    »So den Vormittag zu beginnen, ist für niemanden leicht.« Ronnie rieb sich die Schläfe, wo ein leichter Kopfschmerz zu pochen begann. »Ich kann es ihm nicht verübeln, dass er froh war, hier rauszukommen.«
    Sie schaute sich um, immer noch bemüht, zu begreifen, was geschehen war. Und wo es geschehen war. Dieser Teil des Gebäudes befand sich noch im Rohbau – er diente zwar schon als solides Fundament, hatte aber noch keine Zwischenwände, um Zimmer abzutrennen. Folglich gab es auch keine Ecken. Nur den nackten Boden, einen höhlenartigen Flur, einige Baugeräte – und Leichenteile. Viele.
    Daniels schüttelte amüsiert den Kopf und sah sich ebenfalls am Tatort um. Er stieß einen Pfiff aus. »Mein lieber Schwan, was für eine Sauerei.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Wollen wir wetten, warum du und ich anscheinend als Einzige bereit sind, sich hier reinzustürzen? Wo bleibt denn bloß die Spurensicherung?«
    Ronnie hatte keine Ahnung. Seltsam. Höchst seltsam.
    »Und wo ist das Blut? Das hier scheint mir etwas wenig für … eine so extreme Geschichte.«
    Diese Frage hatte Ronnie sich auch schon gestellt. An einem Tatort, wo so viel Blut vergossen worden war, hätte sie erwartet, alle sechs Liter dieser Frau in einer Lache auf dem Boden zu finden. Aber es war nicht viel zu sehen, nur geringe Mengen um innere Organe, Gliedmaßen oder unidentifizierbare Körperteile herum, sowie ein Netz aus feinen Linien, das sich über den Betonboden zog.
    Ein weiterer Angehöriger des Teams vom Secret Service hatte gerade den Tatort abgesperrt und trat nun zu ihnen hinter das gelbe Band, das er soeben aufgestellt hatte. »Das Blut ist da unten.«
    Ronnie schaute in die angegebene Richtung und entdeckte einen knappen halben Meter neben einem mit Sehnen überzogenen Klumpen ein rostiges Abflussgitter. Doch dann blinzelte sie, denn wie
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